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076 - Mimikri

076 - Mimikri

Titel: 076 - Mimikri
Autoren: Horst Pukallus
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blutige Kult neu ausgebrochen war. Seit einer ganzen Weile zeigte Mer'ol ein reichlich auffälliges Verhalten. An seinen Kiemen schlackerten die Atemlappen in schnellem Rhythmus. Wiederholt sträubte sich sein grüner Flossenkamm, und gelegentlich drohten sich ihm die Augen zu verdrehen.
    Normalerweise hätte Quart'ol seinen Assistenten in seine Gedanken eingeweiht.
    Aber es war offensichtlich, dass Mer'ol unter erheblichem Stress stand.
    Daher betrachtete Quart'ol den jetzigen Zeitpunkt als ungeeignet, um mit ihm über Theorien zu diskutieren. Er wollte warten, bis sich Mer'ol beruhigt hatte oder stichhaltige Fakten vorlagen, was hier tatsächlich geschehen war.
    Umso erleichterter war er, als sie die Versammlung der Torkurer entdeckten.
    Nun würde sich bald alles aufklären…
    Seine Freude war verfrüht - und gefährlich
    ! Denn was sie nach dem Passieren der Lavaröhre auf dem Vorplatz des Hydrosseums erblickten, wurde ihnen beinahe zum Verhängnis.
    Die vermeintliche Zusammenkunft zahlreicher Hydriten erwies sich aus der Nähe als lächerlich plumpe Anhäufung grob hydritoider Umrisse. Anscheinend bestand sie aus einer pelzigen Masse, die sogar Farben nachahmen konnte!
    Quart'ol fuhr zu seinem Begleiter herum - und starrte unvermutet in die Mündung eines Schalldruckgewehrs.
    »Mer'ol! Was… ?«
    Im nächsten Augenblick röhrte eine Schockwelle an ihm vorbei und wirbelte ihn zur Seite. Mit mehreren Schwimmstößen konnte er sich abfangen.
    Der Schockstrahl aus Mer'ols Waffe traf einen langen Tentakel, der sich vom Vorplatz des Hydrosseums zu ihnen emporschwang. Der Treffer warf den Tentakel zurück und verhinderte, dass er sich weiter in ihre Richtung bewegte.
    Ziellos peitschte die gelbliche, blau gemaserte Extremität umher.
    Weißliche Flocken rieselten von ihrer Außenhaut.
    Hektisch trat Mer'ol Wasser und schoss erneut. Gleichzeitig bildeten sich weitere Fangarme aus der Masse: drei, vier, dann fünf.
    Quart'ol handelte ohne Zögern.
    Selbst wenn sie zu zweit schossen, würden sie nicht alle treffen können.
    Mit der Linken ergriff er seinen Assistenten am Oberarm und riss ihn mit sich, als er zurück zur Lavaröhre schwamm. Mer'ol wehrte sich, wollte die Waffe wieder ausrichten. In Schwallen perlte Luft aus seiner Schwimmblase.
    »Hör auf!« , brüllte Quart'ol ihn an.
    »Wir müssen hier weg, sonst erwischt es uns!«
    Er warf einen schnellen Blick zurück.
    Der angeschossene Tentakel verschmolz gerade wieder mit der Körpermasse des unfasslichen Wesens - denn dass sie es mit einem Lebewesen zu tun hatten, daran hegte Quart'ol keinen Zweifel. Die fünf neuen Arme kamen bedrohlich näher - aber nicht schnell genug. Der Vorsprung würde reichen, um in der Röhre Zuflucht zu finden.
    In diesem Moment erreichten grobschlächtige mentale Impulse die beiden Hydriten. Hypnotische Schwingungen schlugen mit der Wucht eines Walschwanzes auf sie ein.
    Kooommt zu miiir , verlangte eine Stimme in ihrem Köpfen. Gehooorrrcht mir. Beugt euch meinem Wiiiillen. Gehoooorrrcht. Kooommt.
    Kooommt…!
    »Das könnte dir so passen« , knurrte Quart'ol. Er klammerte die Flossenfüße an den Rand des runden Stollens. Dann hob er das Schalldruckgewehr und zielte auf die Masse.
    Doch ehe Quart'ol zum Schuss kam, lenkte etwas das Wesen ab. Anstatt sich weiter zum Stollen zu schlängeln, zuckten die Tentakel plötzlich zurück.
    Vorsichtig lugten die beiden Hydriten aus der Stollenöffnung nach oben.
    Ein großer Hai kreuzte über dem Hydrosseumsplatz durch die blaugrünen Fluten. Wahrscheinlich hatte die Bewegung den Raubfisch angelockt. Beißlüstern die Zähne gebleckt, schwamm er mit energischen Schlägen der Schwanzflosse auf einen der Tentakel zu.
    Im selben Moment ging ein Wallen durch die organische Masse, aus denen die falschen Hydriten bestanden. Die vorgetäuschten Farben strudelten durcheinander.
    Eine fahle Beule stülpte sich aus, schien zu platzen - nein, es war eine Drüse: Eine Fontäne weißlicher Flüssigkeit schoss hervor und traf den überraschten Hai. Sie umfloss das Tier und bildete rasch eine zähe Haut um ihn herum.
    Dann verdickte sich der Strahl zu einem sämigsteifen Strang und zog den Fisch in die Tiefe.
    Der Hai zappelte vergeblich. Bevor der Fangarm im Inneren des Hydrosseums verschwand, konnte Quart'ol noch beobachten, dass die klebrige Haut zu einem länglichen Kokon verwucherte.
    »Heiliger Ei'don…!« , zischte Mer'ol neben ihm. Er war blassblau geworden.
    Angesichts des Kokons mutmaßte
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