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0758 - Die Einsamen von Terra

Titel: 0758 - Die Einsamen von Terra
Autoren: Unbekannt
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gelangen und einen weiteren Schuß als Orientierungssignal abzufeuern, konnte ein Zusammentreffen mit dem Fremden vereiteln, denn es war möglich, daß der andere sich in eine falsche Richtung bewegte.
    Speideck rannte so schnell, daß er auf der Treppe fast das Gleichgewicht verlor. Als er den Ausgang erreicht hatte, warf er sich mit dem Körper dagegen. Das Tor gab nach. Speideck nahm sich keine Zeit zum Atemholen, sondern feuerte sofort einen Schuß ab.
    Dann hielt er inne, unterdrückte seinen Atem und lauschte.
    Er hörte nichts. Panik begann sich in ihm auszubreiten. Hatte er die kaum noch erhoffte Chance schon wieder verspielt?
    Da besann er sich, daß er die Stimme des anderen hier unten auf der Straße sicher nicht so weit hören konnte wie oben auf dem Dach. Das mußte die Erklärung sein.
    Speideck kannte die Richtung nicht, aus der die Stimme gekommen war. Er hatte keine andere Wahl, als hier auf der Straße zu warten und in regelmäßigen Abständen einen Schuß abzufeuern.
    Der andere, der offenbar keine anderen Möglichkeiten als seine Stimme hatte, um auf sich aufmerksam zu machen, mußte zu Speideck finden.
    Das Warten wurde für den Mann zu einer nervlichen Zerreißprobe.
    Er hatte noch drei Schüsse im Magazin und sieben Ersatzpatronen.
    In dieser Stadt konnten zwei Menschen, die nur durch einen Gebäudekomplex getrennt waren, unbemerkt aneinander vorbeilaufen.
    Die Zeitspanne zwischen dem zweiten und dem dritten Schuß brachte Kanube fast zur Verzweiflung, denn er begann zu befürchten, daß er sich nicht deutlich genug bemerkbar gemacht hatte.
    Er stand mitten auf der Straße. Im Augenblick konnte er nur warten. Hinter sich hörte er schnelle Schritte. Ohne sich umzudrehen, wußte er, daß Marboo kam.
    Unmittelbar, nachdem sie ihn erreicht hatte, fiel der dritte Schuß.
    Marboo wollte etwas sagen, doch Kanube hob die Hand.
    Er wartete, bis das Echo verklungen war. Hier in den Straßenschluchten des städtischen Zentrums war es nicht einfach, die Stelle zu lokalisieren, an der der Schuß abgefeuert worden war.
    Kanube glaubte jedoch, die ungefähre Richtung ausgemacht zu haben.
    Er wandte sich an Marboo.
    „Warum wartetest du nicht?" fragte sie vorwurfsvoll. „Ich hatte kaum Zeit, meine Jacke zu schließen."
    „Da sind irgendwo Menschen", erklärte der dicke Mann. „Wir dürfen ihre Spur nicht verlieren."
    Sie bewegten sich mitten auf der Straße, damit sie von einer anderen Gruppe sofort gesehen werden konnten. Etwa zehn Minuten später fiel der nächste Schuß.
    Kanube sagte: „Der Schütze befindet sich auf der Parallelstraße, in Richtung des Marcus-Everson-Denkmals."
    „Ich hatte den Eindruck, den Schuß aus allen Richtungen gehört zu haben", gestand das Mädchen.
    Kanube nickte grimmig.
    „Es ist der Echoeffekt."
    Sie bogen in eine Seitenstraße ein. Plötzlich blieb der Afroterraner stehen.
    „Was ist?" erkundigte sich Marboo.
    Kanube sah sie an. Der hochgestellte Pelzkragen ihrer Jacke umrahmte ihr hübsches Gesicht. Es war vor Anstrengung gerötet.
    „Wer immer es ist, er hat eine Waffe", sagte Kanube langsam.
    „Ich habe gerade überlegt, daß wir ziemlich leichtsinnig und voreilig sind. Der oder die Unbekannten könnten Gegner sein - Aphiliker."
    Erwartung und Erleichterung, die ihren Gesichtsausdruck geprägt hatten, machten plötzlicher Bestürzung Platz.
    „Aber ... aber wir müssen doch zu diesen anderen Menschen - auch wenn es Aphiliker sein sollten. Sie sind bestimmt ebenso einsam wie wir. Unter diesen Umständen ist doch gleichgültig, was sie sind. Sie werden in jedem Fall daran interessiert sein, mit uns zusammenzuarbeiten."
    Kanube war nicht davon überzeugt. Er wußte selbst nicht, warum er auf einmal verunsichert war. Sein Instinkt sagte ihm, daß es bei einer Begegnung mit anderen Menschen zu Schwierigkeiten kommen konnte.
    Schließlich gab er sich einen Ruck und ging weiter.
    Sie erreichten die Kreuzung zur Parallelstraße. Nach rechts stieg die Straße leicht an, bis zu dem Rondell, auf dem das Everson-Denkmal stand. Es gab keine Fahrbahn, sondern nur zwei Rollbänder, die jetzt stillstanden. Der Mittelstreifen der Straße wurde von großen Ahornbäumen gebildet. Die Rollbänder waren vereist.
    „Dort hinauf!" entschied Kanube und deutete in Richtung des Rondells. „Dort oben müssen sie irgendwo sein. Wir nehmen den Weg zwischen den Bäumen."
    In diesem Augenblick fiel wieder ein Schuß.
    „Der Explosionslärm kommt aus der Nähe der Hochhäuser rund um
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