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0753 - TV-Dämonen

0753 - TV-Dämonen

Titel: 0753 - TV-Dämonen
Autoren: Andreas Balzer
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Kreatur.
    Und das Monster war nicht allein. Zwei weitere Ungeheuer sprangen aus der Dunkelheit des Flurs hervor und stürzten sich auf den blutenden Körper.
    »Nein, nein, bitte nicht!«, jammerte der Junge. Er wollte die Augen schließen, aber er konnte es nicht. Wie gelähmt sah der Achtjährige zu, wie die Dämonen sich auf den Körper seiner Mutter stürzten und ihr große Stücke Fleisch aus dem Leib rissen.
    »Bitte, lieber Gott, lass Mami schon tot sein!«, betete Jean.
    Offenbar hatte eine der Kreaturen ihn gehört. Sie warf ihren monströsen Kopf herum. Rot glühende Augen starrten ihn an. Das Monster schnüffelte in der Luft und stieß ein grässliches Heulen aus. Jetzt ließen auch die beiden anderen Monster von der zerfetzten Frauenleiche ab.
    Ein paar Sekunden lang sahen die drei Höllenwesen den vor Angst zitternden Jungen nur an.
    Dann stürzten sie sich auf ihn!
    Heute
    Immer wenn Zamorra die heiligen Hallen der Sorbonne betrat, überkam ihn ein sehr merkwürdiges Gefühl. Er hatte in den sechziger Jahren selbst eine Zeit lang an der renommiertesten französischen Universität studiert und später sogar fünf Jahre dort gelehrt.
    Jedes Mal, wenn er an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrte, musste Zamorra daran denken, was aus ihm geworden wäre, wenn er sich nicht entschlossen hätte, sein Leben dem Kampf gegen die dunklen Mächte zu widmen. Wenn er kein Auserwählter wäre und wie seine Kollegen eine rein akademische Karriere angestrebt hätte.
    Er hätte dann nie aus der Quelle des Lebens getrunken. Ohne die von ihr verliehene relative Unsterblichkeit wäre er heute nicht nur nach seinem Geburtsdatum, sondern auch vom Aussehen und seinem körperlichen Befinden her um die sechzig. Kurz vor der Pensionierung. Unvorstellbar!
    Wäre er einer dieser wunderlichen Gelehrten geworden, die von ihren Studenten wie von ihren Kollegen verlacht wurden? Hätten sie ihm hinter seinem Rücken Spitznamen wie ›Höllen-Zammy‹ gegeben, weil er beharrlich die Existenz der Hölle und ihrer vielgestaltigen Bewohner verkündete? Oder hätte er sich irgendwann aus Mangel an Beweisen von der esoterischen Irrlehre ab-und den Realitäten der Wissenschaft zugewandt?
    Zamorra wusste es nicht. Es war anders gekommen. Und nur das zählte.
    Auch wenn er in letzter Zeit nur noch selten hier war, fand sich der Parapsychologe mühelos in den altehrwürdigen Fluren der Universität zurecht. Die Räume hatten sich nicht verändert, die Menschen, die sie bevölkerten, schon. Zamorra hatte seine akademische Karriere in einer Zeit des Umbruchs gestartet, der Revolte gegen das etablierte politische und gesellschaftliche System.
    Obwohl Zamorra ein paar Jahre älter war als die Studenten der 68er-Generation, hatte er doch viel Zeit mit ihnen verbracht. 1969 war er sogar in Woodstock dabei gewesen. Selbst auf den Barrikaden gestanden hatte Zamorra zwar nicht, aber die Rebellion der Studenten hatte immer seine volle Sympathie gehabt. Auch wenn sie vielen Irrtümern zum Opfer gefallen waren, hatten die revoltierenden Studenten doch für mehr Demokratie gekämpft, gegen den mörderischen Krieg in Vietnam und für einen unverkrampften Umgang mit der Sexualität.
    Die neue Studentengeneration war anders. Adrett gekleidete junge Männer und Frauen zogen geschäftig an Zamorra vorbei, die Haare kurz geschnitten, den Blick starr geradeaus gerichtet. Sie unterhielten sich über Seminarscheine, Einstiegsgehälter und Aktien. Persönlicher Erfolg zählte für sie mehr als gesellschaftliche Veränderungen, Geld und Macht mehr als eine gerechtere Welt. Zamorra konnte es ihnen nicht verübeln. Die Zeiten hatten sich geändert. Aber ein bisschen vermisste er die Studenten von damals schon.
    Auch die Professoren von damals waren längst nicht mehr da. Zamorra dachte an seinen alten Lehrer Professor Charles Darien, der später überschnappte und nach seiner vorzeitigen Emeritierung Zamorras Feind wurde. Darien hatte die Satansbibel von Nantes gestohlen, um sich an allen zu rächen, die ihn verlacht hatten. [2]
    Hätte auch er sich in diese Richtung entwickeln können? Zamorra hielt das für unwahrscheinlich. Aber genau wusste er das nicht. Schließlich existierte schon ein böser Zamorra, sein ›Zwilling‹ aus der Spiegelwelt. Vielleicht gab es auch ihn ihm eine dunkle Seite, die er bisher nur erfolgreich unterdrückt hatte.
    Schluss mit den Grübeleien, wies sich der Meister des Übersinnlichen selbst zurecht und konzentrierte sich wieder auf seine
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