Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0753 - Die Blutbuche

0753 - Die Blutbuche

Titel: 0753 - Die Blutbuche
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
geheimnisvollen Kräfte zu halten. Sie wuchs deshalb so hoch, weil sie mit dem Blut der hier Geopferten getränkt wurde. Ihr Wurzelwerk hat das Menschenblut aufgesaugt und ihr somit zu dieser Größe verholfen. So ist sie ein Ort der reinen Magie geworden, die niemand zerstören darf. Die Menschen haben es lange akzeptiert, bis jemand kam, der es genau wissen wollte. Er wollte sich nicht mit den alten und geheimnisvollen Geschichten zufrieden geben, die man sich über die Blutbuche erzählte. Doch Wissen ist oft tödlich, das hat die Person gespürt.«
    »War es eine Frau?« fragte ich, weil mir ein bestimmter Verdacht gekommen war.
    »Ja, sie wurde Betty genannt.«
    Da wußte ich, daß Betty Carr nicht mehr lebte. Ich schluckte meine Wut hinunter, erkundigte mich mit veränderter Stimme. »Was habt ihr mit ihr getan?«
    »Wir nichts, es war der Baum!«
    »Hat er sie getötet?«
    Der Kuttenträger nickte. »Ich sagte dir schon, daß die Blutbuche lebt. Nicht grundlos fließt in ihren Ästen und Zweigen der Lebenssaft der Menschen. Er hat dazu beigetragen, daß all das erstarkt, was auch in der Vergangenheit stark gewesen ist. Du mußt es hinnehmen. Die Buche ist verletzt worden, jetzt rächt sie sich.«
    »Aber ihr habt mit ihr nichts zu tun - oder?«
    »Wir sind zu ihrem Schutz da. Wir befinden uns in einer Zwischenwelt. Guywano öffnete hin und wieder das Tor, denn der Baum wird nicht nur vom Blut der Menschen allein ernährt. Auch unser Volk muß Opfer bringen, dafür haben wir die junge Frau ausgesucht, die du gerettet hast. Es mag zwar edel von dir gewesen sein, aber du wirst ihren Tod nicht verhindern. Der Baum braucht Blut. Er soll auch weiterhin gedeihen, denn er ist für uns eine Gedenkstätte. Und einige von uns werden den Menschen auch weiterhin beweisen, daß es gefährlich ist, sich in gewisse Dinge einzumischen, die lieber im Verborgenen bleiben sollen. Die Menschen dürfen sich die alten Legenden und Geschichten anhören, sie sollen nur nicht nachforschen. Aibon will geschützt bleiben, und Guywano will es auch. Ich weiß, daß du dieses Land kennst. Du bist ein besonderer Mann, das haben wir gespürt, aber du bist hier am Ende des Wegs angelangt. Auch dein Blut wird sich mit dem der Opfer vermischen, und der Baum wird besonders gut wachsen. Vielleicht spaltet sich ein neuer Zweig ab, der durch deinen Lebenssaft ernährt wird.«
    Der Kuttenträger hatte zwar gut und verständlich gesprochen, war bei mir allerdings auf wenig Gegenliebe gestoßen. Ich war nicht gekommen, um zu sterben, ich wollte helfen, retten. Und diesen Plan sah ich gefährdet, denn die Übermacht war einfach zu groß, auch wenn ich eine Waffe bei mir trug.
    Ich wollte noch mehr wissen. »Dann könnt ihr also zwischen den Welten wandern.«
    »Ja, uns ist es erlaubt, Aibon zu verlassen, weil sich Guywano auf uns verlassen kann. Wir lieben ihn, denn er hat unser Volk aus einer langen Knechtschaft befreit, weil die Elfen und anderen Wesen nicht zu unseren Freunden zählten. Sie hielten uns gefangen, aber Guywano befreite uns. Deshalb werden wir ihm dienen und stets das tun, was er verlangt. Es ist seine Blutbuche. Wir sorgen dafür, daß sie die nötige Kraft bekommt, sie wird immer ihr Blut haben.«
    Das glaubte ich ihm sogar. Ich warf einen Blick auf das Gesicht der Frau, die auf dem Altar lag.
    Es war ein ebenmäßiges Gesicht. Die Augen hielt die Frau geschlossen. Es war kaum zu sehen, daß sie atmete, sie wirkte schon mehr wie eine Tote. Konnte ich sie überhaupt noch retten? War ich autorisiert, mich hier einzumischen?
    Dieses Volk lebte für sich allein. Es stammte aus einer anderen Welt. Es hatte seine eigenen Gesetze. Ich wollte hier auch nicht der Initiator eines Blutbades sein, deshalb war es besser, wenn ich versuchte, mich zurückzuziehen.
    Aber ich würde nicht aufhören, denn ein anderes Problem gab es nach wie vor.
    Die Blutbuche!
    Der Kuttenträger, sehr rituell eingestellt, hob seinen rechten Arm. Es war klar, daß er mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf mich weisen wollte, um seinen Kriegern das Zeichen zu geben, sich auf mich zu stürzen. Fieberhaft suchte ich nach einer Möglichkeit, aus dieser Lage wieder heil herauszukommen.
    Ich dachte daran, wie ich hineingestolpert war.
    Das Laufen nach vorn, das Eintauchen in diese Welt, und anschließend die Verkleinerung.
    Ich hatte also eine bestimmte Grenze überschritten und war in den Bereich der anderen Magie gelangt.
    Daraus mußte ich wieder hervor.
    Durch ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher