Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0751 - Gespenster der Nacht

0751 - Gespenster der Nacht

Titel: 0751 - Gespenster der Nacht
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
weidete er sich an meinem irren Gesichtsausdruck.
    In der Tat hatte mich dieses Geständnis getroffen, mich aber gleichzeitig wieder aufgeputscht. Die schlimmen Befürchtungen waren doch nicht eingetroffen. Bei Viktor Maitland hatte ich es nicht mit einem Vampir zu tun, deshalb hatte er auch mein Kreuz anfassen können, ohne dass ihm etwas passiert wäre.
    Ich atmete durch. Tief ein, tief wieder aus. Dabei drangen auch stöhnende Laute aus meinen Mund.
    Den anderen freute dies, er genoss seinen Auftritt, kam weiter vor und vertauschte den Platz mit seinem Bruder Boris, der damit nicht einverstanden war und sich ihm entgegenstemmte.
    »Keine Bange, Boris, du bekommst sein Blut schon noch. Das verspreche ich dir.«
    Ich glaubte ihm sogar. Mein Blick tastete sich durch sein Gesicht.
    Dann nickte ich. »Allmählich fange ich an, dich zu begreifen, Maitland.«
    »So?«
    »Ja«, keuchte ich. »Du bist kein Blutsauger, aber dein Zwillingsbruder ist zu einem Vampir geworden. Das nehme ich hin, es gehört zu meinem Beruf, derartige Tatsachen zu akzeptieren. Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie so etwas passiert ist. Wie können zwei Brüder, Zwillinge, so verschieden sein?«
    »Es geht«, erklärte er lächelnd.
    »Wie denn?«, schrie und krächzte ich zugleich.
    »Durch Dr. Sträter. Er, der große Forscher, ist schon immer übernatürlichen Phänomenen auf der Spur gewesen, denn er fühlte sich ja selbst dazu hingezogen. Und ihm ist es gelungen, uns zu finden, denn es liegt in unserer Familie, dass sich dort immer etwas Besonderes entwickelt hat. Die Maitlands haben, wenn man die Ahnenreihe die Jahrhunderte zurückverfolgt, stets besondere Spezies hervorgebracht. Es liegt im Blut, kann ich nur sagen, denn im frühen Mittelalter hat es einen Vampir bei den Maitlands gegeben. Er war aber nicht direkt der Vampir, den wir kennen, sondern noch besser. Er konnte sich fortpflanzen, er bekam Kinder, die wiederum Kinder bekamen, und damit war sein Ursamen gelegt. In allen Maitlands steckte das Blut der Vampire, aber nur in den seltensten Fällen waren die Erbanlagen so stark, dass sie auch voll durchschlugen. Und immer nur bei Zwillingen. Lange Zeit ist vergangen, bis die Ahnenreihe wieder ein derartiges Pärchen hervorbrachte. Es steht vor dir. Und beide sind etwas Besonderes, nicht nur der Vampir, Sinclair, auch die andere Hälfte, nämlich ich.«
    »Ja, das habe ich allmählich begriffen.«
    »Wieso?«
    »Sie hätten älter sein müssen, Maitland, viel älter. Im Dorf habe ich etwas über Sie erfahren. Eigentlich müssten Sie ein Greis sein oder dürften nicht mehr leben.«
    »Genau getroffen. Aber die normalen Gesetze sind für den Zwillingsbruder des Vampirs aufgehoben. Nicht zuletzt durch Dr. Sträters Unterstützung habe ich mich damit abgefunden. Er hat mir den Weg erklärt, der auch zu meiner Erfüllung führen wird.«
    »Wohin?«
    »Ich bin es nicht, aber ich möchte einer der Urdämonen werden. Ich will mich verändern zu einer Kreatur der Finsternis und dabei erleben, was es bedeutet, Macht zu besitzen. Ja, Sinclair, nicht mehr und auch nicht weniger.«
    Das glaubte ich ihm. Dieser Fall war so irrwitzig und verrückt, dass alles in Frage kam.
    »Du hast Sträter nicht gemocht, Sinclair, du warst sein Feind. Ich aber liebte ihn. Und deshalb werde ich jetzt zuschauen, wie mein Bruder dich leer saugt. Es wird kein Tropfen Blut mehr in deinem Körper zurückbleiben. Ich habe extra gewartet, um dich noch aufklären zu können, und ich freue mich, dass ich dir diesen letzten Wunsch noch habe erfüllen können. Ist das nicht einmalig?«
    »Kaum.«
    »Du wirst dich gut einreihen in den Kreis der schwarzmagischen Gestalten. Ich bin begeistert.« Er schaute mich von Kopf bis Fuß an.
    Dann rieb er seine Hände, und es klang, als würde Kohlepapier rascheln.
    Ich konnte nicht reden. Es war zu viel auf mich eingestürmt. Ich zitterte.
    Er trat zur Seite. Damit machte er den Weg für seinen Bruder frei.
    Und Boris befand sich im Vorrausch einer unbeschreiblichen Blutgier. Er streckte die Arme aus.
    Hinter ihm flackerten die beiden Kerzenflammen durch einen heftigen Windzug. Den Grund sah ich einen Lidschlag später.
    Jemand kam heran. Ein Schatten. Und das knallharte Licht, das von oben nach unten fiel und genau in das Gesicht des Blutsaugers strahlte. Es stammte von einer Taschenlampe, und gehalten wurde sie von einem Mann, dessen Stimme ich gern mit einem Jubelschrei begrüßt hätte.
    Es war Harry Stahl. Er sagte nur zwei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher