Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
075 - Der Spinnenküsser

075 - Der Spinnenküsser

Titel: 075 - Der Spinnenküsser
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
unbequem.
    Das Zimmer, das Coco zugewiesen bekam, war klein. Das schmale Fenster führte in den Hof, der von unzähligen Lampions erhellt war. Ein kleiner Tisch, zwei wackelige Stühle, ein bequemes Bett und ein hoher Schrank - das war die Einrichtung.
    Coco öffnete das Fenster, entkleidete sich und stellte sich einige Minuten lang unter die Dusche. Dann steckte sie sich eine Zigarette an und schlüpfte in ein dünnes Kleid, das ziemlich offenherzig ausgeschnitten war. Sie griff nach einer großen Tasche und verließ das Zimmer, nachdem sie das Fenster geschlossen hatte.
    Coco betrat die Bar. Eine hohe Tür stand weit offen: sie führte zur Veranda und in den Hof. Auf der Veranda spielte eine Vier-Mann-Band „Merengue", ziemlich laut und falsch, wie Coco feststellte. Die Bar war nur schwach besucht. Die meisten Mitglieder der Reisegesellschaft waren wohl noch auf ihren Zimmern oder im Speiseraum.
    Coco setzte sich an die Bar. Bei einem ewig grinsenden weißhaarigen Neger-Barkeeper, den alle Cesar nannten, bestellte sie einen Rum-Punch. Sie hatte einen Platz am Ende der Theke gewählt, von dem aus sie den ganzen Raum überblicken konnte.
    Langsam füllte sich die Bar. Die Musik wurde lauter. Zwei Paare setzten sich an die Theke; sie beachteten Coco nicht.
    Harald Gottlieb blieb in der Tür stehen und blickte sich um. Er hatte sich umgezogen und trug jetzt einen schneeweißen Smoking, der wie angegossen saß. Als er Coco sah, winkte er ihr lächelnd zu und drängte sich ziemlich rücksichtslos zwischen den tanzenden Paaren hindurch.
    „Hallo!" sagte Harry und glitt auf den Barhocker neben Coco. „Was trinken Sie da?"
    „Rum-Punch", antwortete Coco.
    „Nichts für mich", meinte Harry. Er winkte den Barkeeper heran und bestellte einen Daiquiri. „Was halten Sie davon, Coco, wenn wir gemeinsam das Nachtleben von Port-au-Prince erforschen?
    „Nicht viel", sagte Coco abweisend.
    Harry bekam seinen Cocktail, prostete Coco zu und trank einen Schluck. „Es soll einige recht gute Diskotheken geben. Das Byblos' wurde mir empfohlen. Interessiert?" Er blickte Coco treuherzig an. „Damit können Sie mich nicht locken, Harry", sagte Coco lächelnd. „Diskotheken sehen auf der ganzen Welt ziemlich gleich aus."
    „Was könnte ich Ihnen sonst bieten?" fragte Harry überlegend und legte die Stirn in Falten. Dann zog er einen Reiseführer aus der Tasche. „Wir wär's mit einem guten Essen im ,Le Select'? Dort gibt es gute kreolische Küche und anschließend ein Besuch in der Bar des ,Oloffson'. Hm, dieser Vorschlag reißt Sie auch nicht zu Begeisterungsstürmen hin. Mal sehen, was Haiti sonst noch zu bieten hat." Er blätterte im Reiseführer, und eine steile Falte erschien auf seiner Stirn. „Sieh mal einer an!" rief er aus. „Nein, das ist nichts für Sie."
    „Was haben Sie gefunden?"
    Harry grinste. „Ich sage, das ist nichts für Sie, aber bitte, wenn Sie es hören wollen. Ich zitiere: In Port-au-Prince gibt es vierzig Bordelle mit haitianischen und dominikanischen Mädchen. Preise: Mädchen drei Dollar, Zimmer zwei Dollar, Drink ein Dollar. Etwa dreißigtausend freischaffende Prostituierte, meistens Mädchen zwischen zwölf und achtzehn Jahren. Sie stehen..."
    „Genug!" Coco lachte. „Was gibt es außerdem noch für Attraktionen?"
    „Das wär's", sagte Harry resigniert und steckte den Reiseführer ein. „Da können wir gleich hierbleiben."
    „Sie sagen es", stimmte Coco zu. Sie wandte den Kopf der Eingangstür zu. „Ihre Freundin kommt." Beatriz schwebte in die Bar. Sie trug ein enganliegendes, weißes Kleid, das ihre Schultern und die Ansätze ihrer Brüste entblößte. Zielstrebig steuerte sie auf Harry zu. Coco schenkte sie keinen Blick.
    Coco nippte an ihrem Drink. Sie beobachtete Beatriz da Costa. Die dunkelhäutige Brasilianerin war Coco nicht geheuer. Das Mädchen hatte nichts Gutes mit Harald Gottlieb vor. Deutlich war ihre dämonische Ausstrahlung zu spüren.
    Beatriz drängte sich ungeniert an Harry heran. Sie legte einen Arm um Harrys Schultern und sah ihm tief in die Augen.
    Coco stellte ihr Glas ab und musterte Harry. Sein Gesicht wirkte angespannt. Die Augen schimmerten fiebrig. Er atmete schwer. Beatriz da Costa verfügte über magische Fähigkeiten, die ziemlich schwach waren, aber ausreichten, um Harry ganz in ihren Bann zu ziehen. Das war nichts Neues für Coco. Das hatte sie in der Vergangenheit, als sie noch zur Schwarzen Familie gehört hatte, fast täglich miterlebt. Die Dämonen kannten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher