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0747 - Jessicas Rächer

0747 - Jessicas Rächer

Titel: 0747 - Jessicas Rächer
Autoren: Jason Dark
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Finsternis gekommen, um nach ihrer Schwester zu schauen? Ich beschloss, auf der Hut zu sein.
    Bevor ich die Wohnung betrat, zog ich meine Waffe. Ich löste die linke Hand von der Klinke. Dabei kickte ich das rechte Bein etwas vor. Mit der Fußspitze drückte ich gegen die Tür.
    Sie war gut geölt. Geräuschlos schwang sie nach innen und gab mir den Blick in die Wohnung frei.
    Leicht geduckt stand ich hinter der Schwelle. Die Beretta schussbereit. Die Mündung glotzte wie eine leere Augenhöhle in den Raum.
    Zur Wohnung gehörte ein Flur. Er war relativ breit, sodass der Besucher bequem einen Mantel ausziehen konnte.
    Ich trug keinen. Das Leder meiner Jacke knarrte, als ich mich bewegte. Mich störte das Geräusch. Es war leider nicht zu ändern. Ich ging der Lichtinsel entgegen, denn so kam mir der hintere Teil der Atelier-Wohnung vor. Dort befand sich das breite Glasfenster, und es zog das Licht wie ein Magnet an.
    Es roch nicht gut in der Wohnung. Ich spürte, dass hier lange nicht mehr gelüftet worden war. Es roch nach Staub, es war zu warm, und überall verteilt sah ich die Puppen, die mich aus ihren kleinen, starren Augen zu beobachten schienen.
    Von verschiedenen Seiten her starrten sie mich an. Sie glotzten, sie grinsten, sie lächelten. Sie waren unterschiedlich groß und hatten verschiedene Gesichtsausdrücke. Einige sahen harmlos aus, andere wiederum erinnerten mich an kleine Monster, die nur darauf warteten, zuschlagen zu können.
    Dass so etwas möglich war, hatte ich schon erlebt, denn da waren einige Puppen unter die Kontrolle einer bösen Macht geraten, und an diesen Fall erinnerte ich mich nicht sehr gern.
    Ich ging weiter.
    Mein Gefühl sagte mir, dass niemand auf mich wartete. Keiner lauerte hier, um mich abzuschießen. Ich roch und hörte auch nichts.
    Meine Sinne waren zwar auf Alarm geschaltet, mehr aber tat sich nicht.
    Ein Irrtum.
    Als ich in die Tiefe des Raumes und damit der Mitte des Wohnateliers entgegenschritt, da funktionierten meine Sinne plötzlich wieder. Da schaltete alles auf Alarm, nicht nur weil ich das Summen der Fliegen hörte – mochte der Teufel wissen, wo sie hergekommen waren –, nein, etwas ganz anderes peinigte mich.
    Ein Geruch. Süßlich, widerlich. Gleichzeitig überlagert von einem anderen Gestank, als läge in der Nähe verfaultes Fleisch. Ich ging noch weiter.
    Den zweiten, den dritten Schritt. Mein Blickwinkel war besser geworden. Leider.
    Ich sah die Frau, ich sah das Blut, in dem sie lag, und wusste, dass ich einen zweiten, unsichtbaren Gast bekommen hatte.
    Es war der Tod!
    Ich stand da und wusste gar nichts mehr. Mein Atem stockte, ich fühlte mich innerlich leer, war gleichzeitig von einer Leere erfüllt und dachte daran, dass sich so jemand fühlen musste, dem der Boden unter den Füßen weggezogen worden war.
    Die Uhren standen still, es gab keine Zeit mehr, ich war allein mit dem Tod. Die Leiche war zwar nicht die Erste, die ich je entdeckt hatte, aber in dieser Umgebung hatte mich ihr Anblick getroffen und eine tiefe Wunde gerissen.
    Sie ist tot!, hämmerte ich mir ein. Dabei dachte ich nicht an die Frau vor mir, sondern an Jessica Long. Sie kann nicht mehr leben!
    Ich habe selbst gesehen, wie sie starb, wie sie verging, und ich wusste, dass sie unmöglich noch leben konnte.
    Sie kann nicht mehr morden, dachte ich.
    Irgendwo brachte ich die Tatsache, dass vor mir die Tote lag, mit Jessica Long in Verbindung. Das mochte Unsinn sein – nur warum gerade hier? Warum in der Wohnung eines Wesens oder einer Person, die zu den Uralt-Dämonen, den Kreaturen der Finsternis, gezählt hatte? Das wollte mir nicht in den Kopf.
    Gab es ein Geheimnis, das noch weit über den Tod der Jessica Long hinaus reichte?
    Diese Frage tuckerte in meinem Kopf. Ich dachte darüber nach, ich überlegte hin und her und kam zu einem vorläufigen Ergebnis. Ich ging zunächst einmal davon aus, dass Jessica nicht allein gewesen war. Dass irgendwer existierte, der hinter ihr stand und ihr den Rücken deckte. Dass dieser Unbekannte von ihrer Vernichtung erfahren und eiskalt zugeschlagen hatte. Ja, so musste es gewesen sein.
    Aber wer kam in Frage? War ich der Mann, der mit der Faust in ein Hornissennest geschlagen und die Kreaturen aufgeschreckt hatte, damit sie sich versammeln konnten, um ihre Rachetour zu beginnen? Es war alles möglich. Die Kräfte hinter ihr hatten sehr schnell gehandelt. Und wieder kam mir Jiri Sabkas Warnung in den Sinn. Er hatte von einer weltumspannenden Macht der
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