Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0744 - Die Verwandlung

0744 - Die Verwandlung

Titel: 0744 - Die Verwandlung
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Trotzdem würde ich ihr nicht sagen, daß ich mich verloren fühlte, weil die Übermacht zu groß war.
    Allerdings sah ich auch einen Hoffnungsschimmer, einen kleinen Pluspunkt.
    Meine Gegner waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als daß sie sich um mich hätten kümmern können. Sie wollten die Inkarnation durchführen, sie alle glaubten an die unheiligen Kräfte des Bösen, die schon zu Beginn der Zeiten gewesen waren und nun ihre große Stunde für gekommen sahen.
    Ich wollte es verhindern.
    Konnte ich es auch verhindern?
    Es war die große Frage, denn ich stand relativ allein und damit auf verlorenem Posten.
    Natürlich befand sich Jessica Long an meiner Seite, und ich hatte auch eine weitere Helferin kennengelernt. Eine sehr engagierte Frau namens Franca Simonis, die für einen vom Vatikan finanzierten Geheimdienst arbeitete, der sich die Weiße Macht nannte. Franca Simonis war als Agentin eingesetzt worden, um diesen Vorgang hier zu stoppen. Das allerdings wäre über ihre Kräfte gegangen, so war es schon ein großes Glück, daß sie mich in diesem Hotel entdeckt hatte.
    Ein Zufall, der vom Schicksal manipuliert worden war. Eine andere Erklärung fiel mir nicht ein.
    Ich hätte sie jetzt gern bei mir gehabt, traute mich aber nicht, meinen Posten zu verlassen. Jessica und ich standen in einem kleinen Salon, umgeben von Dunkelheit, so daß wir von draußen nicht gesehen werden konnten.
    Franca hatte versprochen, zu kommen. Bisher hatte ich sie nicht gesehen. Ich wollte auch nicht zu ihrem Zimmer hochfahren, aus Furcht, daß ich etwas verpassen konnte.
    Jessica hatte gemerkt, daß sich meine Gedanken auf Wanderschaft begaben.
    »Worüber denkst du so angestrengt nach?« fragte sie. »Noch ist nichts passiert.«
    »Mir reicht schon die Versammlung.«
    »Aber das ist es nicht - oder?«
    »Richtig.«
    »Sondern?«
    Ich holte tief Luft. Draußen tat sich noch nichts Entscheidendes. »Es ist wegen Franca Simonis.«
    »Aha.«
    Die Antwort gefiel mir nicht, auch wenn ich sie irgendwo verstehen konnte. Jessica Long war eifersüchtig auf Franca gewesen. Sie hatte erst nicht wahrhaben wollen, daß uns nur berufliche Gemeinsamkeiten verbanden, und es war deshalb zwischen uns zu einigen Mißstimmungen gekommen.
    »Sie wollte hier erscheinen.«
    »Warum ist sie das nicht?«
    Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung, Jessica, wobei ich nicht das Schlimmste annehmen möchte.«
    »Denkst du an«, sie legte eine kurze Sprechpause ein, »den Tod…?«
    »So ungefähr.«
    »Du siehst zu schwarz, John.«
    »Hoffentlich.«
    Draußen bewegten sich die ersten Mitglieder auf den zentralen Platz, der Eisfläche, zu. Meine Spannung wuchs, und Jessicas Frage hörte ich wie nebenbei. »Was gedenkst du zu tun?«
    »Ich sitze hier fest.«
    »Aber ich nicht.«
    Ich drehte mich vom Fenster weg und ihr zu. Sie lächelte mich an und strich ihr langes Haar zurück.
    »Du kannst über mich verfügen, John.«
    »Das ist zwar sehr nett, aber…«
    »Kein Widerspruch, John!«
    »Okay, dann ruf sie an. Zimmer vierhundertzwölf.«
    Jessica drehte sich ab. »Mach' ich, John, du kannst dich auf mich verlassen.«
    Sie verschwand lautlos, der dicke Teppich schluckte ihre Schrittgeräusche völlig.
    Ich schluckte den bitteren Geschmack runter und schaute wieder durch die Scheibe.
    In den letzten Sekunden hatte sich draußen etwas verändert. Nicht nur die Hauptakteure hatten das Hotel verlassen, auch die Gäste, die sich dazu zählten.
    Sie alle hatten sich hier im Hotel getroffen, und mittlerweile ging ich davon aus, daß ich es mit Kreaturen der Finsternis zu tun hatte. Und zwar bei jedem einzelnen von ihnen. Sie hatten sich bisher nur so perfekt getarnt.
    Sie gingen hintereinander her und behielten einen gewissen Rhythmus bei, so daß keiner seinen Vordermann in die Hacken trat. Alles war genau getimt, es wirkte wie trainiert und abgesprochen.
    Disziplin war eben alles bei ihnen.
    In mir stieg eine Kälte hoch, die ebenfalls nicht natürlich war. Sie verdrängte das Feuer, und ich war froh darüber, denn diese innerliche Kälte ermöglichte es mir, klar und übersichtlich zu reagieren. Ich hatte meine Gefühle auf ein Minimum reduziert, ich wußte jetzt sehr genau, wie ich mich verhalten würde.
    Einen kleinen Schritt trat ich nach hinten und schaute hoch gegen die bemalte Decke des Salons.
    Die Motive verschwammen dort mit der Dunkelheit. Kalter Zigarrenrauch machte das Atmen in dem Zimmer zur Qual.
    Auch in der Dunkelheit hätte ich ziemlich weit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher