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0744 - Die Verwandlung

0744 - Die Verwandlung

Titel: 0744 - Die Verwandlung
Autoren: Jason Dark
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nicht klar gesprochen, denn sie hörten sich an wie ein leises Krächzen, das sich in der winterklaren und kalten Luft über der Eisfläche verlor.
    Allein Dr. Sträter wußte, daß dem nicht so war. Diese alten Beschwörungen galten dieser visionären Person, die sich durch die beiden Augen sichtbar manifestiert hatte.
    Etwas rieselte durch seinen Körper. Es war nicht zu vergleichen mit einer Gänsehaut, es kam von innen, als wollte es das Blut allmählich erwärmen und Sträter, der mehr einer lebenden Leiche glich, wieder die nötige Kraft geben.
    Er spürte es überall.
    In den Fingerspitzen, in den Armen, in den Schultern, den Füßen und auch den Beinen.
    Das Leben kehrte zurück.
    Dr. Sträter geriet in eine Euphorie, wie er sie nicht mehr kannte oder längst vergessen hatte. Die Welt sah für ihn plötzlich ganz anders aus, sie war wieder lebenswert geworden, denn das Alte würde zurückkehren und dafür sorgen, daß die Urzeiten nicht vergessen waren.
    Henoch war nah, sehr nah sogar…
    Der alte Mann ließ die Arme wieder sinken. Für ihn gab es keine Nacht, für ihn gab es keine Kälte.
    Er wußte jetzt, daß er gewonnen hatte. Beide Hände stemmte er auf die Lehnen des Rollstuhls, und auf diese Bewegung reagierten auch die Zuschauer, denn für sie, die sie Dr. Sträter kannten, war es schon so gut wie unwahrscheinlich, wie sich dieser alte Mensch bewegte.
    Er stand auf.
    Dies geschah nicht durch einen Ruck, sondern in Etappen. Intervallweise schob er sich hoch. Sein altes Gesicht, daß hätte eigentlich vor Anstrengung verzerrt sein müssen, zeigte ein Lächeln von einer beinahe jugendlichen Frische.
    So stand er auf.
    Vor seinem Rollstuhl blieb er stehen, lachte hart und rauh auf, drehte seinen Kopf und schaute auf Elohim, der Dagmars Hände auf seinen Schultern spürte.
    »Es ist bald soweit, Junge. Henoch hat das Opfer angenommen. Er hat mich, den Engelforscher, akzeptiert. Er weiß genau, daß ich ihm nichts Böses will und daß es für mich nur eines gibt - ihm zum Sieg zu verhelfen.«
    Elohims Augen strahlten ihn an. Sie waren beinahe so dunkel wie sein Haar, und der Blick des Jungen zeigte ein gewaltiges Vertrauen. Er wußte jetzt, daß nichts mehr schiefgehen konnte. Die Zeichen waren gesetzt, und er würde eintauchen in die Aura der Vergangenheit, die sich mit einer Gegenwart mischte.
    Der Alte ging über das Eis.
    Die ersten beiden Schritte wirkten so wie bei einem Kranken, der es noch nicht glauben kann, daß es ihm gelungen war, das Bett zu verlassen. Schon nach dem dritten Schritt klappte es besser. Da lief er normal. Auch ihm waren auf eigenen Wunsch hin Spikes unter die Schuhe gebunden worden.
    Jeder Schritt wurde von einem Knirschen begleitet.
    Dr. Sträter ging nicht bis zum Rand der Eisbahn, er blieb auf halber Strecke stehen, den Blick starr gegen die beiden Augen, Henochs Zeichen, gerichtet.
    Und wieder erreichte ihn der Strom der Kraft. Er hatte den Eindruck, von einer Aura aus Licht und Stärke umgeben zu sein, das aber war nur Täuschung.
    Trotzdem wußte er, daß er den Zenit erreicht hatte. Ohne sich umzudrehen, rief er nach dem Jungen.
    »Elohim…«
    Darauf hatten alle gewartet. Wenn er bei dem Alten war, würde sich die düstere Prophezeiung erfüllen.
    Dagmar stieß ihn an.
    »Geh jetzt!« flüsterte sie ihm ins Ohr. »Geh hin und erlebe die Inkarnation des Engels. Du bist der Besondere, dich haben sie auserwählt. Tu deine Pflicht…«
    Elohim nickte.
    Er verspürte keine Angst. Etwas anderes durchflutete ihn, das er sich nicht erklären konnte. Es war mehr das Gefühl, ein Wunder zu erleben und von anderen Kräften geleitet zu werden.
    Und so suchte er dann das Ende und den gleichzeitigen neuen Anfang. Henoch erwartete ihn.
    Er würde folgen.
    In der Stille war nur das Kratzen seiner Spikes zu hören. Alle Augen waren einzig und allein auf ihn gerichtet.
    Alle, bis auf zwei.
    Einer hatte bemerkt, daß etwas nicht stimmte.
    Es war Angelo.
    Niemand achtete auf ihn. Noch bevor sich der Junge entschlossen hatte, zu Dr. Sträter zu gehen, war der blonde Killer in das nächtliche Dunkel hinter dem Hotel eingetaucht…
    ***
    Ich wußte einfach nicht, wieviel Zeit mir blieb, ging allerdings davon aus, daß es weniger war, als ich vielleicht angenommen hatte. Lange genug hatten die anderen gewartet und sich auf dieses Ereignis vorbereitet. Ich glaubte nicht daran, daß sie es jetzt noch mehr in die Länge ziehen würden, und deshalb mußte ich schnell sein und versuchen, die
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