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0736 - Jäger der Nacht

0736 - Jäger der Nacht

Titel: 0736 - Jäger der Nacht
Autoren: Jason Dark
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Fahrstühle in den Fünf-Sterne-Hotels. Er schwankte, er stotterte mal, und bei diesen Unterbrechungen waren wir Insassen uns alle gleich.
    Und Anne kam.
    Wieder so überfallartig, so daß mir keine Zeit mehr blieb, an meine Waffen zu gelangen.
    Mit den Händen wehrte ich sie ab.
    Diesmal konnte sie den Stoß nicht ausgleichen. Sie hatte mit den Nägeln der gekrümmten Finger durch mein Gesicht und damit auch meine Augen fahren wollen. Durch den plötzlichen Ruck aber verfehlte sie mich, und dicht neben mir kratzten die Nägel über die Verkleidung.
    Ich hatte breitbeinig und geduckt auf dem Fleck gestanden. Jetzt fuhr ich herum und mein linker Ellbogen mit. Er erwischte den Körper der Frau.
    Sie kippte zur Seite.
    Ein Mensch hätte geschrien, zumindest gestöhnt, aus ihrem Mund drang nichts.
    Aber sie fiel zu Boden.
    Sofort wollte sie auf die Beine kommen. Es gelang ihr nicht so ganz, sich abzustoßen und in die Höhe zu schnellen, denn wieder ruckte die Kabine.
    In halber Höhe erwischte sie das Kreuz, das ich blitzschnell aus der Tasche geholt und geworfen hatte.
    Sie mußte es aus dem Augenwinkel bemerkt haben. In einer Reflexreaktion riß sie beide Arme hoch und schien für den Bruchteil einer Sekunde erstarrt zu sein.
    Jedenfalls bot sie mir diesen Anblick.
    Für Anne Wilde war er genau falsch.
    Das Kreuz erwischte ihre Hände. Die Silberkette wickelte sich zudem noch um ihre Finger, und dieser mächtige Kontakt war für ein Wesen wie sie tödlich.
    Ich hörte, wie ihre Haut auf magische Weise zischend verbrannte und von ihren Händen Rauch träge in die Höhe stieg. Für einen Moment schaffte Anne es, die Hände in der alten Stellung zu behalten, dann schleuderte sie das Kreuz weg, doch es war zu spät für sie.
    Die Blutsaugerin fiel zu Boden.
    Sie landete auf dem Rücken. Die Hände verschmorten, die Haut warf Blasen, und ihr Gesicht war auf eine schreckliche Art und Weise verzerrt. Anne drückte den Rücken durch, baute mit ihrem Körper eine Brücke, die sehr schnell wieder zusammensank, so daß sie dann flach auf dem Boden lag.
    Ihre Hacken bewegten sich.
    Sie trommelte damit gegen den Untergrund. Aus ihrem weit geöffneten Mund drangen erstickt klingende Schreie. Die Augen füllten sich mit Wasser, dann war es vorbei.
    Sie erschlaffte.
    Das Gesicht nahm wieder einen normalen Ausdruck an. Es zeigte sich sogar entspannt.
    Anne Wilde war erlöst.
    Ich schaute auf ihre »Hände«, verbrannte und zerfressene Klumpen.
    Mit einer müden Bewegung strich ich über mein Haar. Ich war nicht glücklich darüber, daß ich sie besiegt hatte, aber doch irgendwie beruhigt, daß es mir gelungen war und ich eine große Gefahr gebannt hatte.
    Erst jetzt stellte ich fest, daß sich der Lift nicht mehr bewegte. In der vierten Etage hatte er angehalten. Ich ging zur Tafel und drückte die Acht.
    Ein kurzer Ruck, dann fuhr er in die Höhe, als wäre nichts geschehen. Alles war wieder so normal, aber ich brauchte nur zur Seite zu schauen, um zu sehen, daß dies nicht der Fall war. Am ärgsten für mich waren die Vorwürfe, mit denen ich mich selbst überschüttete.
    Wir hatten zwei Menschen retten wollen. Bei beiden war es uns nicht gelungen, und das wiederum trieb in mir die kalte Wut hoch.
    Hier hatte das Böse einen Etappensieg errungen. Gerade diese Tatsachen waren es, die uns im Kampf gegen die Mächte der Finsternis immer wieder so brutal zurückwarfen.
    Der Lift hielt.
    Von außen her riß jemand die Tür auf.
    Ich starrte in die Mündung einer Pistole!
    Zum Glück war es eine Beretta, und die Waffe wurde von meinem Freund Suko gehalten.
    »John, du…«
    Ich trat zur Seite und bückte mich gleichzeitig. Sukos Kommentar bekam ich zwar mit, ich verstand ihn nur nicht. Er reagierte sofort und half mir dabei, die Tote aus dem Lift zu entfernen. Im Flur legten wir sie nieder. Ich drückte die Tür des Aufzugs zu.
    »Anne Wilde?« fragte Suko, um sicherzugehen.
    »Wer sonst?«
    »Das war nicht vorgesehen«, flüsterte mein Partner mit gesenktem Kopf. »Verdammt noch mal.«
    »Die Gedanken kenne ich, Alter. Wir sind eben zu spät gekommen. Nichts daran zu ändern.«
    »Hier können wir sie nicht liegenlassen.«
    Wir trugen sie in die Wohnung.
    Kein anderer Mieter verließ seine Wohnung. Sie alle schienen den Befehl bekommen zu haben, sich nicht zu rühren, und das war, wie ich fand, auch gut so.
    Wir legten Anne auf den Teppich, neben May Feldman. Suko schloß die Tür, ich kümmerte mich um das Fenster, das auch nicht
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