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0734 - Operation Gehirnwäsche

Titel: 0734 - Operation Gehirnwäsche
Autoren: Unbekannt
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nicht gerade groß, aber wohlproportioniert.
    Der Mann, mit dem zusammen sie am Morgen dieses Tages im Rechenzentrum erschienen war, um mit Reginald Bull einen wichtigen Einsatz durchzusprechen, paßte nicht zu ihr. Er war noch eine Handbreit kleiner als Sylvia, dazu ausgesprochen schmächtig. Er hatte große, dunkle Augen, die gewöhnlich traurig, in unbeobachteten Sekunden jedoch ausgesprochen verschlagen dreinblickten. Der Mann bewegte sich in geduckter Haltung, als fürchte er, von jemand geschlagen zu werden.
    Braune Haut mit einem Stich ins Olivgrüne und straffes, blauschwarzes Haar wiesen ihn als Bewohner der indischen Region aus.
    Er hieß Ranjit Singh und war 32 Jahre alt. Er machte, alles in allem, keinen besonders vertrauenswürdigen Eindruck. Und dennoch hatte Sylvia Demmister ihn als einen verläßlichen Kameraden kennengelernt, der gewöhnlich durch List und Verschlagenheit wettmachte, was ihm an Courage fehlte.
    Reginald Bull steckte, wie gewöhnlich, mitten in der Arbeit. Als er die beiden Besucher erblickte, machte er sich jedoch augenblicklich frei. Er zeigte beiden den entschlüsselten Text der Meldung, die in der vergangenen Nacht empfangen worden war.
    Sylvia und Ranjit verstanden sofort, worum es ging.
    „Sie brauchen Beobachter vor Ort, nicht wahr?" erkundigte sich das Mädchen.
    „Unbedingt, und zwar dringend", bestätigte Bull. „Ich muß auf dem schnellsten Wege wissen, ob im Bezirk Parkutta wirklich etwas im Gange ist. Trevor Casalle traue ich es ohne weiteres zu, daß er uns mit einer solchen Meldung eine Falle stellt."
    „Selbst dann wäre in Parkutta immer noch etwas im Gange", gab Sylvia zu bedenken. „Casalle würde damit rechnen, daß wir nachschauen kommen, und irgendeine Attrappe bauen."
    „Richtig, Mädchen", grinste Reginald Bull, „eben deswegen schicke ich euch beide nach Parkutta. Ihr sollt mir sagen, ob es sich um eine Attrappe handelt oder nicht."
    Sylvia und Ranjit nickten.
    „Sie kennen sich in der Gegend aus, nicht wahr?" fragte Bull den Inder.
    „Ich komme aus dem Punjab", antwortete Ranjit. „Bin oft in Kaschmir gewesen."
    „Wann brechen wir auf?" wollte Sylvia wissen.
    „Sofort."
    „Prozedur? Wanderberechtigte...?"
    „Nein, diesmal müssen wir sicherer gehen. Gerade in diesen Tagen werden in Parkutta Wanderberechtigte wahrscheinlich besonders eingehend durchleuchtet. Das Risiko dürfen wir unter keinen Umständen eingehen. Ihr müßt euch ein Alibi verschaffen.
    Ihr reist mit desaktivierten PIKs. In Parkutta sucht ihr euch zwei Personen aus, möglichst ältere Leute, die zusammen in demselben Haus leben, und nehmt ihre Identitäten an."
    „Und was geschieht mit den älteren Leuten?"
    Bull zuckte mit den Schultern.
    „Temporäre Suspension, anders geht es nicht!"
    Sylvia Demmister biß sich auf die Unterlippe. Sie war mit Herz und Seele bei der Sache der OGN. Aber manchmal haßte sie die Dinge, die sie tun mußte, um ans Ziel zu gelangen.
    „Ausgang über Sektor Nord?"
    „Sektor Nord", bestätigte Reginald Bull. „Ein Fahrzeug steht bereit. Ich erwarte, daß ihr in spätestens sechs Stunden in Parkutta seid. In zehn Stunden brauche ich einen vorläufigen Bericht."
    „Klar", sagte Sylvia. „Wir sind schon unterwegs."
    Reginald Bull brauchte keine zehn Stunden zu warten. In den Bergen nördlich der Stadt Parkutta schlugen Sylvia Demmister und Ranjit Singh ein provisorisches Lager auf. Mit Hilfe des technischen Geräts, das sie an Bord des für sie bereitgestellten Fahrzeugs vorgefunden hatten, bauten sie eine kleine, aber leistungsfähige RADA-Station, über die sie schon nach neun Stunden den ersten Zwischenbericht abgaben. Der Bericht bestand nur aus wenigen Worten und lautete nach Entschlüsselung: KEINE ATTRAPPE. DAS PARKUTTA-PROJEKT IST KLASSE EINS.
    Damit waren Reginald Bulls Bedenken zum großen Teil zerstreut. Später gab er einem der Kommunikationsleute den Auftrag, sich mit Leven Strout in Terrania City in Verbindung zu setzen. Als auch von dorther nur positive Angaben kamen, war Bull so gut wie überzeugt, daß die OPERATION GEHIRNWÄSCHE ein echtes Regierungsobjekt und nicht eigens dazu ausgedacht sei, die OGN in eine Falle zu locken.
    Leven Strout konnte später nicht sagen, was ihn mitten in der Nacht geweckt hatte. Es war eine undeutliche Ahnung drohender Gefahr, die ihn aus dem Schlaf schreckte. In den Jahren seiner Mitgliedschaft in der OGN hatte er es gelernt, solche Ahnungen ernst zu nehmen. Er stand auf und war im Nu
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