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0731 - Seelen-Tränen

0731 - Seelen-Tränen

Titel: 0731 - Seelen-Tränen
Autoren: M.H. Rückert
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Recht.
    Alles, was dem Meister des Übersinnlichen schadete, freute ihn. Er wollte nicht töten, aber wenn jemand nicht aufpasste, dann musste dieser jemand eben mit Schwund rechnen.
    Mit Zamorra hatte er noch eine Rechnung offen, denn dieser trug für ihn die Schuld an seinem Schicksal…
    »Zamorra verschwunden? Herrlich!«
    Der Mann erwachte aus seiner Trance. Er richtete sich wieder auf und strich sich über die zurückgekämmten dunklen Haare. Mit der Deaktivierung seiner Para-Kräfte verloren seine Augen ihr grünes Leuchten und wurden wieder grau.
    Er atmete tief durch und startete einen neuen Versuch. Schon nach kurzer Zeit hatte er die Spur wiedergefunden. Er stieß einen scharfen Pfiff aus, als er erkannte, wo Zamorra hinbefördert wurde.
    »Donnerwetter, das hätte ich als Zielort nicht angenommen…« Er lachte laut auf. »Das ist ja genial. Ich darf mich bloß nicht beim Lauschen erwischen lassen.«
    Er rieb die Hände aneinander. Seinen dunklen Peugeot 607 benötigte er nicht.
    Wenn die Zeit dafür reif war, musste ein zeitloser Sprung ausreichen…
    ***
    Dieser Wald schien kein Ende zu kennen. Alles auf dieser Welt bestand scheinbar nur aus ihm. Unterbrochen wurde die Eintönigkeit der wie an einer Kette aneinander gereihten Bäume von reißenden Flüssen und majestätisch anmutenden Bergen.
    Die wenigen Tiere, denen sie begegneten, suchten schnell ihr Heil in der Flucht.
    Kroan wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Ihm schien der kalte Wind nichts auszumachen, der seit zwei Stunden blies.
    Er lächelte An'dean zu, der neben ihm ging, und wischte sich die nassen Hände an seinem dicken ledernen Oberteil ab. Der Rest ihrer Truppe ging hinter ihnen und sicherte die Rückfront.
    »Nun, mein Freund«, sagte Kroan, »was hältst du von dieser Welt?«
    Der Gesichtslose hielt ihm beide Handflächen entgegen, ein Zeichen seiner Ratlosigkeit.
    »Ich weiß nicht, Kroan. Alles hier wirkt so fremd auf mich… Es ist hier viel heller, als wir es auf K'oandar gewohnt sind. Nicht so düster, so…« Er suchte nach Worten.
    »Anders«, half ihm der Anführer aus. »Beängstigend, weil fremd?«
    »Genau«, bestätigte An'dean. »Diese Bäume sind wunderschön! Die Flüsse und Berge ebenfalls. Auf K'oandar kenne ich nichts vergleichbares. Aber diese Welt macht mir Angst!«
    »Es stimmt. Dies ist wirklich eine wunderschöne Welt, vielleicht die schönste, auf der ich jemals war.« Es geschah selten, dass Kroan so über seine Gefühle sprach. »Hoffen wir nur, dass die Bewohner dieses Planeten auch wissen, was sie an ihm haben und ihn gut behandeln. Nicht so, wie wir es mit unserer Heimatwelt gemacht haben…«
    Kroans frommer Wunsch wurde nicht erfüllt. Die Bewohner dieses Planeten, Menschen genannt, behandelten die Erde damals so gedankenlos wie heute…
    »Unsere Vorfahren und wir konnten doch nicht wissen, was geschehen würde«, wandte An'dean ein. »Man weiß doch erst im nachhinein, was richtig oder falsch war.«
    »Genau das meinte ich mit meinen Worten.« Kroan schloss die Augen und zeigte mit der Hand den nächsten Hügel hinauf. »Dort müssen wir hin.«
    An'dean hielt an. Er war etwas durcheinander.
    »Na komm«, lachte Kroan. »Sonst laufen die anderen auf.«
    An'dean bewegte sich wieder langsam weiter.
    »Es ist seltsam«, erklärte er, »aber ich spüre jedes Mal, bevor du die Richtung wechselst, wohin die Spur geht.«
    Kroan lächelte und zuckte in menschlicher Weise mit den Schultern.
    »Vielleicht ist es Zufall«, mutmaßte er. »Oder eine magische Affinität? Ist doch auch egal… Hauptsache, wir finden die Tränen bald.«
    Damit war die Sache für ihn erledigt. Hätte An'dean noch eine Mimik besessen, dann hätte Kroan erkennen können, dass er sehr verwirrt aussah.
    »Los jetzt!«, versuchte der Anführer seine Leute anzutreiben. »Je schneller wir unsere Arbeit erledigt haben, desto besser.«
    Die Parafallen flogen um den Trupp herum. Sie konnten nur magische Angriffe abwehren. Gegen reißende Tiere oder Mörder halfen sie nicht.
    ***
    Im ersten Augenblick wusste Zamorra nicht, wo er sich befand. Er wusste auch nicht, warum er auf dieses Tor zugegangen war, als ob ihn ein innerer Zwang beherrschte. Dabei war er immun gegen Hypnose.
    An diesem Ort befand sich ebenfalls ein solches Tor wie das, welches sich vor wenigen Sekunden in Château Montagne aufgebaut hatte. Es glühte hell auf, erlosch schlagartig und war verschwunden.
    Zamorra blickte sich um. Er war schon oft hier gewesen.
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