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0731 - Seelen-Tränen

0731 - Seelen-Tränen

Titel: 0731 - Seelen-Tränen
Autoren: M.H. Rückert
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Dieser Ort war ihm bekannt, auch wenn er in den letzten Jahren kaum hier gewesen war.
    »Caermardhin«, hauchte er verwirrt. »Ich bin in Merlins Burg…«
    Die beiden Personen, die ihn empfingen, kannte er ebenfalls.
    »Merlin!«, rief er überrascht aus. »Und… Asmodis!«
    Merlin nickte ihm zur Begrüßung zu. Sonst nichts. Der hoch gewachsene Mann in der weißen Kutte und dem roten Schultermantel, dessen Augen so jung wie die Ewigkeit funkelten, starrte ihn nur ernst an.
    Asmodis hingegen, der ehemalige Fürst der Finsternis, grinste breit. Er schien sich teuflisch über Zamorras Verblüffung zu amüsieren.
    Kein Wunder, schließlich war er ja einmal der Oberteufel, dachte Zamorra ohne Ironie.
    »Die Zeit ist gekommen, mein Freund«, sagte Merlin mit dunkler, ruhiger Stimme.
    »Stimmt, Merlin«, bellte Zamorra förmlich hervor. »Die Zeit ist gekommen, dass du mir einige Fragen beantwortest!«
    Der alte Zauberer zog die weißen Augenbrauen in die Höhe, erwiderte aber nichts darauf.
    »Erste Frage: Was soll dieser Unfug? Zweite Frage: Warum bin ich hier? Dritte Frage: Wieso…«
    »Es ist immer dasselbe mit ihm«, unterbrach ihn Asmodis, Merlins dunkler Bruder, »stets will er mehr wissen, als man ihm sagen kann oder darf.«
    Zamorra blieb stehen, als wäre er in der Bewegung eingefroren.
    »Das meinst du doch nicht wirklich?«, fragte er ungläubig.
    »Wer weiß…« Wieder zeigte Asmodis sein zweideutiges Lächeln.
    »Laß gut sein, Bruder«, ermahnte ihn Merlin. Der alte Zauberer, der schon am Hof des Sagenkönigs Artus und noch viel früher in der Menschheitsgeschichte gewirkt hatte, winkte ab.
    »Die Zeit ist gekommen, mir einen Dienst zu erweisen, Zamorra. Einen Dienst, der…«
    »Du hast doch wohl ein Rad ab!«, fuhr Zamorra ihn an. »Holst mich so einfach und in aller Selbstverständlichkeit hierher und stellst Forderungen!«
    »Einfach und in aller Selbstverständlichkeit«, echote Merlin. »Du sagst es, Zamorra. Ich…«
    »Vergiss es, Alter!«, schnaubte Zamorra vor Zorn. »Ich! Mache! Es! Nicht!«
    Damit konnte er den Diener des Wächters der Schicksalswaage nicht beeindrucken.
    »Nun, ich bin sicher, dass du deine Meinung bald ändern wirst«, verkündete Merlin jovial.
    Zamorra blickte ihn an, als hätte er einen Geist vor sich. Er hielt sich beide Hände an die Schläfen und schüttelte den Kopf.
    »Ich glaubs nicht«, ächzte er. »Sag mal, alter Mann, weißt du überhaupt, was du da von mir verlangst?«
    Die Antwort brachte ihn aus der Fassung.
    »Ich schon, aber du noch nicht!«
    Zamorra drehte sich um. Starr blickte er Asmodis ins Gesicht. Gerade so, als weigerte er sich, den alten Zauberer zu registrieren.
    Seine Miene wirkte, als wäre sie eingefroren.
    »Ihr werdet ins Jahr 1582 reisen und in Russland einer Horde Caltaren D'Halas Seelen-Tränen entreißen. Es ist…«
    »Keinen Ton mehr, alter Mann, oder ich…«
    »Was glaubst du eigentlich, wer oder was du bist, Zamorra? Du verdankst mir so viel, mein Freund…«
    »Scheiß drauf, Alter! Umgekehrt hast du Nicole und mir sehr viel mehr zu verdanken.«
    Was nicht von der Hand zu weisen war. Mehr als einmal hatten Zamorra und seine Gefährtin dem Zauberer aus fatalen Situationen geholfen, in welche er sich selbst gebracht hatte, oder die er selbst nicht bereinigen konnte. Dank hatte es nie gegeben. Merlin nahm die Hilfe stets als selbstverständlich hin. Er befahl, und die anderen hatten zu gehorchen. Dass Zamorra sich das mittlerweile nicht mehr so einfach gefallen ließ, brachte ihm den Vorwurf der Undankbarkeit ein.
    Sicher - Merlin hatte für ihn das Amulett geschaffen, das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana, die magische Waffe, deren Möglichkeiten Zamorra nach mittlerweile über einem Vierteljahrhundert immer noch nicht völlig hatte entschlüsseln können. Oft genug hatte Merlins Stern Zamorra in seinem Kampf gegen die Mächte der Finsternis das Leben gerettet. Oft genug aber auch hatte Zamorra es einsetzen müssen, um Fehler auszubügeln, die Merlin beging.
    Aber der schien das nicht zu akzeptieren.
    Die Augen des Zauberers funkelten vor Zorn.
    »Außerdem, was heißt hier ihr? Meinst du Assi und mich?«, wollte Zamorra wissen.
    »Ich heiße nicht Assi!«, fauchte der ehemalige Fürst der Finsternis.
    Merlin hob beide Hände. »Ruhe!«, befahl er mit harter Stimme. »Alle beide!«
    Er winkte Zamorra herbei.
    »Du wolltest Antworten auf deine Fragen? Du sollst Antworten erhalten - zumindest einige…«
    Zamorra seufzte,
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