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0730 - Ssacah-Virus

0730 - Ssacah-Virus

Titel: 0730 - Ssacah-Virus
Autoren: Roger Clement
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gepflegten Einrichtung und den sauberen Fußböden harmonieren.
    Doch bevor Paisa eine Bemerkung machen konnte, deutete der Gastgeber auf das schmale Ende der Halle. Dort stand eine Tür halb offen.
    »Ich war gerade im Arbeitszimmer und habe dich durch das Fenster gesehen, Satish. Komm mit!«
    Der Programmierer folgte dem anderen Dämonenknecht in dessen Arbeitszimmer. Es war ein großer Raum, ein ehemaliger Salon. Bis unter die Decke war er voll gestopft mit neuesten Computern, Monitoren und Zubehör. Kein Wunder, dass die Fenster hermetisch geschlossen waren und der Raum von einer Klimaanlage belüftet wurde. Die Schwankungen des indischen Klimas, besonders in der Regenzeit, waren Gift für jede empfindliche Elektronik.
    »Willst du einen Tee?«, fragte Bhavani.
    »Immer.«
    Wie die meisten Inder konnte Paisa zu jeder Tages- und Nachtzeit Tee trinken. Bhavani ging zu einer Anrichte hinüber und setzte einen gefüllten Wasserkocher in Gang. Nun konnte Paisa seine Neugier nicht mehr im Zaum halten.
    »Darf ich dich was fragen, Ramesh?«
    »Klar doch.«
    »Nimm es nicht persönlich, aber - in deinem Haus stinkt es wie die Pest.«
    »Stimmt«, erwiderte der Dämonenknecht fast fröhlich.
    »Außerdem«, fuhr Paisa fort, »machst du mir selbst die Tür auf und kochst höchstpersönlich Tee. Und das als Hausherr einer so teuren Villa. Das kapiere ich nicht. Wir sind hier in Indien, oder? Hier hat doch selbst der kleinste Büro-Schlipsträger noch mindestens einen Diener.«
    »Du hast vollkommen Recht, Satish. - Aber du wirst schon bald verstehen«, fügte Bhavani geheimnisvoll hinzu.
    Dann machte er eine einladende Handbewegung.
    Paisa ließ sich in einen Leder-Drehsessel fallen. Fast bereute er es schon, den weiten Weg von Tokio gekommen zu sein. Sein alter Kumpel Bhavani hatte inzwischen offenbar eine Vollklatsche. Wahrscheinlich war er über den Tod von Nick Bishop nicht hinweggekommen.
    Und nun saß er alleine in seiner stinkenden Luxusvilla, inmitten von nagelneuem Elektronikkram, und kochte sich seinen Tee selber.
    Es war, als hätte Bhavani die Gedanken seines Gastes gelesen.
    »Ich bin nicht krank im Kopf, alter Freund. Du wirst schon bald begreifen.«
    Er deutete auf einen Monitor, der gerade von einem Bildschirmschoner bedeckt wurde. Der Schoner bestand aus lauter Cartoon-Kobras. Bhavani drückte die Leertaste, und das Bildmotiv verschwand.
    Stattdessen konnte Paisa nun sehen, was auf dem Bildschirm stand.
    »Siehst du, was ich da gerade mache, Bruder?«
    »Sicher. Du programmierst einen Virus.«
    Satish Paisa zweifelte nun endgültig am Verstand seines Kumpans. Hatte Bhavani nichts Besseres zu tun?
    »Was denkst du darüber, Satish?«
    »Willst du meine ehrliche Meinung hören?«
    »Ja, ich bitte darum.«
    »Ich finde es beschissen!«, platzte Paisa heraus. »Entwickelst du dich irgendwie zurück oder sowas? Also, wir haben alle mal ein paar Viren-Progrämmchen fabriziert. Ich auch. Von mir stammt der WALLAH-Virus, der damals von Wladiwostok bis Sydney die Festplatten zerbombt hat!«
    Bhavani kicherte albern. »Das warst du ?«
    »Ja, das war ich! Aber siehst du denn nicht den Unterschied, Bruder? Damals hatte ich noch kurze Hosen an und war im Stimmbruch. Ich bin nicht mehr einer von diesen Teenagern! Heutzutage kannst du dir einen Baukasten zum Viren-Programmieren aus dem Internet runterladen. Das ist was für Schüler, die sich nachmittags langweilen! Aber ich? Dieses Jahr werde ich dreißig und verdiene bei FUNLABCO einen Haufen Geld!«
    Bhavani wurde plötzlich ernst.
    »Aber du stehst immer noch zu Ssacah - oder?«
    »Selbstverständlich! Wie kannst du es wagen, daran zu zweifeln?«
    »Das habe ich nicht getan, Bruder. Aber ich habe dich aus einem bestimmten Grund aus Tokio geholt.«.
    Weil ich die Affenscheiße aus deinem Garten wegmachen soll?, hätte Paisa beinahe gefragt. Aber er biss sich lieber auf die Zunge.
    »Es gibt nur wenige von uns Ssacah-Anhängern, die sich auf das Programmieren verstehen«, fuhr Bhavani fort. »So weit ich weiß, sind wir beide sogar die Einzigen. Und du bist einfach der Bessere von uns beiden. Du bist sozusagen ein Genie.«
    »Danke für die Blumen! Aber ich sehe immer noch nicht, wie…«
    Bhavani sprang plötzlich auf. In seinen Augen war ein fanatisches Glimmen zu sehen. Er beugte sich über Paisa, packte dessen Sessel an den Lehnen und schwenkte ihn zu sich herum.
    Paisa glaubte, nun wäre sein Kumpel restlos übergeschnappt. Er überlegte schon, Bhavani eins auf
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