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073 - Der Killer, der nicht sterben konnte

073 - Der Killer, der nicht sterben konnte

Titel: 073 - Der Killer, der nicht sterben konnte
Autoren: A.F.Morland
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anders.
    Sie brauchen kein Geld und sie spielen nie so, daß man sie ausrechnen kann. Sie sind hinterhältig und gemein, und je grausamer sie einen treffen können, desto mehr Freude macht es ihnen.
    Ich spreche aus Erfahrung. Oft genug hatte ich mit diesen verfluchten Schwarzblütlern schon zu tun.
    Hatte einer von ihnen schon wieder seine Hand im Spiel?
    Ich goß mir einen Pernod ein.
    Jubilee war von einem Dämonen entführt worden, als sie vier Jahre alt gewesen war. Er hatte sie nach Coor verschleppt, einer Zwillingswelt der Erde, wie ich erfahren hatte.
    Dreizehn Jahre hatte Jubilee, dieser sympathische, hübsche Prä-Welt-Floh, bei Cantacca, dem Dämon, gelebt. Als er sie zu seiner Frau machen wollte, war sie ausgerückt, und sie hätte die Flucht nicht überlebt, wenn wir ihr nicht geholfen hätten. [2]
    Seitdem war sie bei uns.
    Sie kam wieder zurück auf die Erde, fand sich hier aber noch nicht zurecht. Sie hatte viel zu lernen, denn sie kannte sich nur auf Coor aus.
    Hier bei uns war alles anders.
    Vicky Bonney war eine gute, geduldige Lehrmeisterin. Jubilee hatte naturgemäß viele Fragen, und Vicky wurde nicht müde, sie ihr zu beantworten.
    Wir wußten, daß Jubilees Eltern noch lebten. Nur wo, das wußten wir nicht, denn das Mädchen kannte seinen Familiennamen nicht. Deshalb würde es schwierig sein, sie dorthin zurückzubringen, wohin sie gehörte.
    Ich erinnerte mich an jede Minute, die ich mit dem Mädchen zusammen gewesen war, und der Gedanke, ihr könnte etwas Furchtbares zugestoßen sein, war mir unerträglich.
    Vicky ging ruhelos hin und her, nagte an ihrer Unterlippe, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte schuldbewußt Löcher in den Teppich.
    Auch Boram, der Nessel-Vampir, war anwesend. Er war ein schweigsames Wesen, redete nur, wenn man das Wort an ihn richtete.
    Roxane befand sich auf einem ihrer Jenseitstrips. Sie wollte in Erfahrung bringen, wo sich der Plan befand, mit dessen Hilfe wir Loxagons Grab finden konnten.
    Vicky blieb stehen und strich sich eine blonde Strähne aus dem blassen Gesicht. Sie nahm mir mein Glas aus der Hand und trank vom Pernod.
    »Tony, ich mache mir so große Sorgen. Ich hätte besser auf sie aufpassen müssen. Unsere Welt ist ihr noch so fremd und voller Gefahren für sie.«
    Ich legte meinen Arm um Vickys Schultern. »Vielleicht hatte sie nur den Wunsch, diese Welt für sich allein zu entdecken. Wenn wir Glück haben, läutet bald das Telefon, und Jubilee ist am anderen Ende der Leitung.«
    »Dann kriegt sie von mir aber einiges zu hören! Mir einen solchen Schreck einzujagen…«
    »Hast du ihr beigebracht, wie man telefoniert?«
    »Es war eines der ersten Dinge.« Vicky trank wieder. Sie gab mir mein Glas nicht wieder. »Meine Güte, wenn ich daran denke, daß Cantacca sie sich wiedergeholt haben könnte…«
    Insgeheim hatte ich diese Möglichkeit auch schon in Betracht gezogen, und mir war dabei sehr mulmig zumute gewesen. Jubilee wieder in Cantaccas Gewalt, vielleicht schon wieder auf Coor.
    Verdammt, es war denkbar.
    »Sie kann auch an einen Sittenstrolch geraten sein«, überlegte Vicky weiter.
    Mir wäre es lieber gewesen, wenn sie stumm gedacht hätte, denn ihre Gedanken waren für mich glühende Stacheln mit Widerhaken.
    Aber es mußte aus Vicky Bonney heraus.
    »Er ist freundlich und nett zu ihr, lädt sie zum Essen ein, macht ihr Komplimente, spendiert ihr einen Drink nach dem anderen… Sie verträgt doch nichts, Tony… Wenn sie betrunken ist, und das ist sie sehr schnell, nimmt er sie mit zu sich nach Hause und… Ich… ich glaube, ich werde noch verrückt…«
    »Beruhige dich, Vicky«, redete ich sanft auf meine Freundin ein. »Vielleicht läuft Jubilee einfach nur mit großen Augen verwundert durch die Stadt…«
    »Und gerät unter ein Auto, weil sie sich in Londons dichtem Verkehr nicht zurechtfindet.«
    »Lieber Himmel, kannst du denn nur schwarz sehen?« fragte ich und hätte mir gern den kalten Schweißfilm von der Stirn gewischt, der sich darauf gebildet hatte.
    Das Telefon schlug an, und wir hätten am liebsten alle gleichzeitig abgehoben. Ich war nur deshalb schneller als Vicky Bonney und Mr. Silver, weil ich unmittelbar neben dem Apparat stand.
    Leider war am anderen Ende nicht Jubilee, sondern ein Sergeant Bill Linton. Ich war sicher, diesen Namen nie zuvor gehört zu haben.
    Er nannte ein Revier in Belgravia, von dem aus er anrief.
    »Sind Sie Mr. Ballard?«
    »Ja, der bin ich, Sergeant«, antwortete ich
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