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0729 - Laurins finsteres Reich

0729 - Laurins finsteres Reich

Titel: 0729 - Laurins finsteres Reich
Autoren: Jason Dark
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mehr.«
    »Auch der…«
    »Nein, nicht der Felsblock. Ich bin es gewesen. Ich war eben schneller als er.«
    Lechner schluckte. »Sagen Sie nur, daß er Sie hatte töten wollen.«
    »Richtig.«
    »Verdammt, womit denn?«
    »Wahrscheinlich mit einem spitzen Steinmesser. Es hätte mich zerteilt, Herr Bürgermeister.«
    Karl Lechner wurde grau im Gesicht. Seine Augen quollen hervor, er saugte die Luft ein und bewegte unruhig seine Hände. »Das… das sagen Sie so leicht, Sinclair. Verdammt, es ist nicht einfach, an ihrer Seite zu sein.«
    »Das habe ich auch nie behauptet, aber Sie wollten es nicht anders, wenn ich mich nicht irre.«
    »Ja, ich wollte meine Tochter.« Sein Gesicht verzog sich, als er an Trudi dachte. »Wo ist sie?«
    Ich hob die Schultern. »Haben Sie Trudi gesehen? Ist sie zu einem Zwerg geworden?«
    »Nein, das ist…«
    »Also nicht.«
    »Ja, aber…« er schaute sich um. Hilflos schaute er über den Garten hinweg. »Sie muß hier sein«, flüsterte er, den nächsten Satz sprach er lauter. »Sie muß sich doch hier auf dem verfluchten Gelände aufhalten, Mann. Das ist doch sonst Irrsinn und verrückt. Ich bin völlig von der Rolle. Es war alles umsonst, nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, es war nicht umsonst. Sie oder wir haben diesen Garten entdeckt…«
    »Ja, eine Legende.«
    »Eine Tatsache.«
    »Und was noch?«
    »Nichts mehr - vorläufig. Oder wollen Sie noch weiter nach Trudi Ausschau halten?«
    Ich holte einige Male tief Atem. »Ich habe einfach das Gefühl, daß sie sich in der Nähe aufhält, Sinclair. Sie können das vielleicht nicht begreifen. Oder haben Sie Kinder?«
    »Nein.«
    »Sehen Sie, dann ist alles anders. Ich bin Trudis Vater, und zwischen Vater und Tochter gibt es ein inniges Verhältnis. Ich bin der Vater, und ich weiß, daß Trudi nicht weit von hier entfernt ist.« Er faßte mich an. »Werden Sie mir helfen, diesen Garten zu durchsuchen?«
    »Natürlich. Doch es wird keinen Sinn haben, das müssen Sie mir glauben. Wir hätten sie schon längst gefunden, zumindest hätte sich Trudi bei Ihnen gemeldet.«
    »Ja, das könnte stimmen.«
    »Da sie es nicht getan hat, müssen wir einfach davon ausgehen, daß sie nicht mehr hier ist.«
    »Wo dann?« keuchte er.
    »Ich weiß es nicht.«
    Er trat mit dem Fuß auf. »Nichts weiß man. Alles ist anders geworden. Verdammt noch mal, in welch einer Welt bewegen wir uns hier eigentlich? Können Sie mir das sagen?«
    »In der normalen, Herr Lechner.«
    »Nein, das stimmt nicht. Wir treten auf der Stelle. Wir sind nicht mehr in der normalen Welt. Ich komme mir dabei vor wie ein Gefangener in einem Märchen, verstehen Sie das?« Er zeigte überall hin mit hektisch zuckenden Armbewegungen. »Das ist doch eine widerliche Welt, ist das. Die ist verrückt, die ist völlig durcheinander. Mit dieser Welt stehe ich nicht im Gleichklang, da können Sie sagen, was Sie wollen. Die ist nicht für Menschen gedacht, nicht einmal für Zwerge. Die ist einfach grauenvoll und furchtbar.«
    »Aber sie kennen Ihre Tochter besser, Herr Lechner. Sie haben vorhin von dem Verhältnis zwischen Vater und Tochter gesprochen. Oder haben Sie das vergessen?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Da sehen Sie es.«
    »Ich sehe gar nichts!« keuchte er. »Ich will nur meine Tochter zurück, nur sie!« schrie er und ging vor mir in die Knie. Er schüttelte den Kopf, holte ein Tuch aus der Hosentasche und wischte damit das Blut aus seinem Gesicht.
    Ich verstand den Mann gut. Wahrscheinlich hätte ich ebenso gehandelt, aber es war einfach nicht möglich, eine Spur von Trudi Lechner zu finden. Bei unserer Ankunft hatten wir den Friedhof durch- und untersucht. Sie war nicht hier.
    Dennoch mußte diese Mischung zwischen Friedhof und Garten etwas mit Trudi oder deren Verschwinden zu tun haben. Es gab da eine Verbindung, davon war ich fest überzeugt, nur mußte ich sie erst einmal finden, und das war nicht einfach.
    Möglicherweise konnten mir die noch lebenden Zwerge dabei behilflich sein.
    Die Zwerge?
    Ich traute meinen Augen nicht. Hielt sie offen, schloß sie, öffnete sie wieder und wollte noch immer nicht glauben, was ich da mit den eigenen Augen sah.
    Es gab sie nicht mehr.
    Die Zwerge waren verschwunden!
    ***
    Natürlich hätte ich mir selbst irgendwo hintreten können, aber das brachte auch nichts. Die Wesen hatten die Chance genutzt und waren klammheimlich verschwunden.
    Was war der Grund? Fühlten sie sich in ihrem Garten nicht mehr sicher? Hatte es an dem
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