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0729 - Die Bestien von Las Vegas

0729 - Die Bestien von Las Vegas

Titel: 0729 - Die Bestien von Las Vegas
Autoren: Timothy Stahl
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sagen wir mal: unheimlich.«
    »Hmhmm«, machte Zamorra. »Nicht nur dir, Cherie.«
    »Also?«
    »Gehen wir mal gucken.«
    ***
    »Na, das nenn ich eine feine Schweinerei…«
    In dem Mini-Mart vorne an der Straße hatten sie eine Taschenlampe gekauft, deren Lichtkegel Zamorra jetzt über den Ort des mysteriösen Geschehens schweifen ließ. Noch immer war niemand darauf aufmerksam geworden. Die zerrissenen Tierkörper lagen unverändert in ihrem Blut am Ende der Gasse zwischen dem kleinen Supermarkt und dem Motel.
    Der Kupfergeruch des Blutes war von Übelkeit erregender Macht, die warme Nacht erfüllt vom leisen Summen von Fliegen. Von irgendwoher mischte sich gedämpfte Lounge-Musik dazu.
    Zamorra ging in die Knie, um sich die Kadaver genauer zu besehen. Angetrocknetes Blut und rohes, feuchtes Fleisch glitzerten im Licht der Taschenlampe. Hier und da fing sich der Strahl im vom Tode stumpfen Augenpaar eines abgetrennten Kojotenschädels und ließ es matt schimmern wie abgegriffene Münzen.
    Zamorra hatte im Laufe der Jahre viele übel zugerichtete Todesopfer gesehen. Zu viele… Er brauchte keinen Befund eines Leichenbeschauers, jedenfalls nicht in einem so offensichtlichen Fall wie hier, um mit Sicherheit behaupten zu können: »Dieses Blutbad hat ein Tier angerichtet. Hier und da«, er zeigte mit dem Finger auf entsprechende Stellen, »Spuren von Klauen und Zähnen. Ich würde auf einen Bären tippen, einen Grizzly. Nur…«
    »…gibts in Nevada keine Grizzlybären«, führte Nicole den Satz zu Ende.
    Zamorra seufzte. »Und schon gar nicht in Las Vegas.«
    »Ein Werwolf?«, bot Nicole alternativ an.
    »Die Vermutung drängt sich auf«, meinte Zamorra. »Aber auf ein Tierchen von der Sorte hätte das Amulett reagiert.«
    »Andererseits hat uns das Amulett schon mehr als einmal eine Nase gedreht und im Regen stehen lassen«, gab Nicole zu bedenken.
    Zamorra nickte nur. In der Tat hatte sich Merlins Stern nicht als jene Superwaffe erwiesen, für die er die Silberscheibe anfangs gehalten hatte, damals, als er sie bekommen hatte.
    »Zeitschau?«, schlug Nicole die Idee vor, die sie vorhin verworfen hatte.
    Zamorra wiegte den Kopf, schaute sich um. »Ich bezweifle, dass das etwas brächte. Was nützt es uns, in die Vergangenheit zu schauen, wenn es zu dunkel ist, um etwas zu sehen?«
    Nicole wollte etwas erwidern, doch er gebot ihr mit einer knappen Handbewegung, still zu sein. Aus dem Augenwinkel hatte er etwas bemerkt, eine Bewegung am Rande seines Gesichtsfelds.
    Er lenkte den Taschenlampenstrahl in die entsprechende Richtung, entdeckte aber nichts außer Asphalt, der feucht glänzte. Erst dachte er, das rühre vom verspritzten Blut der Kojoten her, dann sah er, dass dieses Glänzen irgendwie anders war.
    Er ging darauf zu.
    Unter seinen Schuhsohlen knisterte und knackte es leise. Ein Geräusch und Gefühl in etwa so, als laufe man im Kino über verschüttetes Popcorn…
    Abermals eine huschende Bewegung, wiederum nicht wirklich zu sehen, nur zu ahnen und dicht außerhalb des Lichtkegels.
    Zamorra schwenkte die Lampe.
    »Mein Gott!«, entfuhr es Nicole, die dicht neben ihm war.
    »Nein«, sagte er trocken. »Nur Spinnen.«
    Und zwar Tausende…
    ***
    »Schwarze Witwen«, konkretisierte Zamorra seine Feststellung nach genauerem Hinsehen. Die charakteristische Stundenglas-Zeichnung schien wie mit roter Leuchtfarbe und feinem Pinsel auf die kleinen Chitinleiber gemalt zu sein.
    Die meisten der Spinnen waren tot. Nur einige lebten noch, bewegten sich und damit andere und verursachten so den Eindruck großflächiger Bewegung und ein fast wie Flüstern klingendes Rascheln und Knistern.
    Das tote Spinnengetier bedeckte den Asphalt auf einer Fläche von mehreren Quadratmetern wie ein löchriger Teppich.
    »Was ist denn hier ausgebrochen?«, wunderte sich Nicole. »Spinnenwahnsinn?«
    Zamorra hatte den Lampenstrahl weiter wandern lassen. Er schüttelte den Kopf. »Ich würde sagen, die Tierchen haben sich tot gesponnen.«
    »Wozu das denn?«, entgegnete Nicole. »Um ein Netz für einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde zu spinnen?«
    »Nein, eher das bizarrste Spruchband der Welt.«
    »Was?« Nicoles Blick folgte dem Kegel der Taschenlampe, und Staunen verschlug ihr die Sprache.
    Ein paar Meter entfernt waren ein paar Autos geparkt, vermutlich die von Mitarbeitern des Mini-Marts oder des Motels. Es sah allerdings aus, als seien sie hier schon vor Jahren abgestellt worden, denn sie waren über und über bedeckt von
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