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0726 - Krematorium der Angst

0726 - Krematorium der Angst

Titel: 0726 - Krematorium der Angst
Autoren: Jason Dark
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nichts?«
    »Nein, John, ich kann nichts essen.«
    »Schade.«
    Ich bestellte einen Hamburger, als das Bier gebracht wurde. Als der Kellner hörte, daß mein Gegenüber nichts essen wollte, hob er nur die Schultern.
    Vinc hielt das Glas mit beiden Händen fest, so sehr zitterte er plötzlich. Er kippte das Zeug in die Kehle, schloß die Augen, öffnete sie wieder, griff zur Flasche und goß Bier in das bereitstehende Glas, wobei er Glück hatte, daß er nichts daneben goß.
    »Sie brauchen nicht so nervös zu sein, Vinc. Hier passiert uns schon nichts.«
    Starr blickte er mich an. Beim Sprechen bewegte er kaum die Lippen. »Ich sage Ihnen, John, daß sie in der Nähe sind. Sie haben uns nicht aus den Augen gelassen, sie lauern auf uns, sie wollen zumindest mich vernichten.«
    »Mich wollte der Kleine auch killen.«
    »Schon, aber ich habe das Gefühl, daß sie dabei mehr an mich denken.« Er setzte das Glas an den Mund und leerte es bis zur Hälfte.
    Auch ich nahm einen Schluck. Das Bier tat gut. Ich hatte das Gefühl, als würde es meine Kehle regelrecht freispülen. Als ich es abstellte, kam mein Hamburger. Dazu gab es Ketchup aus der Flasche. Der Salat, der zum Hamburger gehörte, war sehr übersichtlich, aber so gut verteilt, daß er den Teller bedeckte.
    »Guten Appetit«, sagte mein Gegenüber.
    Ich lächelte. »Ja, danke.«
    Das Zeug war trocken wie altes Sägemehl. Ich kippte Ketchup drauf, was aber auch nicht viel half.
    Mühsam würgte ich die Masse herunter.
    Vincent Craig schaute mir zu und grinste mich an. »Da bin ich ja mal froh, daß ich auf einen Hamburger verzichtet habe. Wenn ich mir das ansehe…«, er schüttelte sich.
    »Stimmt, es war keine Meisterleistung.« Ich schob den leeren Teller zurück, »aber der Hunger hat's hineingetrieben.« Dann zündete ich mir eine Zigarette an.
    Auch Craig bat um eine und bekam sie. Wir rollten durch eine flache Landschaft, die den Norden Londons umgab. Das Wetter hatte sich noch gehalten, nur im Westen waren einige dunklere Wolkenstreifen zu sehen. Ich beobachtete die Gäste im Speisewagen ebenso wie Craig, nur tat ich es nicht so auffällig.
    »Hat sich Ihr Verdacht erhärtet?« fragte ich ihn.
    »Nein. Aber sie sind hier.«
    Ich hob die Schultern. »Dann sollten sie sich endlich zeigen und angreifen.«
    Heftig winkte er ab. »Lieber nicht, John. Machen Sie uns beide nicht unglücklich.«
    »Ist es denn wirklich so schlimm?« fragte ich und konnte ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken.
    »Ja, ja, Sie kennen sie nicht. Das ist eine verfluchte Bande, die sich mit dem Destroyer verbündet hat. Er herrscht über sie, er läßt die Menschen verbrennen, er zerstört sie.«
    »Warum haben die Kollegen nicht eingegriffen?«
    »Es fehlten die Beweise.«
    »Die Sie aber haben.«
    »Ich glaube schon. Nur bin ich… na ja, Sie wissen ja Bescheid. Man hat mich erwischt, den Leichentausch vorgenommen, und meinen Geist eben freigelassen.«
    »Und wo finden wir das Krematorium?«
    Er antwortete mit einer Gegenfrage. »Kennen Sie Liverpool, John?«
    »So gut wie nicht.«
    »Ich würde auch niemandem raten, diese Stadt zu besuchen. Es ist ein Kessel der Gewalt. Ein paar Stadtteile mal ausgenommen.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter, überhaupt nichts. Es ist einfach schlimm. Und dieses Krematorium steht dort, wo es am schlimmsten ist. Wo die ehemaligen Industrieanlagen abgerissen wurden. Wo die Fabriken gestanden haben, wo Schornsteine in den Himmel ragten, wo es immer grau ist, auch bei Sonnenschein, wo die Menschen dafür büßen, was die Regierung unter der Eisernen Lady angerichtet hat. Also richtig in der Szene. Da werden Sie sich wundern.«
    »Das denke ich auch.«
    »Ich habe mich dort nie wohl gefühlt, muß auch zugeben, daß ich nicht viel Zeit hatte. Ich konnte nicht direkt auf mein Ziel zusteuern, da haben wir es jetzt besser, da ich ja einen Informationsvorsprung habe.«
    »Das beruhigt mich auch.« Ich drückte mich von der gepolsterten Bank hoch. »Sie entschuldigen mich für einen Moment.«
    »Natürlich, aber bleiben Sie nicht zu lange weg.«
    »Keine Sorge. Bis wir in Northampton halten, bin ich wieder bei Ihnen.«
    »So spät?«
    »War nur ein Witz.«
    Der Zug stoppte nur an einigen Bahnhöfen. Er brachte die Reisenden so rasch wie möglich von einem Ziel zum anderen.
    Die Toiletten waren jeweils an den Enden der Wagen zu finden. Eine war besetzt, ich sah es an der roten Lampe. Die andere war frei. Ich schlüpfte hinein, schloß ab und hob Deckel und
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