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0719 - Fluchtpunkt Ovarons Planet

Titel: 0719 - Fluchtpunkt Ovarons Planet
Autoren: Unbekannt
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Mann überrascht wurde.
    Ich mußte an die vielen Kinder, Frauen und Männer denken, die sich in dem alten lemurischen Stützpunkt vor den Aphilikern versteckt hielten. Ihr Leben hing an einem seidenen Faden, genauer, an meiner Reaktionsschnelligkeit und Besonnenheit. Ich durfte keinen Fehler machen.
    Opjendaken wußte, daß ich versuchen würde, ihn zu entwaffnen. Als ich auf seine Hand hielt, sah ich, daß er den Koffer nur noch mit den Fingerspitzen hielt. Es ging um Sekundenbruchteile. Sie würden darüber entscheiden, ob die Reste dessen, was ich als wirklich menschliches Leben ansah, ausgelöscht werden würden oder nicht. „Geben Sie mir die Waffe."
    Natürlich durfte ich das nicht tun. Er hätte mich auf der Stelle erschossen, die Bombe abgestellt und sich selbst in Sicherheit gebracht. „Lassen Sie uns vernünftig miteinander reden, Opjendaken", schlug ich vor. „Meinen Sie wirklich, daß es eine Lösung ist, wenn Sie Porta Pato sprengen?"
    „Geben Sie mir die Waffe."
    Er war kalt wie ein Fisch. „Opjendaken, wir wollen die Erde verlassen. Dann habt ihr Aphiliker sie für euch allein." Ich wußte genau, daß ich ihn nicht überzeugen konnte. Aber darauf kam es mir nicht an. Ich wollte ihn überraschen. Nur darum ging es. „Wenn Sie mir die Waffe nicht augenblicklich geben, werde ich den Koffer fallen lassen."
    „Bitte, Opjendaken. Auf ein Wort noch. Sie müssen unbedingt wissen, daß ..."
    Ich schoß mitten im Satz. Der Blitz durchbohrte seine Brust. Seine Finger öffneten sich. Ich sah den Koffer fallen, beugte mich aber schon beim Schuß nach vorn und packte ihn mit der linken Hand am Griff.
    Opjendaken stürzte nach vorn gegen mich. Offenbar versuchte er mit dieser letzten Aktion die Explosion herbeizuführen. Ich fiel zur Seite. Für erschreckend lange Sekundenbruchteile schwebte der Koffer irgendwo über mir und drohte, meinen Fingern zu entgleiten. Während ich auf dem Boden landete, blickte ich nur auf die Bombe. Ich schlug mir den Kopf auf und verrenkte mir die Schulter. Der Tote lag quer über mir, aber ich hielt den Koffer noch immer fest in den Händen. Mühsam schob ich Opjendaken zur Seite, wobei ich nicht wagte, den Koffer abzustellen. Ich stemmte mich hoch und schlich förmlich zum nächsten Video, wobei ich mich bemühte, jede Erschütterung zu vermeiden.
     
    *
     
    Hot schwitzte.
    Ich blickte ihm aus einer Entfernung von etwa zwei Metern über die Schulter, und auch mir erschien die Luft heiß und stickig. Dabei hätte ich auch direkt neben ihm knien oder dreißig Kilometer weit weg sein können. Es hätte keinen Unterschied gemacht. Wenn die Bombe gezündet hätte, wären wir beide atomisiert worden.
    Als mein Freund die Spitze des Desintegratormessers vorsichtig am Rand des Instrumentenkoffers entlangführte, den er dabei in der linken Hand hielt, stürmte Reginald Bull in den Raum.
    Mir verkrampfte sich der Magen, und ich wehrte mich gegen die argwöhnischen Gefühle, die in mir aufkamen. Nach wie vor sah ich in dem ehemaligen Regierungschef der Erde einen der wichtigsten Repräsentanten der Aphiliker. Immerhin hatte dieser Mann vierzig Jahre lang alle Immunen verfolgt. Es fiel mir schwer zu glauben, daß er sich nun so grundlegend gewandelt haben sollte. Knapp drei Wochen befand er sich nun schon in Porta Pato, aber ich hatte ihn in dieser Zeit nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen.
    Einen Unsterblichen wie ihn hatte ich mir anders vorgestellt. Ich musterte ihn, während er zu meinem korpulenten Freund Sopper Round ging, den ich wegen seines Temperaments Hot nannte. „Was ist hier los?" fragte Bull. „Ich habe etwas von einer Bombe gehört."
    „Sie ist da drin", erklärte ich und wies auf den Koffer.
    Reginald Bull zeigte nicht, ob ihn meine Worte erschreckt hatten oder nicht. Er blickte mich kurz an, und plötzlich schämte ich mich wegen meines Argwohns. Dieser untersetzte Mann mit den kurzen roten Haaren und den wasserblauen Augen konnte unmöglich ein gefühlloser Aphiliker sein. In diesen kurzen Sekunden, in denen sich unsere Blicke begegneten, erkannte ich, daß er ein Mensch war mit allen seinen Vorzügen und seinen Schwächen, daß er darüber hinaus aber über eine Persönlichkeit verfügte, wie man sie wohl nur während eines Lebens gewinnt, das mehr als eintausendsechshundert Jahre währte.
    Um seine Mundwinkel herum bildeten sich winzige Falten, und er nickte mir zu, als wisse er genau, was ich dachte und fühlte. Dann wandte er sich Hot zu, während einige
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