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0716 - Der Flammen-Friedhof

0716 - Der Flammen-Friedhof

Titel: 0716 - Der Flammen-Friedhof
Autoren: Jason Dark
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am Leben bleiben wollte.
    Er verstand es dann auch. Dass er vor Schmerzen stöhnte, war normal, wie auch die Schwellung an seinem Handgelenk.
    Bill trat an ihn heran und legte seine Hände auf Frenzels Schultern. »Nun gut, mein Freund, jetzt wirst du uns etwas flüstern, auch wenn du lieber schreien würdest, aber davon rate ich dir ab.«
    »Verdammt, meine Hand…«
    »Du bist selbst schuld. Du hättest mich eiskalt abgeschossen oder verbrennen lassen.«
    »Schon gut, Bill.« Ich stand vor Frenzel. Dessen Gesicht war verzerrt, und aus seinen Augen traten die Tränen hervor, die wie lange Perlen an einer Schnur hingen. Er schluchzte, zog die Nase hoch und quälte sich ein Nicken ab.
    »Wo steckt Lilian Taylor?«
    »Drüben.«
    »Auf dem Friedhof?«
    »Und eure drei Helfer?«
    »Auch. Sie – sie sind wieder zurück in ihre Gräber, versteht ihr? Sie müssen da hinein.«
    »Wie Vampire?«
    »So ähnlich.«
    »Und was sind sie tatsächlich?«
    Er schielte auf seine Hand und stöhnte diesmal noch stärker. »Ich – ich weiß es doch nicht, verdammt! Fragt Lilian.«
    »Gib uns einen Tipp.«
    Er saugte die Luft ein, bewegte seine Beine und musste das Waffenöl riechen, so nahe hielt ich die Beretta vor sein Gesicht. »Sie – sie sind Verdammte aus einem anderen Land, glaube ich. Das kenne ich nicht, das kennt wohl niemand, aber…«
    »Heißt es Aibon?«, fragte Bill.
    »Kann sein – ja, ich glaube schon. Sie – sie hat es möglicherweise mal erwähnt.«
    »Wieso stehen sie in Flammen? Was ist mit dem Feuer?«
    »Keine Ahnung.«
    »Und Lilian?«
    »Wie meinen Sie…«
    »Ist sie auch ein Feuer-Zombie?«
    »Nein, nein, sie nicht. Sie ist anders. Sie kennt sich nur aus. Sie hat viel gelesen und gehört. Sie ist gut. Ihr werdet euch an ihr die Zähne ausbeißen…«
    Ich nickte Bill zu. Er ließ ihn los. Meine rechte Hand mit der Beretta bewegte sich blitzschnell. Dann raste der Lauf wieder nach unten.
    Diesmal traf er den Kopf des Mannes.
    Ich hörte ihn noch stöhnen, dann fiel er mir entgegen. Ich stützte ihn ab, damit er nicht zu Boden schlug und womöglich nicht auf sein verletztes Gelenk fiel. Auf dem Rücken blieb er bewusstlos liegen.
    »Und jetzt werden wir uns mal den Friedhof vornehmen – oder nicht?«, fragte Bill.
    »Richtig.«
    Er zog seine Goldene Pistole. Als er die Waffe anschaute, schauderte er selbst davor. »Ob ich damit die Flammen löschen kann?«, fragte er mich.
    »Ich weiß es nicht. Aber wir versuchen es erst einmal anders. Und jetzt komm…«
    ***
    Lilian Taylor war nervös. Immer wieder schaute sie zum Himmel, dessen Farbe ständig grauer wurde.
    Auch der Wind hatte aufgefrischt. Er war herbstlich kühl geworden. Wenn er durch die breiten Lücken wehte und sie erreichte, schlug er wie ein kühler Lappen gegen ihr Gesicht.
    Und die Erde vibrierte.
    Lilian Taylor spürte sehr deutlich etwas von dieser anderen Kraft, die den Friedhof beherrschte. Es war kein direktes Zittern des Untergrunds, sondern mehr eine geheimnisvolle Botschaft, die eigentlich nur für Lilian bestimmt war.
    Sie glaubte, von fremden Stimmen umgeben zu sein, die ihr Botschaften aus den anderen Welten vermittelten. Aus Welten oder Dimensionen, die jenseits der sichtbaren lagen, wo geheimnisvolle Geschichten und Märchen ihren Ursprung hatten, wo es brodelte, wo es kochte, wo die Gestalten wohnten, über die Eltern ihren Kindern des Abends am Bett sitzend Geschichten erzählten.
    Ein Reich der Märchen, der Legenden, die nicht alle lieb und nett waren. Denn das Böse war ebenso vertreten wie das Gute, und das Böse bestrafte und verdammte.
    Wie jetzt!
    Es lag an der Unruhe, die die Verdammten des Feuers umfangen hielt. Sie konnten einfach keine Ruhe finden. Sie wären zwar in ihren Gräbern verschwunden, aber sie warteten nicht ab, sondern bewegten sich, verteilten ihre Furcht und überwanden mit diesen Gedanken jedes Hindernis.
    Was machte sie so unruhig?
    Lilian Taylor hatte über den Grund nicht lange nachzudenken brauchen. Dass Ergebnis lag auf der Hand. Es war das Fehlen der vierten Gestalt. Sie und die anderen drei hatten eine verschworene Gemeinschaft gebildet, ein Quartett des Schreckens.
    Eine Person, ein Glied war herausgerissen worden. Zurück blieb ein Dreieck, längst nicht mehr so schlagkräftig wie zuvor.
    Das allein war der Grund!
    Sie wusste es und ihre Schritte zitterten, als sie über den weichen Boden ging. Bei jedem Aufsetzen des Fußes hatte sie den Eindruck, eine neue Botschaft zu empfangen, wobei
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