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0716 - Der Flammen-Friedhof

0716 - Der Flammen-Friedhof

Titel: 0716 - Der Flammen-Friedhof
Autoren: Jason Dark
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Lautlosigkeit, die mich mit einer Gänsehaut überschüttete. In der Erde schien sich ein magisches Gewitter anzubahnen, das sich durch nichts und niemanden aufhalten lassen würde.
    Feuerzungen bildeten sich. Sie huschten durch den Untergrund, als gäbe es dort überhaupt kein Hindernis für sie. Sie waren schnell, sie waren flink, sie glitten in verschiedene Richtungen weg, sie bildeten ein Muster, sie formten ein Netz, das aus feurigen, dünnen Armen bestand und überall herwieselte, um an bestimmte Stellen zu gelangen.
    Die konnte ich mittlerweile sehen, denn in der Tiefe der Erde wurden die Gräber der Flammen-Zombies von feurigen Bändern umschlungen wie makabre Pakete.
    Jetzt sah ich auch die Gestalten. Sie verteilten sich auf dem Friedhof, lagen nicht kompakt beisammen. Sie sahen aus, als würden sie innerhalb der Erde schweben. Ihre Haltungen wirkten unglücklich und unbequem.
    Über sie hinweg huschte das Feuer. Es hüllte sie ein wie feurige Fahnen, es schnappte zu, es tauchte ein in ihre offenen Mäuler, es füllte sie mit ihrer Glut und es trieb sie an wie Treibstoff die Rakete.
    Sie bewegten sich. Sie standen auf. Sie verließen die Erde.
    Und Lilian Taylor stand zwischen ihnen. Die Arme hochgerissen, den Mund weit geöffnet. »Feuer!«, brüllte sie mit gellender Stimme.
    »Feuer und Flammen, kommt hervor! Verlasst die Tiefe der Erde! Verbrennt das, was euch feindlich gesonnen ist! Kommt, faucht, fresst, vernichtet…«
    Und sie gehorchten der Frau aufs Wort!
    ***
    Mit John Sinclair hatte Bill Conolly abgemacht, dass man getrennt vorging, nach Möglichkeit aber gemeinsam zuschlug. Und so hatte Bill einen anderen Weg genommen, um von der Rückseite oder anderen Seite her auf den Friedhof zu gelangen.
    John war mittlerweile entdeckt worden, so war es auch zwischen ihnen abgesprochen. Er unterhielt sich mit der Maklerin, wobei er sie von anderen Dingen ablenkte.
    Bill wollte nicht eben behaupten, dass er sich wohl fühlte. Er merkte schon, wie sich einiges verändert hatte. Es waren nicht allein die sichtbaren Dinge, die sich dicht unter der Oberfläche abspielten. Die Feuerzungen ließ er zunächst einmal außer Acht, er spürte nur, dass sich noch etwas anderes dahinter verbarg.
    Aibon – seine Kraft, seine Macht, seine Gefahr.
    Bill hatte die rechte Hand auf den Griff der Goldenen Pistole gelegt, die er noch nicht hervorzog. Er spürte aber, dass sich zwischen der Waffe und seiner Haut noch ein Schweißfilm befand, sodass er befürchtete, die Waffe zu verlieren, wenn er sie zog.
    Es dauerte nur Sekunden, bis er den Ort erreicht hatte, den er als günstig ansah.
    Vor ihm lag der Friedhof. Alles war wunderbar zu sehen, der Boden, die tanzenden Flammen, sogar eine der Gestalten bekam er zu Gesicht. Auch auf Bill machte dieser Zombie den Eindruck, als würde er in diesem Flammenteppich schweben.
    Noch tat die Gestalt nichts…
    Er zog die Waffe. Gab sie ihm Sicherheit?
    Sein Hals war so trocken, als hätte bereits eine Flamme allen Speichel verschluckt. Dann ging er. Es war ein erster vorsichtiger Schritt.
    Er merkte, dass der Untergrund lebte. Da tat sich etwas, da war das Feuer und bewegte sich zuckend von einer Seite auf die andere. Es bildete Linien, die sich hin und her schoben, es war einfach da, es sah so aus, als könnte es nie im Leben gelöscht werden.
    Keine Hitze, nicht einmal Wärme. Kaltes, magisches Feuer – noch war es kalt. Aber das würde sich ändern, wenn es einmal die entsprechende Nahrung bekam.
    Dann gellte plötzlich die Stimme der Maklerin auf. Es waren böse Worte, die sie brüllte. Und Bill Conolly wusste, dass es nun um sein Leben ging…
    ***
    Auf einmal waren sie da!
    Ich hatte mir so viel vorgenommen, ich hatte an vieles gedacht, aber ich hatte nicht damit gerechnet, mit welch einer eminenten Wucht die Flammen aus der Erde strömen würden.
    Sie waren da, und sie waren nicht das Feuer, das ich kannte, ich sah sie als Lebewesen an.
    Die Flammen lebten, sie bewegten sich, sie waren wie Tiere, sie züngelten, sie schlängelten, sie fauchten wie Bestien, sie jammerten auch, sie zogen sich zurück, um einen Moment später mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit wieder vorzuspringen.
    Mit ihren lohenartigen Gewändern umtanzten sie die alten Grabsteine, als sollten diese von ihnen gefressen werden.
    Schiller hatte über das Feuer in seiner »Glocke« geschrieben. Und er hatte sich dabei beide Seiten vorgenommen. Das Feuer konnte zu einem Segen werden, wenn man es bewachte und
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