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0708 - Der Höllenkerker

0708 - Der Höllenkerker

Titel: 0708 - Der Höllenkerker
Autoren: W.K. Giesa
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bringen konnten.
    Wo war Teri?
    Steckte sie immer noch in dieser verdammten Wand?
    Ein unheilvolles Knurren und Scharren ließ Zamorra zusammenzucken. Er drehte sich um und erschrak.
    Drei der Ungeheuer hatten seinen japsenden Schrei vernommen und sich ihm zugewandt. Ihre sabbernden Mäuler mit den riesigen Zähnen klafften auf, bliesen ihm ihren stinkenden Atem entgegen.
    Und dann kamen sie auf ihn zu.
    ***
    Guiseppe zündete sich eine neue Zigarette an. Der alte Auserwählte hatte in den letzten Stunden nachgedacht.
    Sehr gründlich.
    Über Leben und Sterben.
    Über diesen Ermittler, den die Bestien umgebracht hatten, als er das Teufels-Ei suchte.
    Über den anderen Auserwählten, diesen Unsterblichen, der an der Quelle des Lebens gewesen war. Guiseppe hatte es spüren können, dass dieser Mann es geschafft hatte, das ewige Leben zu erlangen. Ewig - solange er sich nicht in Gefahren stürzte, denn das Wasser der Quelle sorgte nur dafür, dass er nicht mehr alterte und nicht mehr erkrankte. Ermordet werden konnte er trotzdem.
    Guiseppe dachte auch über die Frau nach, die zu dem Auserwählten gehörte. Eine sehr schöne Frau, aber was ihn irritierte, war, dass auch sie eine Unsterbliche war. Dabei war sie nicht auserwählt! Wie aber war sie dann an das Wasser der Quelle gekommen?
    Guiseppe verstand das nicht.
    Aber er musste es auch nicht verstehen. Vielleicht steckte ja etwas ganz anderes dahinter.
    Etwas an dem französischen Unsterblichen faszinierte ihn. Dieser Mann besaß eine ungestüme innere Kraft und eine Motivation, die Guiseppe niemals hatte aufbringen können.
    Er schüttelte den Kopf. Irgendwie war es nicht fair, diesem Mann die Arbeit allein zu überlassen. Gut, wenn er nicht hier aufgetaucht wäre -Guiseppe hätte sich nicht weiter um das Teufels-Ei gekümmert. Das lag nun schon seit Ewigkeiten in diesem Ausläufer der Hölle, und hin und wieder verschwanden Menschen, aber wen interessierte das schon? Ob sie von den Bestien gefressen wurden, die aus dem Ei schlüpften, oder ob sie bei Verkehrsunfällen umkamen oder sich bei Schießereien mit der ehrenwerten Gesellschaft oder der Polizei umbringen ließen - je nachdem, auf welcher Seite sie standen. Es spielte doch keine Rolle! Menschen wurden geboren, und Menschen starben. Früher oder später. Warum sich also darüber aufregen, so lange sich alles in den engen Grenzen hielt wie bisher? Guiseppe grinste. Er hätte den Tod dieses tedesco nicht melden, sondern den Rolls-Royce nehmen und hinunter nach Napoli fahren sollen, oder nach Kalabrien oder Sizilien. Für seine amici war es kein Problem, ihm wieder einmal eine neue Identität zu beschaffen und den Wagen so umzustricken, dass er mühelos auf Guiseppe zugelassen werden konnte. Einmal in seinem langen Leben einen solchen Luxuswagen besitzen, das wär's gewesen.
    Aber er war zu ehrlich dafür gewesen.
    Er war und blieb das, was er schon immer gewesen war: ein einfacher Bauer, der sich in nichts Kompliziertes hineinhängen wollte. Mit der Gnade eines sehr, sehr langen Lebens versehen, konnte er auf so viele Kriege und Katastrophen zurückblicken, die er alle überstanden hatte. Es waren interessante Zeiten gewesen, manchmal schön, manchmal scheußlich. Und er hatte sich immer irgendwie durchgemogelt.
    Das wollte er eigentlich auch weiterhin.
    Er konnte durchaus noch hundert Jahre leben. Auserwählte alterten nur sehr, sehr langsam, auch wenn sie nicht vom Quellwasser tranken. Das war sinnvoll für die Auslese - wenn der Erbfolger beschloss, seine Pflicht zu erfüllen und die
    Auserwählten zur Quelle des Lebens zu bringen, musste ja zumindest einer der Kandidaten leben! Und da die Erbfolger von Generation zu Generation länger lebten, erstreckte sich auch die Zeit für die Unsterblichen-Auswahl mittlerweile über Jahrhunderte. Aber wann irgendwo auf der Welt ein Auserwählter geboren wurde, ließ sich nie vorhersagen. In einem Jahr konnten es zwei bis drei sein, über die ganze Welt verteilt, und dann wieder Jahrzehnte oder ein Jahrhundert lang überhaupt keiner.
    Daher mussten sie schon von Natur aus eine extreme Langlebigkeit mitbringen.
    Dieser Zamorra war noch recht jung. Er sah aus wie ein Enddreißiger, aber Guiseppe schätzte ihn auf etwa 60 oder wenig mehr Jahre. Zamorra würde bald Probleme mit den Behörden bekommen. Niemand würde ihm sein Alter glauben. Und schon gar nicht, dass er relativ unsterblich war. So etwas gab es im Denken normaler Menschen nicht.
    Bene, vielleicht erledigte sich
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