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0706 - Das Galgen-Trio

0706 - Das Galgen-Trio

Titel: 0706 - Das Galgen-Trio
Autoren: Jason Dark
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Zirkus, die mit ihren kleinen Vorführungen ihr Geld verdienen wollten. Ein Soldat, ein Clown und ein Zwerg…«
    »Clown?«
    »Ja, jemand mit rotem Haar und einem schwarzen Glanzanzug.« Der Alte deutete mit beiden Händen an seinem Körper herab, als wollte er es nachzeichnen. Daß er dabei Asche verlor und diese auf seine Hosenbeine fiel, störte ihn nicht.
    »Warum wurden sie getötet?«
    »Sie brachten den von Aragons keine Achtung entgegen. Sie lachten sie aus, sie wollten nicht kuschen und nicht verschwinden. Dafür mußten sie dann bezahlen. Es wurden Galgen gezimmert, die heute noch stehen. Man schweigt darüber, doch auch in dieser Zeit traut sich niemand, die Galgen zu zerstören. Die drei Männer wurden aufgehängt, und man dachte, sie wären tot.«
    »Was passierte dann?«
    »Dann waren sie verschwunden.«
    »Einfach so?«
    Ramon nickte, bevor er flüsterte. »Sogar einen Tag später waren sie nicht mehr zu sehen. Keiner weiß genau, wer sie aus den Schlingen gezerrt hat, aber man sah sie nicht mehr. Man hat die Leichen weggeschafft.«
    »Suchte man denn nicht nach einer Erklärung?« wollte ich wissen.
    Ramon nickte. »Und ob man das tat. Man redete miteinander, man forschte nach, und man kam auf die Idee, daß es der Teufel gewesen sein mußte.«
    »Hat er sie aus den Schlingen geholt?«
    Ramon wiegte den Kopf. »Nicht so direkt«, meinte er. »Der Teufel hat einen Helfer gehabt. Er befand sich unter den Zirkusleuten. Es war eine alte Frau, eine Hellseherin, die auch ihre Kunststücke vorführte. Das hat man sich erzählt. Sie war außergewöhnlich, es hieß, daß sie einmal dem Teufel als Hexe gedient hatte, und sie gehörte zu den Menschen, die Tote liebten.«
    »Warum?«
    Ramon drückte die Zigarette aus und lehnte sich zurück. »Ich weiß es nicht. Keiner weiß es genau. Aber es heißt, daß sie sich dem Teufel schon zu Lebzeiten verschrieben hatte und er ihr deshalb einen Gefallen tun würde.«
    »Die Erweckung der Gehängten?«
    »Ja, das sagte man dann später.«
    Ich widersprach nicht, ich schüttelte nicht einmal den Kopf, denn diese Geschichte, so unwahrscheinlich sie mir auch klang, war für mich trotzdem glaubhaft. Alte Legenden und Sagen besaßen immer einen wahren Kern, und Zombies hatte es schon zu allen Zeiten gegeben.
    »Der Teufel löste sein Versprechen ein. Ob die Frau es auch eingelöst hatte, kann ich nicht sagen, aber ich gehe davon aus, denn der Satan holt sich immer, was ihm zusteht. Und seit dieser Zeit gibt es sie, denn sie können nicht sterben. Mal merkte man jahrelang nichts von ihnen, mal kommen sie wieder zum Vorschein, so wie jetzt. Sie haben nichts vergessen, gar nichts, und der Druck der Familie hat sich zwar gelindert, aber er ist immer noch groß genug. Nur das Wort eines von Aragons gilt hier etwas. Den Bewohnern im Ort haben sie nichts getan. Aber sie wußten genau, wer für und wer gegen die von Aragons war. Danach haben sie sich gerichtet.«
    »Ich habe sie gesehen«, sagte ich.
    Ramons Augen blitzten. »Wo denn?«
    »Auf einem Film, der mir vorgeführt wurde. Hattest du nicht davon gesprochen, daß die drei alten Galgen noch an ihrem angestammten Platz stehen?«
    »Das hatte ich.«
    »Dort habe ich die Leiber sehen können. Sie hingen mit den Hälsen in den Schlingen, ihre Körper wurden von leichtem Nachtwind bewegt und schaukelten hin und her. Es waren der Clown, der Zwerg und der Soldat. So wie du es gesagt hast, Ramon. Und es war auch der Zwerg, der die drei Männer im Weinkeller tötete und es auch bei mir versuchte. Aber ich entwischte ihm.«
    »Dann irrte der Zwerg durch den Ort?«
    »So ist es gewesen. Aber ich möchte mich darauf nicht verlassen, Ramona Ich habe vor, dorthin zu gehen, wo die drei Galgen stehen, und ich will, daß du mir den Weg beschreibst.« Mit der Karte des Butlers konnte ich nichts anfangen.
    Er wurde nervös. Seine Hände fuhren über das Kinn, er schluckte, der Adamsapfel tanzte dabei, und einige Male schüttelte er sogar den Kopf. »Nein, das ist so gut wie nicht möglich. Ich würde dich in den Tod jagen…«
    Christina Romero hatte bisher geschwiegen. Nun aber meldete sie sich. »Irrtum, Ramon, du wirst es tun, denn John ist ein besonderer Mann. Er ist gekommen, um die lebenden Leichen endgültig zu vernichten.«
    Der alte Mann überlegte. »Damit ist das Problem aber nicht gelöst worden, es bleiben die Aragons.«
    »Darum müssen wir uns kümmern«, sagte sie und fuhr mit beiden Händen durch ihr schwarzes, lockiges und
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