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0706 - Das Galgen-Trio

0706 - Das Galgen-Trio

Titel: 0706 - Das Galgen-Trio
Autoren: Jason Dark
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langen Sitzen war ich steif geworden. Meine Gelenke knackten, als ich ruckartig aufstand.
    Dann sagte Christina Romero etwas, das mir überhaupt nicht gefiel. »Ich werde mit dir gehen, John.«
    Nein wollte ich sagen, aber ein Blick in ihre Augen belehrte mich eines Besseren. Sie war fest dazu entschlossen. Wenn ich ablehnte, würde sie allein gehen, und das Risiko wollte ich auf keinen Fall eingehen, deshalb stimmte ich zu.
    Der alte Ramon lächelte und gab einen weisen Kommentar. »Die Frauen haben immer das letzte Wort gehabt, und das wird auch in Zukunft so bleiben…«
    ***
    Die Sonne sank!
    Sie hatte sich verändert und war zu einem gewaltigen Rund geworden, das in allen Rotfarben schimmerte. Von einem sehr tiefen Rot bis hin zu einem fast strahlenden Orange, das schon in den gelblichen Farbton überging. Sie fiel in die westliche Richtung hinein, und vor dem Ball lagen einige dunkel aussehende Wolken wie lange Zungen.
    Noch konnte sie ihre Strahlen ausschicken und bedeckte damit das Meer wie mit einem blutigen Schleier, der, je mehr er an Kraft verlor, immer breiter ausfächerte, um dann mit seinen Ausläufern den Strand zu erreichen.
    Die Oberfläche schien zu einem unermeßlich weiten, wertvollen Areal geworden zu sein, zu einer Phantasie aus Gold und Blut, aus der jeden Augenblick geheimnisvolle Gestalten hochsteigen konnten, die bisher in der Tiefe gelauert hatten.
    Die in der Dünung des Meeres fahrenden Schiffe sahen aus wie schwarze Silhouetten, und sie schienen von den Strahlen festgesaugt zu sein, so langsam nur bewegten sie sich.
    Aber die Sonne blieb nicht allein auf das Meer beschränkt. Ihre Strahlen fächerten dermaßen breit auseinander, daß sie auch das Ufer mit der Steilküste erreichten und die braungraue, verbrannt wirkende Erde ebenfalls wertvoll aussehen ließen.
    Ein Sonnenuntergang, wie man ihn sich schöner nicht vorstellen konnte. Etwas für Maler, für Musiker, die durch ihn die entsprechenden Inspirationen bekamen.
    Die drei Galgen aber erreichten die Strahlen nicht.
    Sie standen zu weit von der Steilküste entfernt, erinnerten an eine böse, finstere Drohung und waren trotz der langen Zeit noch nicht zusammengefallen.
    Sie standen da, wie für die Ewigkeit gebaut, und in ihren drei Schlingen baumelten die Körper.
    Es war ein leichter Wind aufgekommen, der gegen die steifen Körper blies und dafür sorgte, daß sie hin- und herschwangen. Sie rührten sich nicht, sie hingen wie Puppen in den Ovalen aus Hanf, mit ungewöhnlich verrenkten Gliedern, gebrochenen Genicken und hochgezogenen Schultern, wobei bei zwei von ihnen die Zungen wie bläuliche Klumpen aus den Mäulern hingen. Ihre leichenfahlen Gesichter hätten auch die Strahlen der roten Sonne kaum anders aussehen lassen können. Sie waren einfach furchtbar, durch den Tod gezeichnet, aber nicht verwest.
    Auch der Zwerg war nach seiner Tat wieder an diesen Ort zurückgekehrt und hatte seinen Hals in die Schlinge gesteckt. Sein übergroßer Kopf saß verrenkt auf der Schulter und so zur Seite gedreht, als würde er im nächsten Augenblick abfallen.
    Ähnlich erging es auch dem Clown, der Ähnlichkeit mit einem Punker aufwies. Auch sein Körper war nicht gedreht. Mit der Frontseite wies er in Richtung Strand.
    Nur war sein Kopf nach vorn gesunken. Fast so weit, daß sein Kinn die Brust leicht hätte berühren können.
    Drei Tote.
    Drei Leichen in Henkersschlingen, deren Körper sich im Rhythmus des einfallenden Windes bewegten.
    Und die Sonne sank tiefer.
    Erste Schatten entstanden. Nicht nur auf dem Wasser breiteten sie sich aus, sie reichten auch bis in das Land hinein, wo sie die niedrigen Bäume und Buschgruppen mit ihrem grauen Schleier überdeckten und zudem ein gewisses Zwielicht schufen.
    Sie wirkten wie geheimnisvolle Boten, die aus dem All kamen, um der Erde einen flüsternden Rat zu geben.
    Schon bald warfen auch die drei Galgen ihre Schatten. Noch einmal zeichneten sich diese makabren Gegenstände auf dem Boden ab, und auch die Schatten der Leichen bewegten sich mit den gleichen Schwingungen. Zwielicht kroch über den Boden und verteilte sich geheimnisvoll zwischen den Büschen und Sträuchern.
    Der Wind strich auch über den Grund, auf dem die Erde ausgebrannt war und Staub erzeugt hatte. In ihn griff er hinein und schuf lange und dicke Wolken, die er vor sich hertrieb, als wäre es ein zitternder Nebel. Gerieten die Staubwolken in den Bereich der immer dunkelroter werdenden Sonnenstrahlen, dann funkelten seine
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