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0703 - Jagd der Outsider

Titel: 0703 - Jagd der Outsider
Autoren: Unbekannt
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herum und verschwand zwischen den Stämmen. Mit der entsicherten Waffe in der rechten Hand rannte sie leichtfüßig auf die weiße Front des nächstliegenden Gebäudes zu. Dort stand ihr kleiner Spezialgleiter.
    Die Outsider. die Mitglieder einer Menschengruppe, die das Recht in ihre eigene Verantwortung genommen hatten, waren noch immer nicht akzeptiert. Aber die offiziellen Organe duldeten jene nächtlichen Jäger, ob sie nun „Nasenbär" Janzon hießen, Hammer Dross oder ähnlich berühmt waren wie Jocelyn, der Specht. Aber sie akzeptierten und unterstützten sie nicht. Noch nicht.
    Also mußte sie zusehen, daß sie verschwand, um keine Unannehmlichkeiten zu bekommen. Sie nahm die Schultern zurück, atmete tief durch und freute sich auf das heiße Bad. Ihre Freude - aber das wußte sie nicht - war abstrakt und weit entfernt von den tiefen Eindrücken, die von den Kranken gespürt wurden.
    Für sie hatte ein Bad lediglich reinigende Funktion.
    Crystal erreichte den Gleiter und legte die linke Hand an den Türverschluß. Die winzige Detektorzelle im Griff verglich Schwingungen und gab die Sicherung frei. Andernfalls hätte ein furchtbarer Stromstoß jeden, der den Gleiter berührte, zehn Meter weit zurückgeschleudert.
    Alles in Ordnung, dachte sie. Außerdem war sie hungrig und brauchte einen Schluck Alkohol zur Entspannung. Ihr schulterlanges, fast weißblondes Haar wehte, als sie sich mit einer gleitenden Bewegung in den Sitz schwang, die Maschine startete und davonschwebte. Das verfallene Haus, in dessen einundvierzigstem Stockwerk sie wohnte, war keine dreitausend Meter entfernt.
    Je weiter sich der Gleiter von dem ausgestorbenen Park entfernte, desto mehr verfallene Gebäude tauchten auf. Die Gärten und Parks zwischen den Gebäuden waren bis zur Unkenntlichkeit verwildert, und nicht einmal die Reinigungsroboter arbeiteten. Das Stadtviertel schien dem Untergang geweiht zu sein. Ebenso wie seine Bewohner; die meisten von ihnen waren zu schwach zum Leben und zu stark zum Sterben. Niemand kümmerte sich um sie.
    Aber jetzt schlafen sie, dachte Crystal und bog nach links ab. Der Gleiter raste durch eine Unterführung, tauchte jenseits der schmutzübersäten Piste wieder auf, und geradeaus lag das Haus, dessen Fenster zersplittert und dessen Fassadenplatten angebrochen und von Vogelkot übersät waren. Der Gleiter bremste vor der Einfahrt der Tiefgarage ab. Langsam steuerte Crystal die Maschine weiter, aber hier, unmittelbar in der Nähe ihrer privaten Festung, brauchte sie von niemandem etwas zu befürchten.
    Die Kranken schlugen nicht zurück, die anderen Outsider würden sie nicht behelligen, und die Polizei tolerierte offensichtlich die Arbeit, der sie sich unterzog. Am deutlichsten hatte sie es in Hawaii gemerkt; von dort war sie hierher gekommen, in den Dschungel aus Stein, menschlichem Chaos, Verwahrlosung und verwilderten Grünanlagen.
    Der Gleiter tauchte in die leere Tiefgarage hinein. Er drehte sich, und zwei verschiedene Scheinwerfersysteme leuchteten die menschenleere Halle aus. Pfeiler und unbrauchbare Maschinen warfen groteske Schatten. Bevor Crystal ausstieg, aktivierte sie sämtliche Sicherheitssysteme des Gleiters. Jetzt würde jeder Einbrecher bei dem Versuch, den Gleiter zu knacken, sich selbst in die Luft sprengen.
    Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen rannte Crystal im Zickzack zu der Rampe, nahm in langen Sätzen ihrer schlanken Beine eine Treppe und warf sich in den letzten der funktionierenden Antigravschächte.
    Langsam schwebte sie aufwärts.
    Jetzt war es nicht ganz sechs Uhr. und sie hatte die Hinrichtung des Kranken bereits vergessen. In zwei Stunden würden die anderen Menschen, die hier hausten, wie die Ratten oder Würmer die Häuser verlassen und weiterhin ihre mühsamen Versuche machen, den nächsten Tag zu überleben.
     
    *
     
    Dies hier war ihr eigener Bezirk.
    Hier war sie sicher, und im Augenblick fühlte sie sich auch sicher.
    Hinter ihr hatten sich schwere Falltüren geschlossen.
    Strahlensperren hatten sich vollrobotisch nur kurz ausgeschaltet, um sie durchzulassen. Sie stand zehn Meter von der Tür ihrer, Wohnung entfernt. Hier oben, fast hundertfünfzig Meter über dem Boden der Stadt, strahlte die Sonne auf die Terrasse.
    Crystal zog den winzigen positronischen Schlüssel aus dem Handschuh. Sie war völlig gefaßt und ruhig. Sie dachte in den Bereichen ihrer eigenen, kalten Logik. Die Jagd war vorbei, eine neue Jagd auf einen neuen Kranken konnte beginnen.
    Der
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