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0701 - Duell der Amulette

0701 - Duell der Amulette

Titel: 0701 - Duell der Amulette
Autoren: Claudia Kern
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wieder!, dachte Zamorra wütend. Sieht diese Frau denn nicht, dass ich nachdenke?!
    »Und wohin sollten wir deiner Meinung nach gehen?«, fragte er.
    »Nach Lyon. Wenn wir uns bis dorthin durchschlagen, können wir die Regenbogenblumen im Park benutzen, um in unsere Welt zurückzukehren.«
    Es gefiel ihm nicht, dass sie Recht hatte. Zwei Dinge gab es, die er in seiner Umgebung nicht tolerierte: Leute, die ihm widersprachen, und solche, die Ideen äußerten, auf die er selbst noch nicht gekommen war.
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, log er, »aber dafür brauchen wir einen Wagen, und nach unserem letzten Fluchtversuch werden die vermutlich ebenso streng bewacht wie die Blumen.«
    Nicole nickte. »Damit rechne ich ja. Wenn unsere Doppelgänger sich auf die Blumen und die Autos konzentrieren, werden sie kaum genug Sicherheitskräfte haben, um den Rest des Geländes abzudecken. Wir fliehen einfach durch den Wald und nehmen uns im Dorf einen Wagen. Bis sie das gemerkt haben, sind wir längst auf dem Weg nach Lyon.«
    Zamorra beherrschte sich mühsam. Sie schien auf alles eine Antwort zu haben, und das ging ihm gewaltig auf die Nerven. Schlimmer war allerdings, dass es die richtigen Antworten waren, auch wenn ihr Plan in diesem Fall nicht durchführbar war.
    Nicole konnte nicht wissen, dass die Situation zwischen ihm und den Dorfbewohnern kurz vor einer Eskalation stand. Wenn sie unbewaffnet im Dorf auftauchten, endete das wahrscheinlich in einem Massaker.
    Zamorra entschied sich, seinen Plan zu ändern. Da es ihm nicht gelingen würde, mit Nicole in ihre Weit zu fliehen, entschloss er sich, dafür zu sorgen, dass sie möglichst schnell gefasst wurden. Was er durch Täuschung und Hinterlist nicht erreicht hatte, konnte er immer noch mit Folter und Gewalt herauspressen.
    Früher oder später zerbrach jeder.
    »Wir müssten ungefähr auf der Höhe des Erdgeschosses sein«, behauptete er, obwohl er genau wusste, wo sie waren. »Vielleicht finden wir hier einen Ausgang.«
    Nicole folgte ihm ohne Protest in einen der Nebengänge. Hier waren die Wände aus Stein. Zamorra war sich nicht sicher, schätzte aber, dass ein Großteil des alten Geheimgangsystems von seinem berühmten Vorfahren Leonardo de Montagne angelegt worden war.
    Ein Vorbild für jeden Schwarzmagier, dachte er anerkennend. Nachdenklich griff er in Seine Jackentasche und entdeckte zu seiner eigenen Überraschung eine halbwegs trockene Zigarette. Er schob sie zwischen die Lippen und drehte sich zu Nicole um.
    »Gib mir mal Feuer«, verlangte er.
    Das war ein Fehler.
    ***
    Nicole sah überrascht auf, als Pascal Lafitte das Schlafzimmer betrat.
    »Was machst du hier?«, herrschte sie ihn an. »Solltest du nicht die Suche leiten? Zamorra wird dich umbringen, wenn du noch einmal versagst.«
    Sie selbst hatte den Raum gerade verlassen wollen, um sich an der Verfolgung zu beteiligen. Der Schlossherr mochte es nicht, wenn man seine Befehle ignorierte, und seine Anweisung, mit allen verfügbaren Kräften nach den Doppelgängern zu suchen und sie lebend zurückzubringen, war unmissverständlich.
    Trotzdem winkte Pascal ab. »Antoine und seine Männer wissen, was zu tun ist. Ich bin aus einem anderen Grund hier.«
    »Dann sag ihn und verschwinde.«
    Nicole war nervös. Sie hatte seit längerem ein Verhältnis mit ihm, von dem Zamorra nichts ahnte. Wenn er sie gemeinsam im Schlafzimmer entdeckte, hatten sie ein Problem.
    »Es geht um Zamorra«, sagte Pascal. »Bist du sicher, dass er der Richtige ist?«
    Nicole runzelte die Stirn. »Willst du etwa behaupten, wir haben seinen Doppelgänger aus der Zelle geholt und Zamorra zurückgelassen? Wie kommst du darauf?«
    »Er hat sich eben sehr seltsam verhalten. Ich sollte dem Drachen frisches Wasser und Futter bringen. Seit wann interessiert er sich dafür, wie die Bestie versorgt wird? Solange sie lebt und seinen Befehlen gehorcht, ist ihm der Rest doch egal.«
    »Das ist allerdings merkwürdig«, antwortete Nicole und setzte sich auf die Bettkante. Sie dachte an das Gespräch, das sie mit Zamorra geführt hatte. Nichts daran war ihr ungewöhnlich erschienen, aber das hatte vielleicht eher daran gelegen, dass sie die Möglichkeit einer Verwechslung nicht in Betracht gezogen hatte.
    Jetzt, wo sie genauer darüber nachdachte, erkannte sie, dass etwas gefehlt hatte. Immer, wenn sie Zamorra in die Augen blickte, sah sie seinen brennenden Ehrgeiz und die unterschwellige Aggression, die ihn zu einem so unberechenbaren Gegner
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