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0700 - Para-Hölle Spiegelwelt

0700 - Para-Hölle Spiegelwelt

Titel: 0700 - Para-Hölle Spiegelwelt
Autoren: Werner Kurt Giesa
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denn wäre, wenn er selbst die Seiten wechselte, so wie der einstige Fürst der Finsternis Asmodis es vor gut anderthalb Jahrzehnten getan hatte.
    Allerdings war Zamorra durchaus klar, dass das nur scheinbar so war. In Wirklichkeit hatte Asmodis wohl nur der Hölle den Rücken gekehrt. Vorher wie nachher stand er nicht auf der Seite des Lichtes oder der Finsternis, sondern ausschließlich auf seiner eigenen Seite… immer und überall.
    Und jetzt, auf dieser »Seite« der Regenbogenblumen, unmittelbar nach dem »Transport«, hatte Nicole verkündet, eine solche Veränderung Zamorras nicht tolerieren zu wollen.
    »Wenn du noch ein paar Minuten aushältst«, sagte Zamorra, »werde ich dich in einer etwas romantischeren Umgebung verwöhnen, dass du dich wie im Himmel fühlst.« Er küsste ihr Ohr, bückte sich und half ihr, den Rock wieder hochzuziehen. Seufzend bückte sie sich, hob die Kostümjacke wieder auf und hielt sie ins Licht der Energiesparlampen, die im zu den Regenbogenblumen führenden Korridor in Fünfzehn-Meter-Abständen installiert waren.
    »Völlig verdreckt«, stellte sie fest. »Du bist schuld. Wenn du nicht so aufregend wärest, hätte ich die Klamotten nicht wegschmeißen müssen… verflixt, der Rock ist ja auch staubig geworden. Ich schätze, ich werde die nächsten Tage damit zubringen müssen, die einschlägigen Boutiquen in Lyon, Paris und sonstwo zu durchforsten. Brauche ohnehin wieder was Vernünftiges zum Auszie… äh, zum Anziehen«, korrigierte sie sich. »Das hier ist doch seit mindestens zwei Tagen längst aus der Mode.«
    »Du kriegst einen Lendenschurz in Zwirnsfadenbreite«, beschloss Zamorra. »Das reicht völlig, deine natürliche Schönheit zu unterstreichen.«
    »So!«, fauchte sie ihn an. »Und gerade noch hast du mich daran gehindert, meine natürliche Schönheit zu präsentieren, die sich momentan unter diesen verstaubten Uralt-Fetzen zwangsweise verbergen muss!«
    »Warte, bis wir oben im Château sind«, raunte Zamorra und streichelte zärtlich ihre Wange. »Wir nehmen gleich zwei Flaschen Wein mit…«
    »Du willst mich betrunken machen und dann verführen, elender Lustmolch!«
    »Den blanken Hintern versohlen werde ich dir«, ächzte Zamorra.
    »Also doch Ausziehen… ihr Männer seid doch alle gleich. Ihr wollt uns Mädchen nur als süße nackte Püppchen und…«
    Entschlossen fasste er ihre Hand. »Mitkommen zum Weinkeller«, kommandierte er. »Jahrgang auswählen, oben Gläser und Korkenzieher beschaffen. Ich öffne die Flasche, und du ziehst uns beide aus. Keine Widerrede!«
    »Despot«, murmelte sie mit glitzernden Augen. »Elender Schuft! Diktator! Macho!«
    »Letzteres aber nicht!«, protestierte er.
    »…Geliebter«, fuhr Nicole fort.
    Diese Bezeichnung ließ er sich natürlich gern gefallen.
    Wenig später waren sie auf dem Weg nach oben.
    ***
    Als sie den Keller verließen, lief ihnen in der großen Eingangshalle mit den an den Wänden stehenden Ritterrüstungen Pascal Lafitte über den Weg.
    »Ups!«, entfuhr es Zamorra. »Was machst du denn hier?«
    Es war zwar nicht ungewöhnlich, dass Lafitte hier auftauchte, aber meist suchte er dafür einen Grund. Er war Zamorras »Vorkoster« in Sachen »Internationale Zeitungen«. Zamorra hatte etliche Gazetten abonniert, und Pascal Lafitte durchforschte sie nach Berichten über übersinnliche oder sonstwie ungewöhnliche Ereignisse. Wurde er fündig, schickte er die eingescannten Texte per Datenübertragung direkt in die EDV-Anlage des Châteaus, oder er kam selbst vorbei. Zamorra zahlte ihm ein Anerkennungshonorar für diese Tätigkeit, das die Lafittes gut gebrauchen konnten; Pascal war jahrelang arbeitslos gewesen, und Frau und zwei Kinder waren zu ernähren.
    Der junge Mann hob die Brauen. »Was denn wohl?«, fragte er sarkastisch und hob abwehrend die Hände. »Darf ich neuerdings nicht mehr hier entlanggehen?«
    »Sicher darfst du«, versicherte Zamorra. »Wunderte mich nur, dich gerade heute am Tag unserer Rückkehr hier zu treffen. Hat deine Anwesenheit einen besonderen Grund?«
    »Ja«, erwiderte Lafitte ungewohnt aggressiv. »Ich jage Kakerlaken.«
    »Ob, gibt's hier welche?«, entfuhr es Nicole.
    »Fußballgroße. Links gelb gestreift, rechts lila gepunktet. - Leute gibt's… und dumme Fragen…« Dabei war er schon dabei, seinen Weg fortzusetzen.
    »Was ist dem denn über die Leber gelaufen?«, stöhnte Nicole kopfschüttelnd.
    »Kakerlaken«, vermutete Zamorra. »Fußballgroß, rechts gelb gestreift und
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