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0700 - Aphilie

Titel: 0700 - Aphilie
Autoren: Unbekannt
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Sergio, „und bin zu dem Schluß gekommen, daß wir keine große Auswahl haben."
    „Also ... Trailokanat?"
    Er nickte.
    „Es bleibt uns einfach keine andere Wahl", sagte er.
    „Traust du dem Mann?"
    „Wie kann ich ihm trauen oder mißtrauen? Ich habe ihn noch nie gesehen. In Teheran hat uns jemand seinen Namen genannt und ihn als einen Mann beschrieben, der sich dazu hergibt, geheime Reisen nach Borneo zu vermitteln. Das ist alles, was ich weiß."
    Er war ebenfalls aufgestanden. Mit seinen knapp ein-meterneunzig überragte er sie um einen ganzen Kopf. Dabei war er ausgesprochen hager, von den breiten Schultern abgesehen, mit einem schmalen Schädel, hoher Stirn, ausgeprägter Nase und einem starken Adamsapfel, der sich immer dann, wenn er erregt war, auf und ab hüpfte.
    „Am besten machen wir uns gleich auf den Weg", schlug Sylvia vor. „Wie viel Geld haben wir noch?"
    „Einundzwanzig Solar ... abgesehen von der eisernen Reserve."
    „Das langt gerade für ein halbwegs anständiges Frühstück", entschied das Mädchen. „Ich habe einen Bärenhunger!"
     
    *
     
    Aus dem Frühstück wurde selbstverständlich nichts. In Restaurants durften sich Sergio und Sylvia nicht mehr sehen lassen, denn in jeder Gaststätte hingen wenigstens zwei Aufnahmegeräte, die den Publikumsverkehr beobachteten, und es war sicher, daß die Staatspolizei inzwischen Weisung erlassen hatte, auf die Physiognomien von Sergio Percellar und Sylvia Demmister mit besonderer Sorgfalt zu achten.
    Selbst die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel erschien Sergio zu riskant. Sie legten also ihren Weg zu Fuß zurück und mußten dabei erhebliche Umwege machen, da es ihnen darauf ankam, sich möglichst durch von Fußgängern bevorzugte Zonen zu bewegen. Nur die Menschenmenge bot ihnen Schutz. Sie waren ständig auf der Ausschau nach Ka-zwos. Es war denkbar, daß jeder Wachrobot in seinem Speicher ihr Bild trug. Wenn das der Fall war, dann bedeutete die erste Konfrontation mit einem Ka-zwo das Ende ihres Unternehmens.
    Knapp dreißig Kilometer und sieben Stunden nach dem Aufbruch erreichten sie die Gegend, in der Trailokanat sein Geschäft unterhielt. Sie befanden sich an der nördlichen Peripherie der Altstadt von Bangkok. Die Straßen waren breit und für den Fahrzeugverkehr zugelassen. Aber die Häuser zu beiden Seiten stammten noch aus einer Zeit, da das Licht von Sol über der Erde leuchtete und die Menschen noch den göttlichen Funken der Liebe in ihren Herzen trugen.
    Trailokanats Unternehmen residierte in den obersten drei Stockwerken eines achtzehngeschossigen Gebäudes.
    Trailokanat war ein Informationsmakler, der Nachrichten von privaten Zuträgern auf Kommissionsbasis entgegennahm und sie an die öffentlichen Nachrichtendienste weitergab. Für die Vermittlung der Nachrichten erhielt er eine Provision. Das Geschäft des Informationsmaklers war in Zeiten, da die Menschheit noch in Freiheit lebte, ein recht einträgliches gewesen. Jetzt jedoch, da die Regierung das Recht für sich in Anspruch nahm zu entscheiden, welche Nachrichten der Öffentlichkeit vorgesetzt werden durften und welche nicht, waren die Informationsmakler Kontrollen ausgesetzt, die ihre Arbeit behinderten und ihre Gewinne schmälerten.
    Innerhalb des großen Gebäudes herrschte nur geringer Publikumsverkehr. Sylvia und Sergio gelangten ungehindert bis ins siebzehnte Stockwerk, in dem sich der Empfang befand. Ein stationär eingebauter Roboter nahm ihren Wunsch, Trailokanat zu sprechen, zur Kenntnis und bat sie, sich zu gedulden. Nach einigen Minuten öffnete sich eine in der rückwärtigen Wand gelegene Tür, und ein kleines, fettes Männchen trat heraus. Aus winzigen, glitzernden Augen, die hinter dicken Speckpolstern fast verschwanden, musterte es die beiden Besucher, und schließlich fragte es mit heller, quäkender Stimme: „Was verschafft mir die Ehre, Bruder und Schwester?"
    „Wir wollen mit dem Bruder Trailokanat sprechen, Bruder", antwortete Sergio.
    „Der bin ich, Bruder", keifte das Männchen. „Also ... was soll's?"
    Sergio biß sich auf die Unterlippe. Der kleine Fette wirkte alles andere als vertrauenswürdig. Es fiel Sergio schwer, an die nächstenliebende Selbstlosigkeit dieses Mannes zu glauben.
    „Borneo", sagte Sergio nur.
    Er war fest entschlossen, beim geringsten Zögern auf Trailokanats Seite das Büro zu verlassen und das Weite zu suchen. Es mußte einen besseren Weg geben, nach Borneo zu kommen, als durch die Vermittlung des
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