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0696 - Im Bann des Verfluchten

0696 - Im Bann des Verfluchten

Titel: 0696 - Im Bann des Verfluchten
Autoren: Jason Dark
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nicht entziehen konnte. Sie klang kratzig und befehlsgewohnt, gleichzeitig auch hell, manchmal sogar weich.
    Edna hob den Blick.
    Er lächelte.
    Ein gutes Zeichen. Sie lächelte auch.
    Nur wurden seine Züge dabei nicht weich, sondern schienen irgendwie gläsern zu werden. Es war ein Lächeln, das mehr ihm selbst galt, das nach innen gekehrt war, als würde er damit eine Welt begrüßen, die nur für ihn sichtbar war.
    »Du kannst dich erinnern, was ich dir sagte?«
    »Ja.«
    »Ich werde jetzt mit dir sprechen, und ich werde dir anschließend einen Auftrag geben.«
    »So war es abgemacht.«
    Er nickte, schaute kurz zum Fenster, sah den Staub, der hinter der Scheibe wirbelte, und trat einen Schritt näher. Unter den zahlreichen Messern und Töpfen blieb er stehen.
    »Sie haben im Dorf davon geredet, Edna, und du weißt genau, was ich damit meine.«
    »Von den Mädchen.«
    »Stimmt, von den Verschwundenen, von denen keine wieder aufgetaucht ist, was die Polizei vor ein Rätsel gestellt hat, sodass sie schließlich abziehen musste.« Er ließ seinen ersten Worten ein freudlos klingendes Lachen folgen und rieb dabei die kantigen Hände, auf deren Rücken ebenfalls dichte Härchen wuchsen. »Man hat sich damit beruhigt, dass sie in Cannes oder Nizza verschwunden sind, vielleicht auf einer Jacht, um das große Leben genießen zu können, aber das stimmt nicht, und das, Edna, weißt auch du sehr genau.«
    »Nein«, flüsterte sie, »nein…«
    »Doch!«, peitschte seine Stimme. Die Frau senkte den Kopf. »Ich ahnte es.«
    »Sehr gut, sehr gut«, sagte er, bückte sich und zog den Sack näher an sich heran.
    Edna wollte zuerst nicht hinsehen. Sie hatte sich wieder hingesetzt, weil sie den Pudding in den Kniekehlen spürte. Jetzt rieben ihre Handflächen über die blank gescheuerte Tischplatte, denn sie wusste, dass sie vor einer entscheidenden Situation stand.
    »Drei waren es«, sagte er, »genau drei. Aber ich brauche mehr, verstehst du? Noch eine…«
    »Ja, natürlich.«
    »Holst du sie mir?«
    Sie nickte.
    »Schön.«
    Edna konnte nicht reden, obwohl ihr zahlreiche Fragen auf der Zunge lagen. Sie kam sich vor wie in einem Kessel, in dem heißes Wasser kochte, in das man sie hineingesteckt hatte. Zudem schnürte ihr eine unsichtbare Kraft die Kehle zu, und sie dachte jetzt intensiv an den Todesgeruch in diesem Haus.
    Sie erinnerte sich an die Nacht im Atelier, wo sie vor der Scheibe gestanden und den Lockvogel gespielt hatte, denn es war jemand in den Ort gekommen, den der Maler nicht mochte.
    Der Fremde war dann in den Glockenschacht gestürzt und hatte sich das Genick beim Aufprall gebrochen. Edna änderte ihre Blickrichtung und schaute auf den Sack, unter dessen Jutestoff sich der Inhalt abzeichnete. So dicht, dass man ahnte, was es war.
    Es war ein Umriss, der eines Menschen…
    Sie schluckte.
    Der Maler aber bückte sich und hielt den Kopf schief, um Edna bei seiner Tätigkeit beobachten zu können. Er hatte den Sack nicht zugebunden, zerrte mit beiden Händen an der Öffnung und erweiterte sie. Dann hob er den Sack etwas an und kippte ihn.
    Dadurch bewegte sich auch der Inhalt.
    Etwas schob sich durch die Öffnung.
    Es war eine bleiche, starre Frauenhand!
    ***
    Edna saß auf ihrem Stuhl, ohne sich zu rühren. Das schaffte sie einfach nicht mehr. Es war ihr unmöglich, denn der kalte Schock hielt sie umklammert.
    Obwohl sie damit hatte rechnen müssen, war es doch etwas anderes, den Beweis vor sich zu sehen.
    Die Hand war bleich und starr. Sie sah aus wie künstlich, aber es war die einer Toten. Am linken Ringfinger schimmerte ein Ring mit einem grünen Stein. Im Gegensatz dazu wirkten die Fingernägel, als wären sie aus einer blassen, erstarrten Kunststoffmasse geschaffen worden.
    Ein furchtbares Bild…
    »Nun?«
    Sie schwieg.
    Der Maler sprach weiter. Er hielt die Hand dabei fest und zog den Körper noch ein Stück weiter hervor, sodass Edna jetzt einen Teil des Unterarms sehen konnte. »Weißt du, wer es ist?«
    »Nein!«, hauchte sie.
    »Das ist Diana, die Letzte der drei Verschwundenen. Manon und Valerie habe ich bereits aus dem Keller geholt und nach oben in mein Atelier geschafft.«
    »Ja…«
    Rafugil schaute irgendwie nachdenklich auf die bleiche Totenhand und den Arm. Nach einer Weile erst öffnete er die Lippen, um zu sprechen. »Es ist bisher alles gut und günstig für mich gelaufen, Edna. Aber nicht so, wie ich es mir eigentlich vorgestellt hatte, weil mir doch noch etwas fehlt.«
    »Was
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