Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0693 - Höllen-Amazonen

0693 - Höllen-Amazonen

Titel: 0693 - Höllen-Amazonen
Autoren: Martin Barkawitz
Vom Netzwerk:
gab es noch keine Scheckkarten«, seufzte Zamorra. »Und auch keine Teletubbies, durch die das Merk-Vermögen selbst der Kleinkinder auf nur noch ein paar Lall-Laute reduziert wird.«
    »Wir sprachen vom Mahdi und nicht von Volks Verblödungsprogrammen«, erinnerte Nicole.
    »Er gehörte der mystischen Sufi-Sekte des Islam an«, fuhr Zamorra fort. »Zwischendurch war er auch mal Sklavenhändler. Mahdi bedeutet der von Gott Geleitete. Abdallah nannte sich Mahdi, um den Sudan von der britischen Kolonialherrschaft zu befreien. Aber sein Aufstand war zum Scheitern verurteilt. General Kitchener schlug die Derwisch-Rebellen schließlich vernichtend. Allerdings hielt sich das hartnäckige Gerücht, dass der Mahdi über dämonische Kräfte verfügt haben soll.«
    Während er sprach, begann er in dem Buch zu blättern. Nicole lächelte; sie kannte ihren Lebensgefährten und Chef gut genug und spürte, dass auch sein Interesse an dieser Sudan-Geschichte geweckt war.
    Aus den Augenwinkeln bekam sie mit, dass Zamorra sich ebenso in dem Buch festzulesen begann wie zuvor sie selbst in dem Antiquariat.
    Deshalb hielt sie sich selbst erst einmal zurück und zeigte inzwischen Babs ihre neuesten Mode-Errungenschaften aus den Trend-Boutiquen. Die Damen zogen sich für eine Weile zwecks Anprobe in Babs' Schlafzimmer zurück.
    »Dein Kaffee wird kalt, Cherie«, bemerkte Nicole unschuldig, als die beiden nach fast einer Stunde wieder ins Wohnzimmer zurückkehrten.
    »Diese Amazonen-Stadt Rasovia«, erwiderte Zamorra geistesabwesend, »ich frage mich, ob sie wirklich existiert.«
    Nicole legte den Kopf schräg.
    »Es gibt eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
    »Der Sudan hat um diese Jahreszeit ein sehr ungesundes Klima, Nicole.«
    »Ich werde mir Aspirintabletten einpacken.«
    »Das klingt mir nach einem neuen Abenteuer von euch Dämonenbezwingern«, schaltete sich Babs Crawford ein.
    »Gut möglich.« Zamorra legte seinen Arm um Nicoles Schultern. »Ich habe mich noch gar nicht richtig für das Geschenk bedankt.«
    Der Parapsychologe gab seiner Lebensgefährtin einen zärtlichen Kuss. Als kleinen Vorgeschmack auf das, was sie erwartete, wenn sie wieder zu zweit allein waren…
    ***
    Afrikas Hitze traf Zamorra und Nicole Duval wie ein Schock.
    In London hatten sie trübes, feuchtes Herbstwetter erlebt, fast schon winterlich, und in Frankreich war es auch nicht sehr viel besser, als sie das Auto zum Beaminster Cottage zurückgefahren und per Regenbogenblumen zum Château Montagne heimgekehrt waren. Sicher hätten sie auch direkt von London aus fliegen können, möglicherweise sogar günstiger als vom Kontinent aus. Und der Mercedes wäre auf dem Firmengelände der Londoner Filiale des Möbius-Konzerns gut untergebracht gewesen. So wie früher, als es im Cottage noch keine Regenbogenblumen gab und London der Anreisepunkt war; dafür, dass Carsten Möbius hin und wieder ein paar Tage Urlaub im Cottage machte und es mit Zamorras Einverständnis auch als Mitarbeiterschulungsstätte benutzte, wurde das Haus von der Firma in Schuss gehalten und der Wagen regelmäßig gewartet. Aber seit es vom Château zum Cottage dank der Regenbogenblumen nur noch ein paar Schritte Weges waren, wäre es mehr als unvernünftig gewesen, den Mercedes in London zu stationieren und jedesmal von Firmenangehörigen bringen zu lassen, wenn er benötigt wurde.
    Es gab einen weiteren Grund, sich von Lyon aus auf den Weg nach Afrika zu machen - sie konnten sich im Château besser vorbereiten und ausrüsten.
    Der Klima-Unterschied war gewaltig. In Khartum, der Hauptstadt des Sudan, wurden sie von schwülen Treibhaustemperaturen empfangen.
    »Die Regenzeit wird nicht mehr lange auf sich warten lassen«, sagte Zamorra, während er Seite an Seite mit Nicole den Weg von der Maschine der Air France zur Abfertigungshalle zurücklegte.
    Die beiden Dämonenjäger trugen Partnerlook. Beide waren mit Khakihosen und -jacken im Safaristil bekleidet, dazu Stiefel mit Profilsohle und breitkrempige Hüte.
    Nicole zeigte entgegen ihrer Gewohnheit nur äußerst wenig Haut, wie es in einem islamischen Land wie dem Sudan ratsam war. Seit die Sunniten 1989 die Scharia als Rechtsgrundlage eingeführt hatten, war es in dieser Hinsicht noch extremer geworden. Immerhin - noch war Mädchen und Frauen der Besuch von Schulen nicht verboten worden…
    »Regen hätten wir auch bei uns haben können«, erwiderte die Dämonenjägerin, »aber ich will diese Welt der Riesenamazonen sehen!«
    Zamorra
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher