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0693 - Höllen-Amazonen

0693 - Höllen-Amazonen

Titel: 0693 - Höllen-Amazonen
Autoren: Martin Barkawitz
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den Men in Black der DYNASTIE DER EWIGEN zerstörten Jaguar XJ 12 hierher gebracht hatte, war der doch recht seltenen Aufenthalte auf der »Pirateninsel« wegen, wie er England zuweilen spöttisch nannte, wenig benutzt, aber erstklassig in Schuss. Warum also sollte er ein komfortables, gutes Auto weggeben? Nur, weil es nun schon fast anderthalb Jahrzehnte alt war?
    Und - wer würde ihm den Spritsäufer abkaufen? Seiner Ansicht nach hatten die meisten Engländer zwar 'nen schmalen Draht in der Mütze, aber so beknackt waren sie nun auch wieder nicht.
    Sein BMW 740i, den er in Frankreich fuhr, schluckte kaum mehr als die Hälfte…
    Der Dämonenjäger und seine aparte Gefährtin hatten beschlossen, Babs Crawford wieder einmal einen Besuch abzustatten. Die alte Freundin, die mit Zamorras Freund Kerr vor dessen Ermordung durch das Zauberschwert Gwaiyur zusammengelebt hatte, freute sich wie ein Kind über die Stippvisite der französischen Gäste.
    Trotz aller Wiedersehensfreude hatte Nicole es verstanden, sich für ein paar Stunden loszueisen. Sie wollte nicht nur ihren obligatorischen Einkaufsbummel durch die Londoner Boutiquen genießen, sondern außerdem in den Antiquariaten der Hauptstadt nach einem seltenen Magiebuch für Zamorras Sammlung stöbern, um es ihm zu schenken. Einfach so, denn sein Geburtstag war ja schon am 2.7. gewesen. Aber kleine Geschenke erhalten bekanntlich die Freundschaft. Oder Liebe, im Fall von Zamorra und Nicole Duval.
    Und nun hatte sich die Dämonenjägerin selbst festgelesen.
    Nicole Duval lehnte in einem Kellerantiquariat unweit der Shaftesbury Avenue an einem verstaubten Regal. Sie hielt einen dickleibigen Band in den Händen.
    »Colonial Mysteries« hieß das Buch. Es enthielt eine Sammlung von unerklärlichen Geschichten aus der britischen Kolonialzeit. Die dicke Schwarte war 1908 in Oxford gedruckt und seitdem nicht mehr aufgelegt worden.
    Ein lautes Räuspern ertönte.
    Nicole schrak auf. Der Inhaber der düsteren, aber gemütlichen Bücherstube näherte sich ihr. Der alte Mann war kleinwüchsig, vielleicht einen halben Kopf kleiner als die Französin. Seine Augen verbargen sich hinter einer dicken Hornbrille. Er trug trotz der Wärme in seinem Laden eine Strickweste und eine ausgebeulte Hose.
    »Sie haben einen guten Geschmack, Miss.« Die Stimme des Antiquars klang sympathisch. »Dieses Buch ist eine absolute Rarität.«
    Nicole lächelte ihn an. Obwohl sie in ihrem roten Karo-Minirock, den kniehohen Stiefeln mit Plateausohle und dem engen Kaschmir-Pulli auf das andere Geschlecht ungeheuer anziehend wirken musste, zog dieser alte Mann sie nicht mit seinen Blicken aus. Dadurch verdiente er sich in ihren Augen noch ein paar Pluspunkte mehr.
    Der Antiquar legte den Kopf schief und schaute, was Nicole gerade gelesen hatte.
    »Ach, die Mahdi-Geschichte mit den Riesenamazonen«, sagte er wissend.
    Nicole hob die Augenbrauen.
    »Haben Sie alle Bücher gelesen, die Sie verkaufen?«
    »Nicht alle. Aber die meisten, Miss. Oder soll ich sagen - Mademoiselle?«
    Der Alte hatte offenbar Nicoles leichten französischen Akzent erkannt. Die Dämonenjägerin blickte ihn abwesend an. Sie war immer noch von dem Buch gefangen genommen.
    »Wie auch immer, Sir - der Mahdi, war das nicht eine Art selbst ernannter islamischer Messias?«
    Der Antiquar nickte.
    »Ich sehe, Sie kennen sich aus, Mademoiselle«, sagte er anerkennend. »Das arabische Wort Mahdi bedeutet: ›Der von Gott Geleitete‹. Seine Anhänger glaubten, er wäre der Erneuerer des Islam, der am Ende der Zeiten wie ein Messias auf die Erde kommen sollte. - Stattdessen wurde er von der britischen Armee geköpft, nachdem man den Aufstand niedergeschlagen hatte. Im wieder aufgebauten Haus des Mahdi will noch heute kein Sudanese wohnen. Dort sollen Afreets umgehen, grauenvolle Dämonen.«
    Nicole hatte genau zugehört.
    »Und was ist mit den Riesenamazonen, von denen Sie sprachen?«
    Der Alte lächelte wieder hintergründig.
    »Die Geschichte ist ja noch nicht zu Ende. Sie müssen eben weiterlesen, Mademoiselle - und das Buch vielleicht sogar kaufen…«
    ***
    Winter 1885, irgendwo in Afrika
    Die Soldaten rissen ihre Augen weit auf.
    Jeder von ihnen packte unwillkürlich seine Lee-Enfield-Rifle fester. Doch gleichzeitig spürten sie, dass ihre Waffen gegen die Gefahren dieser Welt machtlos waren.
    Dieser Welt.
    Auf den ersten Blick unterschied sich die Umgebung nicht von der sudanesischen Landschaft östlich des Nil.
    Lieutenant O'Donnell waren
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