Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0691 - Die Werwölfe aus Atlantis

0691 - Die Werwölfe aus Atlantis

Titel: 0691 - Die Werwölfe aus Atlantis
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
bevor ich auf den Helfer an der Barriere zuging.
    Provozierend schaute er mich an. Er trug einen Gürtel mit einer Silberschnalle und tickte mit dem Zeigefingernagel gegen das glänzende Metall.
    »Ist was?« Er zog die Nase hoch. »Hat Ihnen die Fahrt nicht gefallen? Wohl zu alt, wie? Keine Nerven – oder?«
    »Kommt darauf an.«
    »Worauf?«
    »Wenn man Routine hat und sich auskennt, kann man während der Fahrt aussteigen, um den Platz für einen anderen Gast freizumachen. Das haben Sie getan.«
    »So, habe ich das?«
    »Hören Sie, ich bin nicht blind. Wer, zum Teufel, war der Mann im gelben Mantel?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich blieb ruhig und fragte: »Weshalb lügen Sie?«
    Er wippte auf der Barriere. »So? Tue ich das? Kann mich nicht daran erinnern.« Er rutschte von der waagerechten Stange. »Außerdem habe ich keine Zeit. Ich muß meinen Job tun.«
    »Ich auch«, sagte ich und hielt ihn fest.
    Er blieb stehen, versteifte für einen Moment und holte dann tief Luft. Seine Muskeln spannten sich. Er würde in den nächsten Sekunden zu einem Rundschlag ansetzen, das war in seiner Position am wirkungsvollsten. »Wenn Sie jetzt zuschlagen«, sagte ich leise, aber verständlich, »ist das ein Angriff auf einen Polizeibeamten. Ich wollte es Ihnen der Fairneß halber nur sagen.«
    Er atmete aus. Entspannung war angesagt. Dann drehte er mir das Gesicht zu. »Ein Bulle.«
    Ich zeigte ihm den Ausweis. »Scotland Yard, Mister.«
    »Okay.« Er schabte über seine Jacke, als wollte er sie säubern. »Ist alles okay.«
    »Das will ich auch hoffen. Kommen wir zur Sache. Mit wem haben Sie den Platz getauscht?«
    »Ich kenne den Mann nicht.« Er antwortete und riß gleichzeitig Karten ab. Die Fahrgäste gingen durch. »Ich habe ihn heute zum erstenmal gesehen.«
    »Dafür waren Sie aber sehr vertraut miteinander.«
    »Klar, wenn die Chemie stimmt.« Er rieb Daumen und Zeigefinger gegeneinander. Die Geste kannte wohl jeder.
    »Wie groß war denn die Chemie?«
    »Zehn Pfund.«
    »Also schön. Für diese Summe haben sie die Plätze getauscht. Was wollte der Mann genau?«
    »Nur mit Ihnen reden.«
    »Und er war Ihnen tatsächlich unbekannt?«
    Der Knabe verdrehte die Augen. »Ja, verdammt, er war mir unbekannt. Ich habe ihn zuvor nicht gesehen. Reicht das?«
    »Nicht ganz.«
    Er riß die letzte Karte ab. »Warum denn nicht?«
    »Weil ich davon ausgehe, daß er hier auf dem Jahrmarkt arbeitet.«
    Die Barriere klappte zu. »Kann sein. Trotzdem – gesehen habe ich ihn nicht. Noch was?«
    »Nein, schon gut. Ach ja, eine Frage noch. Kann ich bei Ihnen telefonieren?«
    »Nein, aber es gibt hier Zellen.« Da er guter Laune war, bekam ich erklärt, wo ich hinzugehen hatte.
    Ich bedankte mich und fand zwei Zellen dort, wo auch einige Transportfahrzeuge standen und dicke Schläuche über den Boden ringelten wie tote Schlangen.
    Eine Zelle war von einem jungen Mann besetzt, die zweite wurde gerade leer.
    Dieser Unbekannte mit dem weißen Bart und dem senfgelben Mantel hatte von Toten gesprochen und mir sogar den Platz genannt, wo eventuell Überreste zu finden waren. Er hatte auch den Namen Nora Shane erwähnt. Ich mußte etwas unternehmen, aber ich wollte der Reihe nach vorgehen und rief zunächst einige Spezialisten beim Yard an, die sich über meinen Wunsch nicht eben begeistert zeigten und sicherheitshalber noch nachfragten, ob sie auch keiner Ente aufgesessen waren.
    »Wenn ja, dann bin ich es ebenfalls. Schaut mal nach, ich rufe später wieder an.«
    »Wie schön für uns.«
    Ich verließ die Zelle. Die Geräusche des Jahrmarkts klangen hier etwas gedämpfter.
    Als die Zellentür zuschwang, steckte ich mir ein Stäbchen zwischen die Lippen und dachte nach. Die ersten Rauchwolken verteilten sich vor meinem Gesicht. Ich sinnierte über den Namen Nora Shane nach und kam zu dem Ergebnis, das ich ihn noch nie zuvor gehört hatte. Er war mir völlig unbekannt.
    Wenn sie in London lebte, würden wir sie finden, das stand fest.
    Wenn ja, was hatte der Bärtige mit ihr vor? War er tatsächlich ihr Vater, oder hatte er nur zu einer Ausrede gegriffen?
    Im Moment war dieses Problem zweitrangig, denn mir fiel plötzlich ein, daß Suko verschwunden war.
    Seltsam, er hätte eigentlich zurück sein müssen.
    Ich warf die Zigarette zu Boden, trat die Glut aus und machte mich auf die Suche nach meinem Freund.
    ***
    Nora Shane atmete tief durch, als der Wagen in die Garage rollte und mit der Stoßstange leicht gegen die Wand stieß. Wenn das geschah,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher