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0691 - Die Werwölfe aus Atlantis

0691 - Die Werwölfe aus Atlantis

Titel: 0691 - Die Werwölfe aus Atlantis
Autoren: Jason Dark
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schaben.
    Ich hielt den Atem an.
    Etwas berührte kurz meine linke Hand, das mich ein wenig an rauhe Pappe oder Schmiergelpapier erinnerte.
    Bevor ich dazu kam, nachzufassen, um etwas Genaueres herauszufinden, war das Unbekannte wieder verschwunden. Statt dessen sah ich das helle Loch. Endlich kam der Ausgang des Tunnels in Sicht.
    Auch die Bedrohung verschwand parallel mit dem Zurückweichen der Schatten. Die Konturen schälten sich hervor. Wie Puppen saßen die beiden jungen Mädchen mir gegenüber. Keine rührte sich.
    Die Angst stand in ihren Gesichtern. Demnach hatten auch sie die Bedrohung gespürt. Doch wer strahlte sie aus?
    Es gab nur eine Antwort. Die suchte ich, als ich den Kopf nach links drehte.
    Dort hockte ein Fremder!
    Vom dämmrigen Grau des letzten Tunnelstücks fuhren wir hinein in die Helligkeit, und ich sah ihn immer deutlicher, als würden in gewissen Etappen die Tücher von seinem Gesicht und seiner Gestalt weggezogen.
    Ich kannte ihn nicht!
    War dieser Fremde ein Mönch? Sein senfgelber Mantel oder seine Kutte schienen darauf hinzuweisen, sicher war ich mir nicht. Er hatte den Kopf gedreht und mir sein Gesicht zugewandt.
    Ein fremdes Gesicht, von einem weißen Bart umwuchert, der nicht sehr dicht war, sondern einen dünnen, flaumigen Ring bildete, dessen Fäden im Wind zitterten.
    Die Haut schimmerte in einem rosigen Ton, und die Augen in den Höhlen erinnerten mich an blaugrüne Kristalle, deren Blick jemand beeinflussen und bannen konnte.
    Der Mund war breit und schmal. Er bildete einen auf dem Rücken liegenden Halbmond.
    Das also war er.
    Dann sackten die Wagen plötzlich ab. Aus zahlreichen Kehlen lösten sich Schreie. Die Fahrt in die Tiefe war einfach zu überraschend erfolgt.
    Auch aus meinem Mund löste sich ein Schrei. Der Fahrwind umsauste mich. Diese Reise würde höchstens wenige Sekunden dauern, mir kam sie jedoch viel länger vor, und ich hatte dabei das Gefühl, als würde mir der Wind wie mit tausend Armen eine Botschaft zutragen, die mein Nebenmann aussprach.
    »Du wirst mir helfen, meine Tochter zu finden. Es ist ganz einfach für dich. Wenn du sie hast, wirst du sie zu mir bringen, denn ich habe sie verloren.«
    Ich sagte nichts.
    »Sie heißt Nora Shane, sie ist meine Tochter, ich weiß es genau. Suche sie und bringe sie zu mir. Ich werde dir eine Nachricht zukommen lassen. Solltest du dich weigern, werden Menschen sterben, denn zwei von ihnen sind bereits tot.« Er erklärte mir, wo ich bestimmte Überreste finden würde, dann war dieses lange Rasen in die Tiefe plötzlich vorbei.
    Durch meinen Magen und auch durch meinen Körper brandete ein Ruck, als würde mir ein mit Steinen gefüllter Sack in die Kehle geschoben, dann hatte ich plötzlich wieder Ruhe, denn die Reise ging relativ normal weiter, abgesehen von einem Kreisel, in den wir hineingerieten, dann urplötzlich stoppten und langsamer fuhren.
    Ich wischte mir die Tränen aus den Augen. Den Ruck der Haltestange hatte ich kaum mitbekommen, dafür sah ich noch den Mann in dem senfgelben Mantel davoneilen. Er war während der Fahrt ausgestiegen, lief unter einem Gerüst her, und seine Tritte hinterließen dumpfe Echos auf den grauen Holzbohlen des Übergangs.
    Ich wollte raus, als der Wagen beschleunigte. Die Gegenkraft drückte mich in den Sitz.
    Noch einmal schossen wir hoch.
    Die Gesichter der beiden Teenager vor mir glichen denen von bleichen Gespenstern. Sie konnten nichts verstehen und noch weniger begreifen. Das Erscheinen des Unbekannten hatten sie nicht mitbekommen, das Verschwinden um so mehr, aber beide waren nicht in der Lage, sich einen Reim darauf zu machen.
    Eine kurze Fahrt durch eine hügelige Schienenlandschaft begann, bis die Bremsen griffen und wir gewissermaßen in die Zielgerade hineinglitten, die dort auslief, wo wir auch gestartet waren.
    Und da stand auch der Knabe, der zuerst mit mir gefahren war. Er lehnte an der Barriere, als wäre nichts geschehen. Sein Gesicht zeigte eine Gleichgültigkeit, die schon fast unnatürlich war. Es lag auf der Hand, daß ich ihm einige Fragen stellen würde. Sicherlich war ihm der Mann nicht unbekannt gewesen.
    Wir stoppten.
    »Das mache ich nie mehr«, sagte eines der Mädchen, »da… da kriegt man ja fast einen Herzschlag.«
    Ihre Freundin nickte nur. Beide waren auch die ersten, die den Wagen verließen. Ihr Weglaufen glich einer Flucht.
    Ich ließ mir mehr Zeit mit dem Aussteigen, kletterte gemächlich über die seitliche Tür hinweg und streckte mich,
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