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0688 - Der Kult

0688 - Der Kult

Titel: 0688 - Der Kult
Autoren: Jason Dark
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aufzog.
    Es war still im Raum. Nur sein Atmen und das Knarren des Holzes hörte er. Die Geräusche aus den übrigen Räumen der Wohnung drangen nicht bis an seine Ohren. Die anderen wußten, daß sie still sein mußten. Erst wenn er das Zimmer verließ, würde er seine Erklärung abgeben.
    Halb öffnete er die Lade. Danach schob er seine rechte Hand hinein und tastete sich vor bis an das Ende der Lade, wo er den weichen Stoff spürte, der sich gegen seine Fingerkuppen schmiegte. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, dann zog er den Stoff an das vordere Ende der Lade heran.
    Seine Bewegungen waren genau überlegt. Nichts war überhastet. Mit einer schon unnachahmlichen Ruhe ging er Schritt für Schritt vor, und es trat ein Glanz in seine Augen wie das Feuer der Jugend, als er das Tuch hervorholte.
    Bevor er es auf den alten Schreibtisch aus Mahagoniholz legte, drückte er die Lade wieder zu.
    Da lag es nun…
    Kulani holte tief Luft. Seine Augen bewegten sich, obwohl sie geschlossen waren. Nur das Zittern der Wimpern war zu sehen. Was sich innerhalb des Tuches befand, wurde erst sichtbar, als er den Stoff auseinandergerollt hatte.
    Sein Blick fiel auf ein Stück Holz!
    Im ersten Moment sah es so aus, aber bei genauerem Hinsehen erwies es sich als eine Puppe.
    Wie eine Voodoo-Puppe!
    Neben ihr lagen die Nadeln und die blonden Haare, die er von einer toten Zauberin abgeschnitten hatte. Zwei kleine Töpfe waren ebenfalls aus dem Tuch herausgerollt. Einer war mit Farbe gefüllt, der andere mit Leim. Selbst ein dünner Pinsel lag frei.
    Bogan Kulani breitete das Tuch zu seiner vollen Länge aus, da er Platz haben mußte, um seine Arbeit zu beginnen. Obwohl er wußte, daß etwas Großes vor ihm lag, daß er vorhatte, den Kult zu zerstören, wirkte er äußerlich ruhig und gelassen.
    Er schüttelte die beiden Töpfe durch, damit die Farbe und der Leim geschmeidig wurden. Beides war sehr wichtig für seine Arbeit, die er bis zur Dunkelheit fertig haben mußte; denn dann war die Zeit des Schreckens angebrochen.
    Er öffnete den Leimtopf, tunkte ein kleines Holzstäbchen hinein und rührte die weiche Masse um.
    Er war zufrieden.
    Mit der linken Hand nahm er die Puppe hoch. Gleichzeitig zog er den kleinen Stab aus der Leimmasse und tupfte einige zähe Tropfen gegen die blanke Stirn der Puppe, bevor er sich daranmachte, sie auf der gesamten Fläche zu zerreiben.
    Nach einer Weile war er zufrieden, griff nach dem Haar und drückte es vorsichtig auf den Kopf.
    Zwischen seinen Fingern fühlte es sich an wie Stroh, war es aber nicht. Er zerknackte auch nicht. Je länger der es bearbeitete, um so geschmeidiger wurde es.
    An den Seiten des Puppenkopfes zupfte er es glatt, stellte einige Härchen auch hoch, nickte dazu und machte sich selbst Mut, den Kampf aufzunehmen.
    Es würde ein Kampf werden. Magie gegen Magie - Zauber gegen Zauber. Ein mörderischer Kampf, dessen Ausgang ungewiß war. Er konnte verlieren, aber auch der andere. Es gab einfach keine Voraussage dafür, wer letztendlich Sieger blieb.
    Auch die Farbe war streichfähig geworden, so daß er es wagen konnte, den kleinen Pinsel einzutauchen.
    Die Farbe zeigte eine Mischung aus verschiedenen Tönen. Allerdings überwogen dabei die dunklen.
    Das Schwarz, das Grau und auch das Braun. Er rührte noch einige Male herum, bis er sicher war, die richtige Mischung erreicht zu haben.
    Behutsam zog er den Pinsel wieder hervor, streifte ihn am Rand des Topfes ab und begann mit der Bemalung der Puppe.
    Hatte sie zuvor aus blassem Holz bestanden, so zeigte sie schon bald so etwas wie Leben, denn die Linien, die er auf den Körper zeichnete, waren nicht glatt und gerade, sondern zitternd verteilt. Sie bildeten Bögen und Spalten, sie zeichneten Risse und Falten, so daß der Körper der Puppe beinahe wirkte wie ein Stück Baumrinde, in der die Natur ihre Spuren hinterlassen hatte.
    Kulani erschuf ein kleines Kunstwerk. Nachdem er den Körper verändert hatte, nahm er sich die Beine vor. Auch sie bekamen dieses ungewöhnliche Muster, und er ließ auch die Arme nicht aus.
    Anschließend legte er eine Pause ein, schaute gegen die Decke und hing seinen Gedanken nach, die er nicht so einzuordnen wußte, denn sie strahlten stets in alle Richtungen ab.
    Wie ging es weiter? Was geschah, wenn er die Puppe fertig bemalt hatte?
    Würde ihre Magie ausreichen, um den Kult zu stoppen?
    Er konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen. Er wußte nur, daß sich in seine Welt das Grausamste Eintritt
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