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0688 - Der Einmann Krieg

Titel: 0688 - Der Einmann Krieg
Autoren: Unbekannt
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ihn. Als er ihre Zärtlichkeiten erwidern wollte, schob sie ihn jedoch sanft von sich.
    Er verstand diese Geste richtig und gab sie frei.
    „Ich habe einiges Material mitgebracht, Anne", sagte er. „Bist du noch immer bereit, mitzumachen?"
    „Auf jeden Fall", erklärte sie entschlossen.
    „Du kennst das Risiko?"
    „Ich weiß genau, was ich zu tun habe und was mir passieren kann."
    Er überreichte ihr drei Kassetten mit vorbereiteten Programmen, und er erläuterte ihr, wie sie sie in die zentrale Positronik einschieben sollte.
    „Sei vorsichtig", ermahnte er sie. „Selbst wenn du über das Fernsehauge beobachtet werden solltest, darf man nichts merken."
    „Ich habe keine Lust, mich erwischen zu lassen."
    Er zog sie in seine Arme und küßte sie. Diesmal wich sie ihm nicht aus.
     
    *
     
    Wazzer Jacintho fühlte sich wie neugeboren, als er am nächsten Morgen mit seinem Gleiter in das Camp der Polit-Offiziere überwechselte, wie er es geplant hatte. Zu dieser Zeit war Anne Ephon auf dem Weg ins Positronikzentrum.
    Er traf Rok Soughentouer am Eingang des Gebäudes J, in dem Jacintho eine Unterkunft besaß. Der Polit-Offizier im Range eines Leutnants grüßte militärisch exakt.
    „Guten Morgen, Rok", antwortete Jacintho in wesentlich lässigerer Form. „Gibt's was Neues?"
    „Hast du noch nicht gehört, Wazzer?" fragte Soughentouer mit blitzenden Augen. „Höchstwahrscheinlich wird Leticron, der Erste Hetran der Milchstraße, heute nach Czugmoth kommen. Was sagst du dazu?"
    Jacintho hatte keine Mühe, Freude vorzutäuschen, wenngleich er sich aus ganz anderen Gründen begeisterte als der Leutnant.
    Wie hätte er den Überschweren mehr schaden können, als mit einem Paukenschlag, in dem auch Leticron untergehen würde?
    Jacintho wußte, daß der Zeitpunkt, die Bomben zu zünden, gekommen war. Aber das würde ihm nicht genügen. Er würde seine Waffe auf den machtlüsternen Leticron richten und die Überschweren damit in ein politisches Chaos stürzen. Es würde genügend Epigonen Leticrons geben, von denen keiner dessen Genialität und Brutalität besaß. Sie würden sich gegenseitig im Kampf um die Macht zerfleischen und der terranischen Menschheit damit die Entlastung verschaffen, die sie dringend benötigte.
    „Was machen die Gefangenen?" fragte Jacintho.
    „Sie haben ihre ersten beiden Verhöre hinter sich."
    Soughentouer verzog das Gesicht zu einem abfälligen Lächeln. „Der Überschwere Hepprok hat sie durchgeführt und sie vollkommen fertiggemacht. Sie haben nicht viel Widerstandskraft bewiesen, allerdings haben sie auch noch nichts verraten, was wirklich wichtig wäre. Ich glaube, eine weitere Vernehmung dieser Art würde sie glatt umbringen."
    „Danke, Rok. Wir sehen uns später."
    Jacintho konnte Soughentouer nicht länger in die Augen sehen, denn er fühlte, daß er sich nicht mehr so gut beherrschen konnte wie am Anfang. Er kannte Hepprok und dessen unmenschliche Verhörmethoden. Wer nach zwei „Gesprächen" mit ihm noch nicht physisch und psychisch zusammengebrochen war, der hatte mehr geleistet, als ein Mann wie Soughentouer in seinem ganzen Leben zustande bringen würde.
    Jacintho betrat das Haus und ging sofort zu seiner Unterkunft, wo er sich aufs Bett legte, um in Ruhe nachdenken zu können.
    Wenige Minuten später klopfte es an seiner Tür. Rok Soughentouer trat ein.
    „Entschuldige, Wazzer, daß ich dich störe, aber ich habe so viele Neuigkeiten, daß ich platze, wenn ich nicht mit jemandem darüber reden kann."
    Jacintho setzte sich auf.
    „Gib mir mal einen Schluck Wasser, Rok. Was gibt's denn?"
    Der Leutnant bediente ihn und setzte sich dann auf einen Stuhl.
    „Ich habe mit Hepprok gesprochen. Du weißt, der Überschwere ist zuweilen ein schwatzhafter Kerl."
    „So habe ich ihn noch nicht kennengelernt", antwortete Jacintho vorsichtig. Es war nicht gut, etwas Negatives über einen Überschweren zu sagen.
    „Hepprok ist so begeistert darüber, daß Leticron zu uns kommt, daß er alles erzählt hat, was er über den Ersten Hetran der Milchstraße weiß. Wußtest du, daß Leticron ein Mutant ist?"
    „Nein", entgegnete Jacintho überrascht." Das wußte ich nicht."
    „Er hat drei Parafähigkeiten."
    „Wirklich?"
    „Ja - er ist Handlungsahner."
    „Was ist das?"
    „Das bedeutet, daß er mühelos herausfinden kann, was andere planen." Soughentouer lächelte in dem Bewußtsein, etwas völlig Abwegiges zu sagen, als er fortfuhr: „Wenn du also etwa vorhaben solltest, ihn
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