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0684 - Die dunkle Jagd

0684 - Die dunkle Jagd

Titel: 0684 - Die dunkle Jagd
Autoren: Werner Kurt Giesa
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festzustellen, was sich hier tatsächlich abgespielt hat. Ich sorge dafür, dass dich keiner dabei beobachtet oder stört.«
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    »Nicole hat das Amulett«, sagte er.
    Robin verzog das Gesicht. »Was jetzt?«
    »Jetzt«, sagte Zamorra, »sehe ich mir erst mal diesen Spiegel genauer an.«
    ***
    Nicole wich ein paar Schritte zurück. Dabei stellte sie etwas Bestürzendes fest.
    Sie warf keinen Schatten!
    Im Moment waren die Lichtverhältnisse so, dass sie die von Gegenständen geworfenen Schatten sehen konnte. Auch die Frau, die ihr entgegen kam, warf einen Schatten.
    Aber Nicole selbst nicht!
    Mehrmals sah sie sich um. Aber das Phänomen blieb!
    Sie besaß ihren Schatten nicht mehr!
    Wie war das möglich?
    Peter Schlemihl hatte der Geschichte nach seinen Schatten verkauft. Aber Nicole doch nicht! Wie konnte sich Mensch von Schatten trennen?
    Sie entsann sich an Leonardo deMontagne.
    Der hatte das fertiggebracht. Zamorras unseliger, dämonischer Vorfahre aus der Zeit des ersten Kreuzzugs, den die Hölle Jahrhunderte nach seinem Tod wieder ausgespien hatte, war in der Lage gewesen, seinen Schatten von sich zu lösen und für sich agieren zu lassen. Später hatte Magnus Friedensreich Eysenbeiß diese Fähigkeit von Leonardo übernommen. Aber beide existierten längst nicht mehr.
    Und Nicole hatte selbst niemals Anlagen gezeigt, diese Para-Fähigkeit zu entwickeln…
    Sie kam nicht dazu, länger über das Phänomen nachzudenken. Denn die fremde Frau, die mit dem Schwert, kam geradewegs auf Nicole zu.
    Sie sprach sie nicht mal an.
    Sie sah ihr nur stumm in die Augen, während sie sich bewegte, als wäre Nicole überhaupt kein Hindernis auf ihrem Weg, als wolle sie einfach durch die Französin hindurchgehen!
    Nicole konnte nicht mehr weiter zurück. Sie konnte auch kaum noch zur Seite ausweichen. Sie stand plötzlich mit dem Rücken an einer Hauswand. Und sie war von einem Moment zum anderen selbst gespannt darauf, was gleich passierte.
    »Stop!«, rief sie der Fremden zu. »Stehen bleiben!«
    Nur blieb die nicht stehen. Dass sie Nicoles Zuruf nicht verstanden hatte, konnte die Französin nicht glauben, weil allein der Tonfall schon die Übersetzung besorgte und auch ihre Gestik, mit der sie versuchte, sich der anderen verständlich zu machen, eindeutig war.
    Die fremde Frau ging einfach weiter. Stur wie ein Roboter.
    Aber weitaus beweglicher und damit menschlicher wirkend.
    »Stop!«, warnte Nicole ein letztes Mal, als die Frau unmittelbar vor ihr war und trotzdem weiterging, als wolle sie einfach durch Nicole und die hinter ihr befindliche Wand hindurchgehen.
    Und sie ging hindurch!
    Zumindest durch Nicole!
    Aber…
    Nein! Es war anders.
    Sie verschwand von einem Moment zum anderen, im gleichen Augenblick, in dem sie Nicole berührte. Sie war sofort fort.
    Nicole spürte nichts.
    Kein Eindringen einer fremden Entität in ihren Körper. Keinen Luftzug, kein typisches »Plop«, keinen noch so schwachen Sog, der entsteht, wenn Luft in ein Vakuum stürzt, das ein jäh verschwindender fester Körper hinterläßt.
    Aber etwas war anders geworden.
    Nicole war nicht mehr Nicole.
    Zumindest nicht äußerlich…
    ***
    Verwirrt sah sie sich um. Aber von der Fremden war nichts mehr zu sehen. Nicht einmal mehr ihr Schatten…
    Ihr Schatten!
    Sie hatte einen Schatten geworfen, das hatte Nicole vorhin deutlich gesehen. Aber ihr eigener existierte immer noch nicht, und…
    Sie hatte sich verändert.
    Sie trug nicht mehr ihre eigentliche Kleidung. Als sie an sich herunter sah, stellte sie fest, dass sie weit weniger anhatte als zuvor. Eine Art Leder-Tanga, ein recht knapp geschnittenes Dreieck, das von einer Kette gehalten wurde. Dazu etwas ähnliches wie ein Bikini-Oberteil, aber auch sehr knapp und schmal, und das war es eigentlich, was sie zuerst gestört hatte, ohne dass sie begriff, was da war - normalerweise verzichtete sie auf BHs, weil sie die einfach nicht brauchte. Jetzt aber trug sie so ein Oberteil!
    Und in einer Rückenscheide, die sie umgeschnallt hatte, steckte ein schweres Bihänder-Schwert!
    Wo war Merlins Stern geblieben?
    Sie trug das Amulett nicht mehr am Körper.
    Es gab zwar zwei metallische Scheiben, eine an der dünnen Lederschnur, die das Bikini-Oberteil zusammenhielt, und eine, die am Leder ihres Slips haftete. Aber…
    Und sie trug sehr langes Haar. Es war echt, keine Perücke. Und konnte damit nicht Nicoles Original-Schopf sein, weil der nur halblang geschnitten war, um unter den
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