Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0679 - Der Blutbrunnen

0679 - Der Blutbrunnen

Titel: 0679 - Der Blutbrunnen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Senkrechte. Das Blut rann mir nicht nur aus der Kleidung, es hatte seinen Weg auch über die Hände gefunden und tropfte von den Fingerspitzen in den Schnee. Es klebte in meinen Haaren, schlierte über das Gesicht, ließ Lippen, Hals und Brust ebenfalls nicht aus, denn es war sogar unter meine Kleidung gedrungen.
    Auch der Geruch war noch da.
    Ekelerregend schwängerte er meine Nase. Es mußte altes Blut sein, das so stank. Ich wollte mich zwar so rasch wie möglich reinigen, zuvor aber ging in den Parkplatz noch einmal ab und forschte nach Spuren, die diese fremde Person möglicherweise hinterlassen haben könnte.
    Es war nichts zu sehen. Keine weiteren Blutflecke zwischen den abgestellten Wagen und auch keine in den Schnee gedrückten Trittstellen, die mich hätten aufmerksam werden lassen.
    Einfach nichts.
    Ich stellte mir vor, wie meine Freunde schauen und reagieren würden, wenn ich als blutüberströmtes Etwas das Lokal betrat. Sie würden einen gelinden Schock bekommen, bei den anderen Gästen sah dies schon anders aus.
    Sicherheitshalber reinigte ich mein Gesicht so gut wie möglich mit Schnee und Eis. Einen Spiegel hatte ich nicht zur Hand, ich hätte mich gern betrachtet.
    Um zu den Toiletten und Waschräumen zu gelangen, blieb mir nichts anderes übrig, als das Lokal zu durchqueren. Hoffentlich waren die Gäste mehr mit sich selbst beschäftigt.
    Ich öffnete die rechte Hälfte der schmalen Doppeltür und war mit den typischen Gaststättengeräuschen konfrontiert. Stimmen, lachen, das harte Abstellen der Gläser auf den blank gescheuerten Tischen.
    Den Zigarettenqualm nahm ich kaum wahr, weil der Blutgestank zu sehr dominierte.
    Meine Freunde und ich hatten einen Tisch in der Ecke. Dieser kleine Raum wurde von der querstehenden Mauer zur Theke hin abgedeckt. Auch vom Tisch her konnte derjenige, der zur Toilette ging, nicht gesehen werden.
    Ich schlich wie ein Dieb in den Raum, huschte so rasch wie möglich an der Wand entlang, nahm die Gesichter der Gäste innerhalb der dicken Qualmschwaden nur undeutlich wahr und schrak nur einmal zusammen, als das Gesicht eines jungen Mannes sich verzerrte, der dabei war, an einem Automaten zu spielen. Glücklicherweise gewann er. Durch das Läuten einer kleinen Glocke wurde er von mir abgelenkt.
    Ich zerrte die Tür auf, war froh, es geschafft zu haben, ging durch den kalten Gang und wandte mich nach rechts.
    Waschraum und Toiletten waren voneinander getrennt. Ich betrat den Waschraum und steckte voller Optimismus. Mein Blick fiel auf einen der Spiegel über den Waschbecken, und darauf zeichnete sich eine Gestalt ab.
    Die meines Freundes Bill Conolly!
    Ich sah ihn, er sah mich. Seine Hände waren noch naß, aber sein Gesicht verzog sich, als wäre seine Haut zugleich in die Breite und die Länge gezogen worden. Selbst ihm erstarb das Wort auf den Lippen, bei meinem Anblick kein Wunder…
    ***
    Glücklicherweise befand sich außer uns niemand in der Nähe. Ich hoffte, daß es zumindest in den folgenden Minuten so bleiben würde und schritt auf den Waschtisch zu.
    Dabei beobachtete ich mich selbst im Spiegel und mußte zugeben, daß ich tatsächlich aussah wie ein blutgeströmtes und schwerverletztes Etwas. Es war kaum zu fassen, überall klebte Blut, auf der Kleidung in den Haaren und auch noch im Gesicht, daß ich trotz des Versuchs nicht ganz hatte reinigen können.
    Bill trat zur Seite, als wäre ich ein Aussätziger. Ich stützte mich auf dem Rand des Waschbeckens ab und flüsterte gegen die Spiegelfläche. »Keine Sorge, ich bin nicht verletzt.«
    »Klar«, krächzte er, »nur voller Blut.«
    »Stimmt.«
    »Und wie kommt man zu der Ehre?«
    »Indem eine Person dasteht und über dir einen mit Blut gefüllten Eimer leert.«
    »Einfach so?«
    »Genau.«
    Bill wollte mich anfassen, zuckte aber zurück. »John, ich will ja nichts groß sagen und mich auch nicht in deine Angelegenheiten mischen, aber findest du das nicht etwas komisch?«
    »Natürlich.«
    »Stimmt das auch so?«
    Ich nickte, drehte das Wasser auf und wollte mein Gesicht reinigen, weil ich es einfach nicht mehr sehen konnte. Da verteilten sich hellrote Schlieren auf der Haut.
    Das Wasser war eiskalt. Ich reinigte mir noch den Hals so gut wie möglich, auch die Hände und die Unterarme. Den Mantel zog sich aus und schleuderte ihn zu Boden. Der schwarze Pullover mit den gelben Strichen hatte auch etwas abbekommen, aber diese Flecken waren erst bei genauerem Hinsehen zu entdecken.
    »Was hast du vor?« fragte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher