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0678 - Der Zauberschädel

0678 - Der Zauberschädel

Titel: 0678 - Der Zauberschädel
Autoren: Jason Dark
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Der Schnee wirbelte in harten, kleinen Eiskörnern gegen mein Gesicht, und ein Kälteschwall streifte über meinen nackten Oberkörper.
    Urlaub nehmen? Einfach im Haus bleiben? Die anderen fahren lassen?
    Eine Idee, mit der ich mich näher befasste, sie aber sausen ließ, denn die Zeit war mir zu schade. Außerdem wollte und musste ich an der Quelle bleiben, denn meine Sorgen rissen einfach nicht ab.
    Diesmal ging es um Suko, der uns sang- und klanglos im Stich gelassen hatte und in Indien verschollen war, auf der Suche nach seinem Stab, den man ihm gestohlen hatte.
    Er hatte sich nicht helfen lassen wollen, selbst unser indischer Freund war auf Granit gebissen, und Suko hatte alle Brücken vorerst hinter sich abgebrochen.
    Dass ihm der Stab entwendet worden war, sah er als persönliche Niederlage an. Und nicht nur das. Seine Magie war ebenfalls verschwunden. Suko hätte ebenso gut ein Stück Holz nehmen können, es wäre auf das gleiche hinausgekommen.
    Ich wusste nicht einmal, ob er sich den Stab wieder zurückgeholt hatte, jedenfalls hatte er seinen eigentlichen Job sausen lassen, und wollte erst wieder erscheinen, wenn er erfolgreich gewesen war.
    Das konnte dauern, falls er überhaupt etwas erreichen würde. Ich hoffte noch immer, ich wartete auf einen Anruf, eine Nachricht und wollte lieber in London bleiben. Zum Glück war während meines Rußland Aufenthaltes nichts passiert, und mein Freund, der ebenfalls eingeweiht war, wartete natürlich auch.
    Bisher hatte sich nichts getan.
    Das Frühstück gehörte nicht zu der kargen Sorte. Da ich mir Zeit ließ, konnte ich mich auch satt essen, rief zwischendurch im Büro an und grinste in mich hinein, als niemand abhob. Glenda war also auch nicht…
    Da meldete sie sich nach dem siebten Läuten mit gehetzter Stimme. Ich erschrak so hart, dass ich auflegte und einen roten Kopf bekam, wie ein ertappter Dieb.
    Schäm dich, Sinclair, dachte ich. Du hockst hier, und andere haben bereits den Arbeitsplatz trotz des miesen Wetters erreicht. Das war natürlich eine kleine Blamage. Ich beschloss, Glenda Perkins nichts von meinem Kontrollanruf zu sagen.
    Dafür klingelte sie mich an. Ich meldete mich mit vollem Mund und hörte nur ein »Aha.«
    »Was…«, ich schluckte, »heißt das?«
    »Ganz einfach. Dass du noch zu Hause sitzt.«
    »Klar, bei dem Wetter.«
    »Was soll ich denn sagen?« fragte Glenda spitz.
    »Ach«, tat ich erstaunt. »Du rufst vom Büro aus an? Das finde ich aber toll.«
    »Von wo sonst?«
    »Na ja, ich dachte…«
    »Hör auf zu denken, John Sinclair. Wann kann ich dich hier erwarten?«
    Ich schaute auf die Uhr. »Nun ja, ich nehme die U-Bahn und bin…«
    »Die Wagen sind überfüllt.«
    »Dann warte ich lieber noch eine halbe Stunde.«
    Ich hörte Glenda seufzen. »Abgemacht, du Blaumacher. Den Kaffee setze ich dann frisch auf.«
    »Moment mal, Mädchen, gibt es schon was Neues?«
    »Was sollte es denn geben?«
    »Na ja, du weißt schon.«
    »Nein, John«, ihre Stimme klang jetzt betroffen. »Keine Nachricht von Suko.«
    »Okay«, sagte ich leise. »Bis gleich dann. Es wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein.«
    Ich aß den Rest der Rühreier, trank den Kaffee und dann noch einen Schluck Saft und zog mich an.
    Der Schnee rieselte noch immer. Manchmal auch hochgewirbelt von einem Windstoß, der die kleinen Körner wie Puderzucker verteilte. Das war ein Winter wie aus dem Bilderbuch. Nur die Autofahrer würden ihn verfluchen.
    Ich nahm die dicke Lederjacke mit dem Futter, band mir einen Schal um und verzichtete nicht einmal auf eine Mütze. So verkleidet machte ich mich auf den Weg.
    Der Portier in seinem Kasten grinste, als er mich sah. »Machen Sie eine Wanderung, Mr. Sinclair?«
    »So ähnlich.«
    »Darf man das Ziel erfahren?«
    »Sicher, zum Yard.«
    »Dann viel Spaß.«
    »Danke gleichfalls. Und räumen Sie den Schnee weg. Da kommt Bewegung in die alten Knochen.«
    Er verzog das Gesicht, als ich lachend aus dem Haus ging. Wenig später verging mir das Lachen. Leider lief ich gegen den Wind. Im Klartext hieß es, dass mir die feinen Körner ins Gesicht geblasen wurden. Nicht gerade angenehm, aber ich nahm das Schicksal gelassen hin, drückte den Kopf vor und ging so schnell, wie es der Boden zuließ. Das Eis glänzte. Die Sicht war nicht gut. Hier und da leuchteten sogar die Straßenlaternen.
    Wütend über den Fußmarsch war ich nicht, ich ärgerte mich nur, als ich in die U-Bahn-Station ging und sah, dass sich dort die Menschen drängten.
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