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067 - Das Maedchen in der Pestgrube

067 - Das Maedchen in der Pestgrube

Titel: 067 - Das Maedchen in der Pestgrube
Autoren: Neal Davenport
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die sich der Vernichtung der Dämonen widmet, und haben auch schon einige recht schöne Ergebnisse erzielt, aber bis jetzt ist es uns nicht gelungen, das Oberhaupt der Schwarzen Familie zu töten.“
    „Sie meinen Asmodi.“
    „Ja“, sagte ich. „Ich traf einige Male mit ihm zusammen und bin ziemlich lästig für ihn geworden.
    Er setzt alles dran, mich auszuschalten.“
    „Und was ist mit Ihren anderen Brüdern?“
    „Die sind zum Großteil tot. Aber das ist nicht so wichtig. Ich erfuhr etwas ganz Bedeutendes über mich selbst. Ich bin mehr oder minder unsterblich.“
    „Was sind Sie?“ fragte Helnwein, und seine Hände zitterten.
    „Sie haben schon richtig gehört“, sagte ich. „Ich entdeckte in meiner Bibliothek ein interessantes Tagebuch. Es wurde von einem Baron de Conde 1484 geschrieben. Dieser Baron ging einen Pakt mit dem Teufel ein und erlangte so Unsterblichkeit. Conde war später dann einer der Verantwortlichen bei den brutalen Hexenverfolgungen.“
    Ich schwieg und schloß die Augen. Zu deutlich war noch alles in mir lebendig.
    „Ich habe einen mächtigen Verbündeten im Kampf gegen die Dämonen gefunden“, fuhr ich schließlich fort. „Olivaro, ein reicher Bankier und ein einflußreiches Mitglied der Schwarzen Familie. Durch Olivaro erfuhr ich, daß ich dieser Baron de Conde gewesen war. Ich wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Mein Körper starb, aber meine Seele lebte weiter. Ich wurde wiedergeboren – in der Gestalt des Dorian Hunter.
    Helnwein hatte mir kopfschüttelnd zugehört.
    „Das ist ja unglaublich“, sagte er leise. „Und es gibt keinen Zweifel, daß Sie dieser Baron de Conde gewesen sind?“
    „Keinen Zweifel“, bestätigte ich grimmig. „Es wäre natürlich durchaus denkbar, daß meine Seele im Laufe der Jahrhunderte auch noch in anderen Personen lebte, aber daran habe ich keine Erinnerung.“ „Sie sind also unsterblich“, sagte Helnwein nachdenklich. „Aber Ihr Körper ist verwundbar?“
    Ich nickte.
    Helnwein trank einen Schluck, und ich folgte seinem Beispiel. Er blickte mich ständig an.
    „Aber Sie sind sicherlich nicht nur gekommen, um mir diese Geschichte zu erzählen, Herr Hunter.“ „Richtig“, sagte ich. „Um mich vor den Dämonen einige Zeit zu schützen, ging ich freiwillig in ein Sanatorium, die O’Hara-Stiftung. Dort lernte ich zwei Schwestern kennen. Sie nannten sich Schwester Mercy und Schwester Hercy. Zwei schrullige alte Damen, die einen völlig harmlosen Eindruck machten. Arme Irre, dachte ich anfangs. Aber sie waren nicht verrückt, sondern Hexen. Und sie lebten hier in Wien. Man munkelte, daß es ihnen gelungen war, Asmodis wirklichen Namen herauszubekommen. Sie wollten das Oberhaupt der Schwarzen Familie stürzen. Doch Asmodi kam ihnen zuvor und machte sie unschädlich.“
    Helnwein hatte interessiert zugehört. Er schenkte Wein nach, und ich steckte mir eine Zigarette an. „Erzählen Sie weiter, Herr Hunter!“ bat er.
    „Die beiden Schwestern wollten uns vergiften, aber ich hinderte sie daran. Leider starben sie selbst und nahmen ihr Geheimnis mit ins Grab. Doch fand ich einige Papiere, die in ihrem Besitz gewesen waren. Warten Sie einen Augenblick! Ich hole sie.“
    Ich stand auf, trat in die Diele und öffnete den Koffer. Mit einer schmalen Mappe kehrte ich ins Zimmer zurück.
    „Es ist nicht viel, was ich da habe.“
    Ich reichte Helnwein die Mappe, der sie öffnete.
    „Das ist ein Plan der Katakomben“, sagte er. „Und dort, wo sich die Pestgrube befindet, ist eine Markierung angebracht. Ein rotes Kreuz.“
    Helnwein legte den Plan zur Seite und griff nach den vergilbten Dokumenten. Es waren Kaufverträge, in altertümlichem Deutsch geschrieben. Die Dokumente lauteten alle auf die Namen Elisabeth und Maria Reichnitz. In einigen stand als Adresse Stephansplatz 80 und auf allen Dokumenten die Jahreszahl 1713.
    Helnweins Gesicht war angespannt. Er studierte die Papiere genauestens.
    „Ich vermute“, sagte ich. „Daß Elisabeth und Maria Reichnitz das Schwesternpaar in London waren.“
    Helnwein lächelte. „Da hätten die Schwestern ja mehr als zweihundertfünfzig Jahre alt sein müssen.“
    Ich lachte. „Bei Dämonen ist alles möglich.“
    Helnwein wiegte bedächtig den Kopf.
    „Hm“, meinte er schließlich. „Es wäre tatsächlich möglich. Und was wollen Sie nun feststellen, Herr Hunter?“
    Ich hob die Schultern. „Das weiß ich leider selbst nicht genau. Ich werde mir mal die Katakomben ansehen und dann das
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