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0669 - Blackwood, der Geistermann

0669 - Blackwood, der Geistermann

Titel: 0669 - Blackwood, der Geistermann
Autoren: Jason Dark
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Ich konnte mir vorstellen, dass es irgendwann anfing zu rieseln. Das Zeug würde liegen bleiben und die Fahrbahnen in Spiegel verwandeln.
    Auch in der Einkaufspassage ertönte schmalzige Weihnachtsmusik, im Bistro war die Musik besser.
    Französische Chansons erklangen als Background-Untermalung.
    Kleine runde Tische, keine Weihnachtsdekoration aus Kunststoff oder Pappe, dafür viele modisch gekleidete Gäste, die sich bei einem Kaffee, einem Wein und einem kleinen Imbiss ausruhten.
    Ich fand einen freien Tisch in der Ecke und bestellte einen Kaffee. Dazu einen echten Cognac.
    Kate Ferrer - der Name schoss mir durch den Kopf. Ich wusste nicht, wer sie war und ob sie die Bar schon betreten hatte. Jedenfalls blieb ich so lange allein, bis beides serviert worden war. Ich zahlte die Rechnung, der Ober verschwand, und praktisch aus seinem Schatten heraus erschien eine Frau, die ihren rostroten Wintermantel über den Arm gelegt hatte. Sie trug einen hellen Pullover mit hohem Rollkragen und eine schwarze Hose. Das Haar zeigte ein Braun, das an einigen Stellen mahagonifarben schimmerte.
    Die vierzig hatte die Frau erreicht, sah noch sehr attraktiv aus, obwohl sich unter ihren Augen tiefe Schatten abzeichneten, die auch von der Schminke nicht verdeckt werden konnten.
    Ich hatte mich erhoben. »Mrs. Ferrer?«
    »Das bin ich.«
    »Mein Name ist John Sinclair.«
    »Ich weiß.« Sie reichte mir die Hand und setzte sich auf den freien Stuhl. Den Mantel hängte sie über die Lehne. Aus der Nähe betrachtet, fiel mir gleich der scharfe Zug auf, der ihre Mundwinkel zeichnete. Sie machte den Eindruck einer Frau, die Schweres hinter sich hatte, und sie bewegte nervös die langen Finger, auf deren Nägeln ein blasser Lack schimmerte.
    »Darf ich Ihnen etwas bestellen, Mrs. Ferrer?«
    »Einen Kaffee.«
    »Gut.« Der Ober wieselte nicht ganz vorbei, denn ich hielt ihn an und gab die Bestellung auf, während ich selbst von Mrs. Ferrer heimlich gemustert wurde.
    »Danke, dass Sie gekommen sind, Mr. Sinclair.«
    Ich hob die Schultern. »Das war selbstverständlich, denn Ihre Stimme klang so, als hätten Sie Probleme.«
    Sie schwieg, nickte aber, holte Zigaretten aus der flachen Handtasche und schien der Musik zu lauschen, als ich ihr Feuer gab. »Probleme«, wiederholte sie. »Da haben Sie Recht, Mr. Sinclair. Es gibt tatsächlich Probleme.«
    »Die ich lösen kann?«
    »Das ist die Frage«, murmelte sie gedankenverloren.
    Ich räusperte mich. »Mrs. Ferrer, Sie wissen, welche Arbeit ich ausübe. Womit ich mich beschäftige.«
    »Ja.«
    »Dann sollten Ihre Probleme in meinen Bereich fallen. Ich bin, wenn ich das mal so sagen darf, kein normaler Polizist.«
    »Zu dem wäre ich auch nicht gegangen. Er hätte kein Verständnis für mich gehabt.«
    Ihr Kaffee kam. Sie rührte ihn um und verteilte die Milch.
    »Darf ich fragen, worum es geht?«
    »Deshalb bin ich hier, Mr. Sinclair. Es geht um meine Tochter. Sie ist tot und ich möchte, dass Sie heute Nachmittag zur Beerdigung mitkommen.«
    Ich hatte trinken wollen, ließ die Tasse aber los, denn diese Eröffnung hatte mich schon überrascht.
    Mein Lächeln wirkte gekünstelt, als ich noch einmal nachfragte und Mrs. Ferrer die Worte fast haargenau wiederholte.
    »Das ist doch nicht…«
    »Doch, Sie müssen kommen.«
    »Und weshalb?«
    »Denise ist freiwillig aus dem Leben geschieden. So sah es zumindest aus. Ich aber weiß, dass ihr jemand den Befehl dazu gegeben hat.« Sie beugte sich vor. »Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Wer denn?«
    »Der Teufel!«, zischte sie über den Tisch und die beiden Tassen hinweg.
    Ich schwieg. Nicht weil ich keine Worte fand, ihre Antwort war einfach so unmöglich gewesen, dass sie schon wieder stimmen konnte.
    »Haben Sie gehört, Mr. Sinclair? Es ist der Teufel gewesen. Der Herr der Hölle.«
    »Hat Ihre Tochter das gesagt?«
    »Natürlich. So sprach sie immer. Sie liebte den Teufel. Sie und ihre Freundinnen mochten den Satan. Das heißt, die Lebenden mögen ihn noch. Sie sind ihm verfallen, sie werden irgendwann alle in den Tod springen. Der Selbstmord ist vorprogrammiert.«
    »Sie sagten springen?«
    »Ja, Mr. Sinclair, ja.« Kate Ferrer rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. Sie war nervös. »Auch meine Tochter ist vom Dach eines sechsstöckigen Hauses gesprungen. Da hatte sie einfach keine Chance mehr gehabt. Ich war nicht stark genug, obwohl Denise sehr an mir gehangen hat, aber es fehlte eben der Vater«, erklärte sie deprimiert. »Ich bin seit
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