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0666 - Im Bann des Sonnendreiecks

Titel: 0666 - Im Bann des Sonnendreiecks
Autoren: Unbekannt
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beide Explorer nebeneinander trieben und warteten, bis die Korvette zurückkam, hatten sie füreinander mehr Zeit als sonst.
    Langsam, um Lerg nicht zu wecken, stand Carissa auf und blieb neben dem Sessel stehen. Sie hatte Durst. Als sie an den ausgeschalteten Bildschirmen vorbei auf das eingebaute Kühlfach zuging, sah sie sich wie im Spiegel. Schlank, mit langen Beinen, kein Gramm Fett, mit schulterlangem Haar in der Farbe polierter Kastanien. Ihre Augen waren groß und grün. Sie war mit sich zufrieden. Mit einem hohen, großen Becher, in dem ein Gemisch aus frischem Fruchtsaft und starkem, hellem Alkohol war, ging sie zurück zur Liege.
    Lerg wachte auf, lächelte sie an und sagte leise: „Die wahren Lebenskünstler sind in der Lage, selbst aus Wartezeiten noch das Beste zu machen. Bekomme ich auch einen Schluck?"
    Es war wenige Stunden vor Mitternacht, wie das summende Digitalwerk zeigte.
     
    *
     
    Zweiundzwanzig Minuten nach Null Uhr nahm Lerg die Hand der jungen Frau und sagte leise: „Ich mache einen Rundgang durch das Schiff. Kommst du mit?"
    „Warum nicht? Keine schlechte Idee."
    Sie verließen die Räume des Kommandanten und traten in den breiten Schiffskorridor hinaus. Eine geisterhafte Ruhe herrschte innerhalb der riesigen Stahlkugel. Langsam ging sie auf die Zentrale zu, aus der leise, kaum wahrnehmbare Geräusche kamen.
    „Wann rechnest du, daß die Korvette zurückkommt? Ich weiß, irgendwie juckte es dich in den Fingern, nachzusehen ..."
    Er grinste wie ein kleiner Junge und vollendete: „...was hinter dem Transmitter auf uns wartet und auf alle, die neugierig sind. Aber ich werde den Befehl abwarten."
    „Ich habe nichts anderes erwartet", entgegnete sie.
    Sie erreichten die Zentrale. Als sie die Schnittlinie zwischen dem Korridor, dem Antigravlift und der runden Zentrale passierten, sahen sie vor sich Dinge, die sie nicht begriffen. Alle Bilder hoch über ihnen waren in der Bedeutung unklar.
    Sekundenlang fühlte Lerg Mopron einen stechenden Schmerz in den Schläfen, dann blinzelte er. Kurz darauf begann er zu zittern.
    Er fühlte, wie sich sein gesamter Verstand schlagartig entleerte.
    Wie ein Behälter, dessen Inhalt durch ein Loch im Boden ablief und nutzlos verströmte. Er taumelte und fiel schwer gegen Carissa.
    „Was ist...los?" fragte sie langsam mit schwerer Zunge. Auch sie fühlte, daß sie eine fremde Kraft ergriff. Sie verdummte, aber sie war bereits über den Punkt hinaus, an dem sie es selbst merken konnte.
    Schlagartig ergriff diese Strahlung, oder was immer es war, die gesamte Mannschaft des Schiffes. Der Wachhabende in der Zentrale torkelte langsam auf Lerg zu, der einige vorsichtige Schritte in diese Menge von Lichtern und Maschinen hinein tat, die summten, klickten und Geräusche von sich gaben, die eine Bedeutung hatten, aber nicht mehr für ihn. Für niemanden mehr.
    Viele Besatzungsmitglieder schliefen.
    Andere lasen, waren wach, arbeiteten, bedienten Maschinen oder gingen irgendwelchen Beschäftigungen nach, wie sie in Raumschiffen üblich waren. Plötzlich verstanden sie nichts mehr.
    Weder ihre jeweilige Umwelt noch die Arbeiten. Sie erinnerten sich nicht daran, wer sie waren und was sie hier sollten. Sie fielen in den Entwicklungszustand von Kindern zurück, deren Alter zwischen zehn und zwölf Jahren lag, aber ziemlich ungebildeten Kindern. Diejenigen, die wach waren, sahen ihre Welt als Spielzeug an und begannen, das Spielzeug zu benutzen. Sie drückten auf alle erreichbaren Knöpfe, bewegten die Regler und benahmen sich sinnlos. Das Schiff begann zu leben. Immer mehr Geräte und Maschinen aller Art begannen anzulaufen oder wurden abgeschaltet.
    Innerhalb von dreißig Minuten verwandelten sich beide Schiffe in Tollhäuser.
    Die EX-1819 verließ plötzlich ihren Platz. Ungleichmäßig feuerten die Triebwerke, aber in einer Anzahl langsamer Rucke schob sich das Kugelraumschiff auf die nahen Sterne zu. Aber nicht auf die drei Sonnen des Transmitters, sondern auf eine Konstellation gelber und weißer Sonnen. Langsam verschwand sie aus den optischen Schirmen des Schwesterschiffes. Aber es war niemand, der sie sah oder ihr Beachtung schenkte.
    Lerg wurde von einer unerklärlichen inneren Kraft quer durch die Zentrale geschoben. Er begriff nichts, aber seine Augen und auch seine Füße wurden wie magisch von einem Spiel farbiger, in Längsrichtungen angeordneter Lichter gezogen. Der Kommandant, von dessen Kinn ein langer Speichelfaden hing, fiel schwer gegen das
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