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0665 - Vampirstadt Berlin

0665 - Vampirstadt Berlin

Titel: 0665 - Vampirstadt Berlin
Autoren: Jason Dark
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Eine Frau beschwerte sich darüber, daß dieser Mann einfach umgehauen worden war, wo er doch nichts getan hatte.
    »Helfen Sie ihm doch…«
    Es dauerte, bis sich Hände fanden, die in meine Achselhöhlen griffen und versuchten, mich hochzuheben. Ich wollte es nicht, aber über meine Lippen floß ein leises Stöhnen. Den linken Arm hob ich an und legte meine Handfläche gegen die schmutzige Fliesenwand, die mir als Stütze diente.
    Jemand drückte gegen meinen Rücken, und mit Unterstützung der Fremden gelang es mir, auf die Beine zu kommen.
    Ich öffnete die Augen. Natürlich war die Sicht noch nicht klar. Vor mir verschwammen die Gesichter zu einem hellen Brei. Das kalte Licht in diesem Flur stach in meine Augen und blendete mich.
    Ich wischte mir über die Stirn, dachte an den Sarg.
    »Ja, da waren welche mit einem Sarg!« erwiderte die mir bekannte Frauenstimme.
    »Wo… wo sind sie?«
    »Weg. Diese verdammten Chaoten. Sie können nur schlagen, sie kennen nur die Gewalt…«
    »Haben Sie denn gesehen, wo sie hin sind?«
    »Die Treppe hoch, mehr nicht.«
    Eine Hand, die eine Flasche hielt, erschien in meinem Blickfeld. »Trinken Sie mal einen Schluck. Das ist ein Selbstgebrannter. Der holt tote Pferde wieder zurück ins Leben.«
    Die Flasche war bereits entkorkt worden. Ich nahm sie an mich und trank. Aus dem Hintergrund meldete sich eine Stimme. »Ach, das ist ein Penner. Jetzt säuft er wieder.«
    Der brachte nicht nur tote Pferde zurück ins Leben, der hätte auch ägyptische Mumien auferstehen lassen. Ein Schnaps, der mir die Kehle beinahe zerriß und als Echo die Flammen in den Schädel trieb, als wollten sie hinter meiner Stirn zu einer wahren Feuersbrunst werden, wobei sie selbst meine Augen erfaßten und mein Sehen erschwerten. Einen zweiten Schluck »gönnte« ich mir nicht.
    Mit einem gekrächzten Dank reichte ich die Flasche in die Hand zurück.
    »Ist gut, wa?«
    »Ja, ja, fast…« Ich lehnte an der Wand, von einigen Menschen beobachtet, und holte tief Luft. Um mich herum bewegten sich die Menschen treppauf und treppab. Es war schwer vorstellbar, daß ich mich im ehemaligen Ostberlin befand und hier die Spur der Nadine Berger aufnehmen wollte.
    In meiner Tasche steckte das veränderte Ei, das Flüssige Leben, das angeblich dafür sorgen sollte, daß es Nadine schaffte, von ihrem Vampirdasein erlöst zu werden.
    In New York hatte Mallmann sie damals erwischt und zu einer seiner Bräute gemacht. Seitdem war einige Zeit vergangen.
    Ich spürte in den Beinen das wacklige Gefühl, als läge Gummi um meine Knie. Der Schlag in den Nacken war gezielt geführt worden und hatte mir gleichzeitig bewiesen, daß ich unter Kontrolle oder einer Beobachtung stand.
    Nur wußte ich nicht, wer mich da nicht aus den Augen ließ. War es Will Mallmann gewesen, für den das Gewühl im U-Bahnkeller eine gute Dekkungsmöglichkeit gab?
    Wenn ich ehrlich war, traute ich ihm das eigentlich nicht zu. Er war eine Person, die sich lieber im Hintergrund aufhielt. Er wollte nicht so gern gesehen werden.
    Wer kam dann in Frage?
    Mir fiel ein Mann ein, bei dem mir der breite Oberlippenbart besonders ins Auge gestochen war.
    Auf der Herfahrt hatte ich ihn in der U-Bahn kennengelernt. Er hieß Konowski und hatte sogar meinen Namen gekannt!
    Die Frau, deren Stimme ich schon im halb bewußtlosen Zustand vernommen hatte, stand noch bei mir. Sie war schon älter und trug einen unmodernen, kurzen Fischgrätmantel. Ihre warmen Augen schauten mich an. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Danke. Sie haben schon genug getan.«
    »Das gehörte sich doch so.«
    »Dann sind Sie die große Ausnahme.«
    »Nein, die Menschen sind nicht nur schlecht. Was hier in der Nähe abläuft, wird von den meisten verurteilt. Das ist nur eine kleine Gruppe.«
    »Die leider zu rücksichtslos ist.«
    »Da haben Sie recht.«
    Ich bedankte mich noch einmal und schaute der Frau nach, wie sie die Treppen hochschritt.
    Auch ich setzte mich in Bewegung. Auch wenn weniger Betrieb geherrscht hätte, ich wäre nicht schneller gegangen. Allein aus dem Grund, weil es mir einfach von der körperlichen Konstitution her nicht möglich war. Noch immer hatte ich an den Nachwirkungen des Schlages zu leiden. Jede zu hastige Bewegung mit den Beinen spürte ich auch in meinem Kopf.
    Zu lang kam mir die Treppe vor. Ich war froh, sie endlich hinter mich gebracht zu haben.
    Nicht weit entfernt sah ich eine Bank. Besetzt war sie von zwei jungen Mädchen, die hautenge, billige
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