Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0663 - Das Unheil erwacht

0663 - Das Unheil erwacht

Titel: 0663 - Das Unheil erwacht
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
die Welt nicht mehr, aber sie dachte an die Worte ihrer Mutter, die vom Bösen gesprochen hatte, das im Wald lauerte.
    Doch war es tatsächlich so böse?
    Jade selbst konnte und wollte daran nicht glauben, denn bisher hatte ihr das Ei nichts getan. An die ungewöhnliche Entladung dachte sie nicht mehr, ein anderer Gedanke hatte von ihr Besitz ergriffen.
    Sie wollte das Fundstück nicht einfach im Wald liegenlassen, sondern es mitnehmen. Sehr vorsichtig umfasste sie es von zwei verschiedenen Seiten. Sie legte die Hände dagegen und hielt für einen Moment den Atem an, weil sie davor Angst hatte, dass dieses Fundstück zerbrechen könnte. Die Haut war so dünn, und Jade befürchtete, dass sie beim leichtesten Druck, zerbrechen könnte.
    Es hielt auch dann, als sie die Hände stärker gegen die Außenhaut des Eis presste und nun mit behutsamen Schritten weiterging. Sie hatte eine Lücke zwischen zwei Baumstämmen entdeckt, gerade breit genug, um hindurchschreiten zu können.
    Noch vor Minuten war ihr Gesicht vor Spannung verzerrt worden. Jetzt lag ein Lächeln auf ihren Lippen, als würde sie sich darüber freuen, dass sie dieses Ei gefunden hatte.
    Wie im Märchen kam sich Jade vor. Das einsame Mädchen, das in den Wald ging, plötzlich ihr Glück fand und es nicht fassen konnte. War es auch das Glück?
    Für wenige Augenblicke erinnerte sie sich wieder an die Warnungen ihrer blinden Mutter. Sie hatte vom Bösen gesprochen, doch damit musste sie etwas anderes gemeint haben, denn dieses Fundstück konnte einfach nicht böse sein.
    Nein! Durch ihren Körper floss ein gewaltiges Glücksgefühl. Sie fühlte sich viel leichter und beschwingter, als wäre sie auf Händen oder Flügeln durch den Wald getragen worden.
    Sie empfand nichts Negatives mehr. Alles war so wunderbar. Dieses ungewöhnliche Ei gab ihr das gute Gefühl.
    Ohne es direkt zu merken, erreichte sie den Weg, der sie wieder nach Hause führte. Er machte ihr nichts aus, die Arme vorgestreckt zu halten und das große Ei auf den Händen zu tragen. Sie spürte keine Steifheit, sie bekam keine Schmerzen in den Schultern, es lief alles normal weiter.
    Viel besser als früher.
    Wenn sich die Mutter jemals in ihrem Leben geirrt hatte, war das an diesem Abend geschehen. Von einem bösen oder einem fremden negativen Einfluss merkte Jade nichts.
    Auf einmal hörte sie Schritte.
    Jetzt? Um diese Zeit?
    Sie konnte es nicht fassen. Normalerweise kam ihr auf den Spaziergängen niemand entgegen. Wieso ausgerechnet an diesem späten Abend?
    Ob das mit dem Fund zusammenhing?
    Vor ihr löste sich eine Gestalt aus der dichten Finsternis. Sie eilte auf Jade zu, sie erkannte den Mann und war beruhigt. Ernest Slaine war ein Bekannter. Er gehörte zur Forstverwaltung und hatte die Aufgabe, regelmäßige Inspektionsgänge durchzuführen. Der Wald, in dem sich Jade aufhielt, gehörte zu seinem Gebiet.
    Slaine stand dicht vor der Pensionierung. Ein lustiger Mensch, klein, mit Bauch, ein Mann, der das Lehen liebte und sich auf die Zeit des Ruhe Stands freute.
    Er hatte stets einen Scherz auf den Lippen, wenn Jade ihn traf. An diesem Abend nicht. Da bekam er große Augen, die im bleichen Licht, das über sein Gesicht floss, sehr dunkel wirkten und auch den ängstlichen Ausdruck wiedergaben, der den Mann umklammert hielt.
    Jade musste lachen. »Was ist los mit Ihnen, Mr. Slaine? Geht es Ihnen nicht gut?«
    »Doch«, flüsterte er, nickte dabei und flüsterte noch einmal. »Doch, es geht mir gut.«
    »Bitte, dann…«
    »Aber dir, Jade.« Er duzte fast alle Menschen, die jünger waren als er.
    »Dir muss es…«
    »Mir geht es blendend«, unterbrach Jade ihn lachend. »Wirklich, ich fühle mich pudelwohl.«
    »Das kann ich nicht glauben.«
    »Warum denn nicht?« Slaine hob einen Arm an, streckte den Zeigefinger aus und deutete auf das übergroße Ei.
    »Deshalb geht es mir nicht gut. Das Ei ist daran schuld. Nur seinetwegen.«
    Jade war überrascht. »Sorry, das verstehe ich nicht. Was soll das denn bedeuten?«
    »Spürst du es nicht?«
    »Was denn?«
    Er schluckte, befeuchtete mit der Zunge seine Lippen. »Das… das komische Ei. Es strahlt etwas ab, etwas Grauenhaftes, Furchtbares. Es ist unwahrscheinlich. Es macht mir angst…«
    So ähnlich hatte auch Jades Mutter gesprochen, aber längst nicht so extrem.
    Sie begriff den Mann nicht und schüttelte den Kopf. »Mr. Slaine, ich glaube, Sie irren sich. Das kann ich nicht nachvollziehen, wirklich nicht. Ich spüre nichts…«
    »Doch, Kind,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher