Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0663 - Das Unheil erwacht

0663 - Das Unheil erwacht

Titel: 0663 - Das Unheil erwacht
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sonst? Hatten die Warnungen ihrer Mutter gefruchtet? Lauerte hier etwas? Hielten sich Menschen versteckt?
    Das wollte Jade nicht akzeptieren. In diese Gegend verirrten sich kaum Menschen, und trotzdem hatte Almas Mutter von dem Bösen gesprochen. Wer oder was also war das Böse?
    Konnte man es sehen? War es zu beschreiben, zu fassen? Besaß es eine Gestalt?
    Jade wusste nichts, gar nichts. Sie erging sich in ihren Gedanken und stellte sehr bald fest, dass sie das Nachdenken über dieses Problem unruhiger machte.
    Die Bäume waren kaum zu erkennen, denn sie verschwanden hinter den dünnen, grauen Tüchern, die aussahen, als wären sie mit ihren Unterseiten am Boden angehaftet worden. Sie bewegte sich, aber sie wehten nicht fort. Sie blieben genau dort, wo sie auch waren.
    Tief atmete Jade durch. Die kühle Luft drang in ihre Lungen, sie hätte ihr eigentlich gut tun müssen, diesmal aber war es anders. Jade empfand sie als zu kalt. Es kam ihr vor, als hätte sie Eiswürfel geschluckt.
    Hing das mit ihrer Psyche zusammen? Waren es die ersten Anzeichen einer sich steigernden Furcht vor dem Unheimlichen, das sie mit Worten nicht beschreiben konnte?
    Es hatte keinen Sinn, über die Warnungen der Mutter nachzudenken, sie machte sich sonst nur verrückt und würde irgendwann noch durchdrehen. Deshalb setzte sie ihren Weg fort und lauschte wieder dem Knistern der Blätter, wenn sie unter dem Druck der Schuhe zerbrachen.
    Morgen früh würde der Wald ein weißes Gewand aus Raureif tragen.
    Sie wusste, wann der Weg einen Bogen schlug und in die Richtung zurückkehrte, aus der sie gekommen war. Das war der kleine Rundkurs, den größeren wollte sie nicht nehmen, denn ihre Mutter hätte sich zu sehr gesorgt. Es waren ungefähr hundert Yards bis zu der Stelle, wo der Pfad die Kurve nach links schlug.
    Auch an dieser Stelle stand das Unterholz sehr dicht beisammen und streckte seine Arme über den Weg hinweg, so dass Jade mit der Kleidung daran entlangstreifte.
    Sogar das Rascheln hörte sich anders an. Viel geheimnisvoller als sonst, als säßen in den Büschen zahlreiche Geister, die sie mit ihren Stimmen begleiteten.
    Einbildung, nichts als Einbildung, sagte sie sich und zurrte den Schal fester.
    Bei den nächsten Schritten überkam sie das Gefühl, verfolgt zu werden.
    Hastig wandte sie den Kopf - und schaute ins Leere. Nur die Dunkelheit bedeckte den Wald.
    Jade zwang sich zu einem Lachen. Es sollte ihr Mut machen, was allerdings nicht der Fall war. Die Unsicherheit wuchs und breitete sich in ihrem Innern aus.
    Automatisch lief sie schneller, doch auch die schnelleren Schritte konnten die Furcht nicht vertreiben. Eine halbe Stunde ungefähr hatte sie fortbleiben wollen, das erschien ihr nur als viel zu lang.
    Jade lief geduckt, den Kopf vorgestreckt, den Blick zu Boden gerichtet, als könnte sie dort etwas Besonderes entdecken, das für sie wichtig war.
    Das helle Schimmern sah sie nicht auf dem Weg, es drang aus dem Wald, der links von ihr lag.
    Jade blieb stehen. Sehr heftig hatte sie gestoppt und wäre beinahe noch ausgerutscht.
    Plötzlich fühlte sich ihr Hals trocken an, als hätte jemand Sand hineingeschüttet. Der Druck kam von innen und steigerte sich, als die einsame Spaziergängerin den Kopf drehte, um dorthin zu schauen, wo das Licht seine Quelle besaß.
    Es strahlte hellweiß mit einem leichten Schimmer ins Rote. Jade kannte den Wald, eigentlich jeden Flecken Erde. Sie wusste genau, wo es wilde Müllkippen gab.
    Ein Licht wie dieses allerdings hatte sie auf ihren nächtlichen Spaziergängen noch nicht gesehen. Wäre es weich und schimmernd gewesen, hätte es möglicherweise in die Umgebung hineingepasst, so aber leuchtete es in einer Kälte, die sie erschreckte.
    War dieses Licht das Böse, vor der ihre Mutter sie gewarnt hatte? Jade wollte es nicht glauben, weil sie sich einfach nicht vorstellen konnte, dass Helligkeit etwas Böses war. Dafür war eigentlich die Dunkelheit zuständig.
    Als ungewöhnlich und nicht erklärbar fand sie es auch, dass diese Lichtquelle sie anzog wie ein Magnet das Eisen. Das Fremde wollte etwas von ihr und lockte sie herbei, ohne dass es sich durch Sprechen bemerkbar machte.
    Jade hatte weitergehen wollen, doch wie unter einem fremden Einfluss stehend, drehte sie sich um, verließ den Pfad und schlug sich durch das Unterholz in die dichte Tiefe des Waldes hinein, wo die helle Insel lag und sich schemenhaft ausbreitete, so dass ihre Umgebung ebenfalls diesen blassen, gespenstischen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher