Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0654 - Unter dem Vampirmond

0654 - Unter dem Vampirmond

Titel: 0654 - Unter dem Vampirmond
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
durch die Nacht fuhr - selbst wenn der Fahrer die Scheinwerfer abschaltete, um nicht gesehen zu werden, konnte man immer noch den Motor hören.
    Wenn nun ein solcher magischer Hauch gleich von zwei Punkten ausging - vom Standort Gryfs und Nicoles -, erhöhte das das Risiko einer Entdeckung.
    Gryf hielt es durchaus für möglich, daß die Vampirin mit seiner Anwesenheit rechnete. Es hatte sich mit den Jahren bei den Schwarzblütigen herumgesprochen, daß Zamorra und Gryf Freunde waren. So lag es nahe, daß Zamorra den Druiden um Hilfe bat, wenn es um Vampire ging.
    Also konnte es durchaus sein, daß die Vampirin, die Zamorra und Nicole in eine Falle locken wollte, auch mit der Anwesenheit des Silbermond-Druiden rechnete!
    Deshalb antwortete er nicht auf Nicoles Kontaktversuche, nicht einmal, um sie kurz zurückzuweisen und aus Sicherheitsgründen um mentales Stillschweigen zu bitten.
    Zamorra gefiel diese Zurückhaltung nicht besonders. Aber er äußerte sich nicht dazu; vermutlich hatte Gryf recht. Und es reichte, wenn einer aus ihrem Team geradezu blindlings und unbeirrbar vorwärts stürmte, nämlich Nicole.
    Plötzlich hob der Druide die Hand.
    »Aufpassen«, flüsterte er. »Wir sind nicht mehr allein!«
    ***
    Michelle Noir hatte den ersten Ausgang benutzt, den sie erreichen konnte, und die Katakomben verlassen. Es war ein abgelegener Ort, an den kaum ein Mensch kam; hier konnte die Vampirin sich unbeobachtet fühlen.
    Die Abenddämmerung setzte ein, aber es war noch zu hell. In menschlicher Gestalt konnte sie bei diesen Lichtverhältnissen agieren, aber wenn sie ihre Fluggestalt annahm, wurde es riskant. Die war nicht so stark, Sonnenlicht absorbieren zu können. Und da die Sonne noch nicht ganz unter dem Horizont verschwunden war, bestand die Gefahr, daß letzte Strahlen die fliegende Vampirfledermaus über den Dächern der Stadt berührten.
    Allerdings brauchte sie nicht mehr sehr lange zu warten.
    Schon nach vielleicht zehn Minuten voller Ungeduld merkte sie, daß die Sonne jetzt tief genug stand. Michelle verwandelte sich in ihre Fluggestalt. Das Domina-Outfit fiel von ihr ab: Sie ließ es liegen, wo es war - hier würde niemand es stehlen. Dann jagte sie als dunkler Schatten durch die Luft ihrem Ziel entgegen.
    Wenig später erreichte sie das Hotel, das van Sarkens Diener ihr benannt hatte. Durch die Tiefgarage drang sie ein. Es kam besser, als sie hatte hoffen können; eine junge Frau kam ihr entgegen; offenbar ein Gast auf dem Weg zum hier abgestellten Auto. Noch ehe die Frau vor der verblüffend großen Fledermaus erschrecken konnte, war Michelle bereits bei ihr und schlug ihr die Fangzähne in die Halsschlagader. Sie trank ein wenig Blut, obgleich ihr durch die Übersättigung beinahe übel wurde, aber dadurch übertrug sie auch den Keim und bekam die Frau sehr schnell unter ihre suggestive Kontrolle.
    Sie zwang sie, zu ihrem Auto zu gehen und sich auszuziehen. Daraufhin nahm die Vampirin wieder ihre menschliche Gestalt an und schlüpfte in die Kleidung, während sie der Frau befahl, sich ins Auto zu setzen und abzuwarten. Dann fuhr sie mit dem Lift hinauf ins Hotel.
    Am Empfang fragte sie nach Professor Zamorra.
    Der Schlüssel war fort, und niemand hatte den Professor und seine Begleiterin das Hotel verlassen gesehen. Also mußte er noch im Haus sein. Michelle bat darum, nicht angemeldet zu werden, da ihr Besuch eine Überraschung sein solle, und begab sich in die Etage hinauf. Der Concierge sah ihr mißtrauisch nach; vielleicht kam ihm die Kleidung, die Michelle trug, bekannter vor als ihr Gesicht. Es war ein Fehler gewesen, ihn nicht ebenfalls rasch gefügig zu machen. Aber wahrscheinlich kam es inzwischen auf solche Nebensächlichkeiten auch nicht mehr an…
    Michelle dämmte ihre vampirische Ausstrahlung so weit wie möglich ein. Das fiel ihr nicht besonders schwer; sie hatte es sich schon vor langer Zeit antrainiert, um ungestört unter Menschen leben zu können. Manche von ihnen konnten eine Vampir-Aura erkennen und reagierten mit Mißtrauen und Ablehnung. Ein Phänomen, das Michelle in all den Jahren nie völlig hatte ergründen können.
    Dämonenjäger wie Zamorra waren jedoch garantiert in der Lage, festzustellen, ob ein Vampir vor der Zimmertür stand! Vor allem dann, wenn sie auf Vampirjagd waren. Daß Zamorras Gefährtin Nicole Duval Michelle in der Disco nicht als Vampirin erkannt hatte, lag erstens an ihrer Abschirmung und zweitens an der Ablenkung durch den gewaltigen Musik- und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher