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0654 - Das Mondgehirn denkt anders

Titel: 0654 - Das Mondgehirn denkt anders
Autoren: Unbekannt
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bereit, mich damit abzufinden, daß ich in glucksender Emulsion lag, wenn ich nur Rorvic nicht sehen mußte.
    Unmerklich schlief ich ein - und erwachte irgendwann vom Klang einer tiefen, unendlich gelangweilt klingenden Stimme.
    Zuerst verstand ich nichts, aber dann merkte ich, daß die Stimme zu mir sprach.
    Allerdings mußte es sich um eine Halluzination handeln, denn es war Rorvics Stimme, die zu mir sprach.
    Doch als ich die Augen aufschlug und über mir das Vollmondgesicht des Halbcynos erblickte, wußte ich, daß seine Anwesenheit schreckliche Realität war.
    „Das könnte Ihnen so passen, Tag und Nacht in einer Badewanne voll Bouillon zu liegen, Captain Hainu", sagte Dalaimoc Rorvic finster. „Los, rappeln Sie sich auf! Oder soll ich wieder einmal alles allein machen?"
    „Ich bin schwer verletzt", erwiderte ich. „Mein ganzer Rücken ist verbrannt. Der Arzt hat mir gesagt, ich müßte mindestens eine Woche lang im Regenerationstank liegen."
    „Quacksalbergewäsch!" meinte Rorvic verächtlich. „Sie glauben doch nur daran, weil Sie sich vor der Arbeit drücken wollen."
    Ich grinste in mich hinein.
    „Glücklicherweise sind auch Sie gegen eine ärztliche Entscheidung machtlos", erklärte ich schadenfroh. „Also, dann wünsche ich Ihnen einen heißen Einsatz, Sir."
    Der fette Tibeter grinste verschlagen zurück.
    „Irrtum, Tatcher. Der Arzt hat seine Meinung revidiert, nachdem ich etwas mit ihm geplaudert hatte. Gleich werden die Biotechniker kommen und Ihnen eine Regenerationshaut verpassen; die ersetzt nämlich ganz ausgezeichnet diese Marinade hier."
    Es war entsetzlich, wie unmenschlich dieser abscheuliche Kerl mit mir umsprang. Aber ich wußte schon, daß er auch dieses Spiel wieder gewonnen hatte. Deshalb stellte ich mich auf die neue Situation ein. Was blieb mir weiter übrig!
    „Sie scheinen demnach nicht auf meine Hilfe verzichten zu können", stellte ich fest.
    Dalaimoc Rorvic winkte ab.
    „Hilfe? Wann waren Sie mir denn schon mal eine Hilfe, Tatcher? Auf dem Mond haben Sie, anstatt sich anzustrengen, nur mit Nathan geschwätzt. Beinahe wäre ich Ihretwegen für immer um fünf Minuten in der Zukunft verbannt geblieben."
    Diese Unverschämtheit verschlug mir beinahe die Sprache.
    „Sie...!" sagte ich empört. „Sie wissen genau, daß ohne mich alles verloren gewesen wäre."
    „Im Gegenteil", erwiderte Rorvic. „Mit Ihnen wäre alles verloren gewesen. Hätte ich Ihnen vorher von meinem Plan erzählt, wären Sie imstande gewesen, in Ihrer Gefühlsduselei Nathan alles zu verraten. Sie haben ihn doch wie einen Menschen betrachtet, Tatcher."
    „Die Reaktionen des Zellplasmas erschienen mir absolut menschlich", entgegnete ich. „Auch ein Mensch kann durchdrehen, wenn er merkt, daß andere Menschen ihn faktisch umbringen wollen."
    „Niemand wollte Nathan umbringen", meinte der Tibeter. „Das Zellplasma hätte eine echte Chance gehabt, wenn es vernünftig geblieben wäre. Es hat diese Chance verspielt."
    „Aber das Zellplasma lebt noch, nicht wahr?" erkundigte ich mich.
    Dalaimoc Rorvic nickte.
    „Es lebt, und es hat versucht, dieses Leben auf eine neue Grundlage zu stellen. Messungen haben bewiesen, daß innerhalb der gigantischen Schalt- und Rechenzentren sinnverwirrende Dinge abliefen. Offenbar versuchte Nathan, den positronischen Teil von sich aus mit Daten zu füllen. Das scheiterte natürlich, da das Zellplasma zwar über ein Gefühlsleben, aber nicht über Daten verfügt."
    Sein Gesicht wurde nachdenklich.
    „Ich habe mit dem Großadministrator gesprochen. Er berichtete mir von einem Traum, den er zu der Zeit hatte, als Nathans Daten gelöscht wurden. Er träumte, alles, was mit den Laren zusammenhing, sogar die Laren selbst, nur geträumt zu haben.
    Nach Rhodans Aussage war es ein sehr verwirrender Traum, der ihn beinahe an jeder Realität zweifeln ließ."
    „Und?" fragte ich gespannt.
    „Er vermutet - und ich auch -, daß das Zellplasma im Augenblick der höchsten Not vorübergehend eine parapsychische Fähigkeit entwickelte und mit Hilfe dieser Fähigkeit versuchte, den Großadministrator zu beeinflussen. In seinem Sinne natürlich."
    Ich seufzte.
    „Aber es hat ihm nichts genützt, nicht wahr?"
    „Nein, aber Perry Rhodan muß offensichtlich ständig an diesen Alptraum denken, Tatcher. Er wird von ihm regelrecht verfolgt."
    „So wie ich von Ihnen", gab ich zurück.
    Rorvic grinste mich an.
    „Das beruht auf Gegenseitigkeit. Aber dort kommen die Biotechniker. Sie wollen sie
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