Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0653 - Der Terraner und der Rebell

Titel: 0653 - Der Terraner und der Rebell
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
bewußt, daß sie in Todesgefahr schwebte. Von ihr allein hing alles ab. Leben und Tod von unzähligen Mitgliedern der Widerstandsbewegung, die nicht nur auf dem dritten Planeten existierte, sondern auf allen bewohnten und erschlossenen Welten dieses Ercre-An-Thek-Sonnensystems. Und wenn man sie faßte, dann war alles verloren.
    Alles verloren... alles verloren... dieser Satz wiederholte sich sinnentleert in ihren Überlegungen.
    Die gelbe Sonne schlug wie ein Hammer auf sie nieder, als sie aus dem schmalen Waldstreifen hinaustaumelte.
    In weniger als zwanzig Stunden drehte sich der dritte Planet einmal um seine Achse. Bis zum Einbruch der Dunkelheit waren es noch zwei oder zweieinhalb Stunden. Zitternd und hochgradig nervös spürte Siete-Torr, wie die Sekunden unwiderruflich vergingen. Bis sie selbst die nächste Kontaktperson erreichte, verging nicht nur eine Menge Zeit, sondern sie mußte auch einen bestimmten Weg zurücklegen. Jeder Verdacht, dem sie sich aussetzte, konnte diesen Weg unterbrechen. Und es gab keinen anderen Weg bis zur nächsten Kontaktperson.
    Schneller! befahl sie sich. Schneller und nicht so auffällig!
    Die Achse des Planeten stand verhältnismäßig senkrecht zur Bahn der Ekliptik. Dadurch hielten sich klimatische Schwankungen innerhalb enger Grenzen, und ein Wechsel der Jahreszeiten entbehrte jeder natürlichen Dramatik. Hoptrec-Haich war vollindustrialisiert, aber diese uralte Welt hatte in jeder Hinsicht das ökologische Gleichgewicht behalten können. Einer der Beweise waren die Inseln hinter dem Riff, jenseits der Klippen, die so gut wie naturbelassen und von der Zivilisation nicht geschädigt waren.
    „Diese Laren! Diese verdammten Laren!" stöhnte sie auf.
    An ihren halbhohen Stiefeln klebten nasse Pflanzenteile.
    Sie rannte über den weißen Sand, vorbei an den dunkelgrünen, weichen Rasenflächen, auf den langen Schwimmsteg zu.
    Dort waren eine Reihe bewußt altertümlicher Boote festgemacht. Eines davon gehörte der Inselverwaltung, deren Angestellte sie war.
    „Ich bin nur ein kleines Rädchen in der Organisation!" sagte sie leise und zwang sich mit aller Gewalt dazu, nicht mehr zu rennen. Ein paar Boote waren besetzt, es gab einige Schwimmer, und auf den Schwimminseln saßen und lagen Sonnenhungrige. Siete-Torr betrat den Steg. Ein langer Weg lag noch vor ihr, in einigen Etappen.
    Sie blieb stehen und holte tief Luft. Die innere Aufregung drohte sie zu ersticken.
    Langsam sah sie sich um.
    „Niemand verfolgt mich!" stellte sie nicht ohne Verwunderung fest. Aber das hatte wenig zu bedeuten; die beiden Laren brauchten nicht hinter ihr herzurennen. Ein einfaches Kommando genügte, und entlang ihres langen Weges würden zahlreiche Fallen aufgestellt werden. Sie erinnerte sich an die Szene, an ihr Erschrecken, als sie die etwa fünfzehn Sätze mit der furchtbaren Wahrheit verstanden hatte, an ihren Versuch, ihr Entsetzen möglichst souverän zu verbergen. Waren die beiden massigen, breitschultrigen Laren mit der unauffällig-auffälligen Kleidung auf sie aufmerksam geworden?
    Sie hoffte es nicht, denn das würde ihren Versuch schon jetzt zum Scheitern verurteilt haben.
    Nur ein wenig beruhigt, aber sich mühsam beherrschend, ging sie weiter. Unter den Sohlen der Stiefel schwankte der weiße Steg ein wenig in der Dünung des Ozeans.
    Siete-Torr ging bis in die Mitte des Stegs. Sie mußte hinüber zum Kontinent. Das würde einige Zeit dauern; eine ungefährliche Sache, wenn sie nicht verfolgt wurde. Ein Wagnis auf Leben und Tod, wenn sich die beiden Laren an sie erinnerten.
    Sie gab sich innerlich einen Ruck und sprang auf das Heck des Bootes. Noch war niemand auf sie aufmerksam geworden, denn Boote, die ablegten oder anlegten, waren normal. Sie balancierte über den schwankenden weißen Körper und machte die zwei Magnethaken los, die das Boot mit dem Steg verbanden.
    Der Motor brummte auf. Im Heck des schlanken Bootes erschien wirbelndes weißes Wasser. Mit zwei Handgriffen löste Siete-Torr auch den magnetischen Anker, dann setzte sie sich.
    Das Boot schoß seitlich vom Steg weg, noch sehr langsam, hinaus auf die freie See. Sie blickte angestrengt nach Schwimmern aus, aber zwischen ihr und dem Horizont sah sie nur vereinzelte weiße Wellenkämme.
    „Ich werde es versuchen!" versprach sie.
    Das Brummen der Maschine wurde lauter. Der Andruck preßte sie leicht gegen die Rücklehne des stark gefederten Sitzes.
    Energiezufuhr, andere Uhren und Skalen, die Trimmanzeige... langsam
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher