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0651 - Zeitfeuer

0651 - Zeitfeuer

Titel: 0651 - Zeitfeuer
Autoren: Werner Kurt Giesa
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meines Gegners ist mein Verbündeter. Eine alte Regel, die nicht immer stimmte. Aber ihm blieben nicht sehr viele Optionen.
    Er sah, daß Shado zitterte. Er konnte die Anstrengung des australischen Ureinwohners beinahe so spüren, als sei er, Stefan Kreis, es selbst, der diesen Kampf führte.
    Die Lichteffekte um Shys Hand flackerten nicht mehr. Keine Funken sprühten. Aber sie lächelte so boshaft, daß Kreis bei diesem Anblick zu frieren begann, trotz des heißen Klimas. So wie er Shados Anstrengung spürte, nahm er Shys Siegesgewißheit wahr.
    Tu etwas ! drang eine fremde Stimme in sein Bewußtsein ein. Hilf mir! Denn sonst wird dir niemand mehr helfen können!
    Es war Shados Stimme, so wie er sie vorhin mit seinen Ohren gehört hatte.
    Kreis atmete tief durch.
    Daß Shy unübersehbar eine Frau war, war sein größtes Handicap. Eine Frau zu schlagen, fiel ihm nicht leicht. Er hatte es zum ersten Mal in seinem Leben getan, als er Shy betäubte hatte, um sie dann zu fesseln. Sie war schneller wieder erwacht und hatte sich rascher von ihren Fesseln befreien können, als er gedacht hatte.
    Kein Wunder, wenn sie so eigenartige Kräfte besaß! Magie… Mit Magie war alles möglich!
    Aber er hatte sie schon einmal ausgeschaltet. Es würde ihm auch ein zweites Mal gelingen.
    Entschlossen sprang er sie an, riß sie mit sich zu Boden und versetzte ihr einen betäubenden Hieb.
    Sekundenlang verharrte er, die Faust wieder erhoben, um noch einmal zuzuschlagen. Aber sie rührte sich nicht, wehrte sich nicht gegen ihn. Ihre Augen waren geschlossen. Aber ihr Gesicht zeigte immer noch die Fratze des bösen Triumphs.
    Kreis erhob sich wieder.
    Er sah sich nach Shado um.
    Der Aborigine lag ebenfalls bewußtlos am Boden!
    ***
    Irgendwann, nach Ewigkeiten, spürte Zamorra, wie sich etwas veränderte.
    Gewöhnte er sich doch daran, den immerwährenden Schmerz des Feuers zu fühlen?
    Aber es war etwas anderes.
    Etwas anderes, Fremdes, kämpfte dagegen an. Es kam von außen!
    Es dauerte eine Weile, bis er begriff, worum es sich handelte. Merlins Stern, das handtellergroße Amulett, das der Zauberer Merlin einst aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hatte, griff ein und versuchte seinem Besitzer zu helfen!
    Nur mühsam kehrte das Denkvermögen durch die pausenlos pulsierenden Schmerzwellen zurück. Aber Zamorra konnte nicht sagen, ob er das Amulett von Anfang an bei sich getragen hatte, oder ob er es in den letzten Minuten, Stunden, Jahrtausenden zu sich gerufen hatte.
    Er nahm an, daß er es bereits vorher getragen hatte.
    Doch es konnte ihm nicht so schnell helfen.
    Es war ihm nicht gelungen, das Seelenfeuer fernzuhalten, das nach ihm und Nicole gegriffen hatte. Die Reaktion der magischen Silberscheibe war zu langsam gewesen. Jetzt aber ging sie das Problem gewissermaßen von außen her an.
    Wie, blieb Zamorra unklar.
    Er wußte nur, daß eine Abschirmung von innen her unmöglich war. Denn das Seelenfeuer brannte ja in seinem Inneren.
    Was also tat Merlins Stern, um zu helfen? Auf welche Weise schützte er Zamorra vor sich selbst?
    Er konzentrierte sich auf den Versuch, es festzustellen. Aber es gelang ihm nicht. Statt dessen fand er für einen Moment telepathischen Kontakt zu Nicole. Es brachte ihn fast um, zu fühlen, wie sie litt, ohne daß er ihr helfen konnte. Das war schlimmer als der eigene Schmerz.
    Aber dann war da noch etwas.
    Don Cristofero war wieder da!
    Der, durch den die Zündung der beiden Seelen erfolgt war. Der, welcher schon vorher im Seelenfeuer gebrannt und gelitten hatte! Und der jetzt immer noch brannte!
    Eine Verbindung kam zustande. Gedanken berührten sich.
    Zamorra zuckte zurück.
    Gedanken, die aus dem Wahnsinn kamen.
    Cristoferos Seele, sein Geist, sein Bewußtsein - wie auch immer man das nennen mochte, was von ihm noch übriggeblieben war - hatte den Verstand verloren. Vielleicht seine einzige Chance, sich vor dem ewigen Feuer zu retten.
    Aber dann bemühte Zamorra sich mit aller Konzentration, die Verbindung wieder aufzunehmen, ehe ihm Cristoferos Seele zum zweiten Mal entglitt. Und irgendwie gelang es ihm, irgendwie war aber auch der eigene Schmerz geringer. Gerade so, als ob die Verbindung zwischen ihnen ihn zurückdrängte, abmilderte.
    Oder hing es mit dem Amulett zusammen?
    Zamorra nahm sich nicht die Zeit, das ausgerechnet jetzt zu ergründen. Er mußte seine Chance nutzen. Wer weiß, wann er noch einmal dazu kam.
    Er mußte Fragen stellen.
    Er mußte herausfinden, was geschehen war und
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