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0650 - Bestien in New York

0650 - Bestien in New York

Titel: 0650 - Bestien in New York
Autoren: Jason Dark
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hielt er weiterhin in die Höhe gerichtet, als hätte er Angst, dass der Mond verschwinden könnte.
    Noch deckte ihn hohes, dichtes Gestrüpp. Je mehr er sich der Straße näherte, um so übersichtlicher und auch deckungsloser wurde das Gelände.
    Nie hätte sich Trevayne so auffällig bewegt. So etwas wäre ihm überhaupt nicht in den Sinn gekommen, doch in diesen Momenten sah er nur den Himmel und den Mond.
    Seine Flucht, seine Verfolgung, die zahlreichen Polizisten, das lag alles so weit zurück. In den letzten Minuten war ihm etwas anderes viel wichtiger.
    Er ging wie ein Schlafwandler oder ein Mondsüchtiger der Straße entgegen. In der Phase zwischen Hell und Dunkel war die Luft noch einmal sehr klar geworden. Sie wirkte beinahe gläsern und eine Gestalt wie die des Killers zeichnete sich überdeutlich dort ab.
    Er ging wie auf dem Präsentierteller, während in seinem Innern ein regelrechter Austausch stattfand.
    Als er die Straße erreichte, übersah er den Graben, trat hinein und knickte nach vorn. Er kroch an der anderen Seite wieder aus ihm hervor und stellte sich auf die Fahrbahn, auf der noch die letzten dunkelroten Strahlen verglühten.
    Über ihm der Himmel - und der Mond!
    Trevayne spürte, wie er zitterte. Er verspürte keine Kopfschmerzen, aber in seinem Schädel brauste es und er hatte das Gefühl, als würde er jeden Augenblick von der Straße abheben und dem Mond entgegenfliegen.
    Die MPi war ihm zu schwer geworden. Er ließ sie von der Schulter rutschen. Sie fand neben ihm Platz.
    Adnan Trevayne kniete und schaute gegen den dunklen Himmel. Blass leuchtete ihm das eine Auge entgegen. Ein Locken war dies, ein verzweifeltes Schauen und gleichzeitig eine Begrüßung, die ihn innerlich aufwühlte.
    War das das Blut, das wie ein gewaltiger Wasserfall durch seine Adern rauschte und in seinem Kopf die Echos hinterließ? Oder erreichte ihn die Botschaft aus dem Bereich des Alls, wo der Mond seinen Platz gefunden hatte?
    Früher hatte er die Strahlen nie gespürt. Das war nun anders geworden. Obwohl der Mond noch nicht seine volle Farbe erreicht hatte, kam sich Trevayne vor, als könnte er in dessen Strahlen baden.
    Sie schmeichelten ihm, sie trafen sein Gesicht, die streichelten seinen Körper wie mit zahlreichen Händen und sie waren einfach überall zu finden. Der Strahlenschleier schien sich einzig und allein auf ihn zu konzentrieren. Etwas Unerklärliches, Wunderbares war geschehen, und so fühlte sich der hartgesottene Killer auch.
    Dass er einen Teil der Beute an seinem Leib verborgen hielt, störte ihn nicht mehr. Das war unwichtig geworden. Ebenfalls seine nähere Umgebung, für die er keinen Blick mehr hatte.
    Dabei hätte er lieber hinschauen sollen, denn er war seinen Jägern schon längst in die Falle gegangen.
    Sie hatten ihn entdeckt, sie hatten ihn verfolgt und sie waren dabei sehr raffiniert vorgegangen. Es war ihnen gelungen, ihre gesamte Routine auszuspielen, und plötzlich steckte er in der Falle. Nichts ging mehr, aber das kümmerte ihn nicht.
    Etwa zwanzig Polizisten lauerten in der Nähe. Die Fahrzeuge hatten sie in der nahen Umgebung versteckt, wo sie von den dichten Buschreihen verdeckt wurden.
    Starke Ferngläser waren ebenso auf das Zielobjekt gerichtet wie die Mündungen der Gewehre.
    Sie hätten auch geschossen, aber das Verhalten des Killers hatte sie zögern lassen.
    Keiner der Männer wusste, wie er sich so etwas erklären sollte. Da kamen sie einfach nicht mit, das war verrückt, und sie konnten über derartige Dinge nur den Kopf schütteln.
    Der Mörder kniete auf der Fahrbahn, ohne sich zu rühren. Nur den Kopf hielt er leicht erhoben und schaute in den Himmel. Was ihn dort interessierte, wussten die Polizisten nicht. Aber es sah so aus, als würde er den Mond anstarren, um von ihm eine entsprechende Antwort auf gewisse Fragen zu erhalten.
    Die beiden Einsatzleiter unterhielten sich per Sprechfunk und beide gaben ihre Ratlosigkeit deutlich zu.
    »Angriff?«
    »Nein, nicht direkt.«
    »Du willst ihn lebend, Jack?«
    »Und ob. Er hat zwei meiner Leute auf dem Gewissen. Zwei Kollegen, denk daran.«
    »Okay, wie machen wir es?«
    »Weiterhin an ihn heranschleichen. Wenn er so hocken bleibt, packen wir ihn.«
    »Over!«
    Die beiden Männer brauchten nicht mehr länger zu reden. Sie kamen auch so klar.
    Die Befehle wurden flüsternd weitergegeben. Jeder der Polizisten sollte Bescheid wissen, keiner durfte einen Fehler begehen. Insgeheim waren die Männer froh, dass es unter
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