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065 - Überfallkommando

065 - Überfallkommando

Titel: 065 - Überfallkommando
Autoren: Edgar Wallace
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Schlafraum, sah sich dort um, nahm die Violine und den Bogen und betrachtete sie nachdenklich.
    »Sein Instrument hat er nicht mitgenommen, wie ich sehe.« Er nahm die Violine unters Kinn und spielte eine kurze Melodie. »Sie wußten wohl nicht, daß ich Geige spiele?« fragte er, als er sie wieder auf den Tisch legte.
    »Ich weiß nur, daß Sie sich hier aufspielen wollen. Ihre künstlerische Veranlagung scheint sich irgendwie betätigen zu müssen«, erwiderte Mark bissig.
    Bradley sah ihn scharf an.
    »Sie müssen sich von dem Wahn freimachen, daß Sie hier als Volksredner vor einer großen Versammlung stehen, McGill. Sagen Sie mir lieber, wo ich Li Yoseph finden kann.«
    Marks Gesicht wurde dunkelrot, offener Haß flammte aus seinen Blicken.
    »Wenn Sie wissen wollen, warum ich hierher kam, dann werde ich es Ihnen sagen. Tiser und ich versuchen etwas Gutes in der Welt zu tun und den Leuten zu helfen, die Sie unterdrückt und zugrunde gerichtet haben, Bradley -«
    Der Detektiv lächelte.
    »Ach, ich kenne Ihre Herberge, wenn Sie dieses Heim für Obdachlose meinen«, entgegnete er trocken. »Das ist doch weiter nichts als ein Ihnen angenehmer Treffpunkt für Verbrecher, die Sie für Ihre Zwecke brauchen können. Eine geniale Idee. Ich habe gehört, daß Sie dort fromme Predigten halten, Tiser?«
    Der Mann grinste nur furchtsam, er war noch nicht fähig zu sprechen.
    »Sie wollen mir doch nicht etwa erzählen, daß Sie Li Yoseph aufsuchten, damit er Ihnen bei der Besserung der Sträflinge helfen sollte? Wenn Sie das -«
    In diesem Augenblick wurde Bradley von einem Beamten dringend auf den Gang gerufen. Er ging sofort hin und sprach mit ihm. Mark McGill sah das Erstaunen in seinem Gesicht.
    »Nun gut, sagen Sie Miss Ferryman, daß sie hereinkommen kann.«
    Ann Ferryman trat langsam ein und schaute von einem zum andern.
    »Wo ist Mr. Yoseph?«
    »Dieselbe Frage habe ich eben auch gestellt«, erwiderte Bradley freundlich.
    Sie beachtete ihn nicht und wiederholte ihre Frage.
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete Mark. »Vor einigen Minuten war er noch hier. Er ist aus irgendeinem Grund fortgegangen und bisher noch nicht wieder zurückgekommen.«
    Ann fühlte plötzlich, wie jemand ihren Arm faßte und sie herumzog. Sie zitterte vor Entrüstung, als sie Inspektor Bradleys Blick begegnete.
    »Miss Ferryman, wollen Sie so liebenswürdig sein und mir sagen, warum Sie jetzt hierherkamen? Ich frage Sie in meiner Eigenschaft als Polizeibeamter.«
    »Ich kam, weil er mir schrieb, daß ich ihn besuchen solle«, erwiderte sie atemlos.
    »Bitte, zeigen Sie mir seine Mitteilung.«
    Tiser starrte sie mit offenem Mund an; auch Mark McGills Züge verrieten ungewöhnliche Bestürzung.
    Ann Ferryman zögerte, dann riß sie mit einer hastigen Bewegung ihre Handtasche auf und zog ein Blatt Papier hervor. Bradley las die beiden schnell hingeworfenen Zeilen:
    »Ich muß Sie um zehn Uhr sehen. Es ist äußerst dringend.«
    »Wo ist der Briefumschlag?«
    »Den habe ich weggeworfen.« Sie atmete schnell, und ihre Stimme zitterte; aber Bradley wußte, daß nicht Furcht die Ursache ihrer Erregung war.
    »Der Brief wurde Ihnen wohl durch einen Boten überbracht? Li hatte zuerst die Absicht, ihn durch die Polizei zu schicken. Er wollte Sie morgen abend sehen - ich hatte auch eine Verabredung mit ihm für dieselbe Zeit«, warf Mark ein.
    Bradley sah ihn durchbohrend an, aber McGill hielt den Blick aus.
    »Wollen Sie mir bitte erklären, was dies alles zu bedeuten hat?« fragte Ann.
    Mühsam hatte sie ihre Selbstbeherrschung wiedererlangt.
    »Was das bedeutet?« erwiderte Bradley kühl. »Die Fliegende Kolonne ist hier - oder wenigstens eine Abteilung von ihr. Ich kam hierher, um Li Yoseph in Schutzhaft zu nehmen, bevor ihm etwas zustoßen konnte. Er wollte mir heute einen Brief schicken, und ich nahm an, daß er denselben Boten benützen würde, den er Ihnen gesandt hat. Ich verrate kein Dienstgeheimnis, wenn ich Ihnen sage, daß ich um Li Yoseph ernstlich besorgt war und ihn in Sicherheit bringen wollte, bevor ihn dasselbe Schicksal erreicht wie Ihren Bruder.«
    Ann Perrymans Lippen zitterten, aber wieder gelang es ihr, sich zu beherrschen.
    »Sie meinen, bevor er durch die Hand von Polizeibeamten umgebracht wurde?« sagte sie leise, beinahe flüsternd. »Auf diese Weise ist mein Bruder ums Leben gekommen - wollten sie mit Li Yoseph auf dieselbe Weise verfahren? Als Sie mich vorhin am Arm packten und herumrissen, als ob ich eine Ihrer Gefangenen
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